Es ist heiß in London. 30 Grad. Der Engländer spricht ja schon ab 23 Grad von einer Hitzewelle, vielleicht sind deshalb alle so gut vorbereitet und nur ich bin zu warm angezogen. Mir ist heiß, ich schwitze, habe die Ärmel hochgeschoben, die Haare nach oben gepfriemelt, egal wie es aussieht.
An der kleinen U Bahnstation brennt mir die Sonne auf die Haut. Die schweren Taschen tragen auch nicht zum Wohlfühlfaktor bei, die Bahn kommt, wir sind froh, dass sie fast leer und kühl ist.
Wir lassen uns in die Sitze fallen.
Nach einiger Zeit beginnt mein Blick zu schweifen. Weiter rechts eine ältere Asiatin mit zwei Kindern, schräg gegenüber ein finnisches Paar, er mit sehr rotem Kopf und blonden dünnen Haaren. Und einem blauen T Shirt auf dem Suomi steht.
Schräg links gegenüber ein dünner Mann mit dunklem struppigen Haar, dunkler, weiter Anzug, schwarzes T Shirt darunter, die dünnen Beine verknotet und übereinanander geschlagen. „Auch falsch angezogen“, denke ich.
Er ist kunstvoll über seinen Sohn gebeugt, man weiß nicht wo Anzug, Beine und Arme enden und beginnen. Beide sind in ein Spiel auf dem iPhone vertieft.
Der Mann bewegt sich nun und es sieht so aus wie ein Knäuel Papier, das gerade noch zusammengeknüllt, sich von selbst entfaltet und auf dem, sobald es wieder ganz glatt ist, Jarvis Cocker steht.
Jetzt glotze ich nur noch aus dem Augenwinkel.
Der Junge protestiert ein wenig, als sein Vater das Telefon an sich nimmt und ich bin froh, berichten zu können, dass Jarvis Cocker die Kunst beherrscht, mit seiner grandiosen Stimme in der Öffentlichkeit so leise und diskret zu telefonieren, dass es kaum jemand wahrnimmt.
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