Ein Verlagsfest in Frankfurt, eine Jubiläumsfeier. Auf dem Pissoir traf ich Peter Sloterdijk. Er benutzte das Urinal links von mir. Danach, beim Händewaschen, wechselten wir einige Worte und verließen die Toilette gemeinsam. Eine kleine Frau mit Aufnahmegerät steuerte auf uns zu. Sie reckte ihr Mikro Sloterdijk entgegen, er ist riesig, und wisperte: 'Herr Handke', oder besser 'Cherr Chandke', wie sie in ihrem Akzent sagte: 'Cherr Chandke, würden Sie mir ein Interview für Ihre polnischen Leser geben?' Erst da erkannte ich, daß Sloterdijk, von dem ich bisher meinte, er bemühe sich, ein Widerpart von Jürgen Habermas zu werden, mit seiner Mähne und dem Schnauzbart eine gewisse Ähnlichkeit mit Peter Handke aufwies; eine Ähnlichkeit, die dem schlankeren und feingliedrigen Dichter zwar nicht schmeichelt, aber dennoch nicht zu leugnen ist.
Im Unterschied zu mir hatte Sloterdijk, der einige Köpfe größer ist als ich, nicht verstanden, was ihm da unten zugemurmelt worden war. Er beugte sich vor und fragte: 'Wie bitte?' ö 'Würden Sie mir ein Interview für Ihre polnischen Leser geben?' Sloterdijk schien ein wenig überrascht, willigte jedoch sogleich ein, und höflicher Paparazzi, der ich bin, entfernte ich mich mit einem Kopfnicken.
Aus der Ferne sah ich zu, wie sich Peter S. als Double von Peter H. machte. Nicht schlecht, muß ich sagen, gar nicht schlecht. Ich glaube, er ahnt bis heute nichts von der Verwechslung. Irgendwo in Polen muß dieses Handke-Interview erschienen sein.
(Beitrag wurde von Doron am 29.01.2001 um 14:01 Uhr bearbeitet.)
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