Vor zirka acht Jahren habe ich mal ein Praktikum bei einer Düsseldorfer Tageszeitung gemacht. Der damalige Lokalchef dort hatte zwei Hobbies: eine selbst gefertigte Fotosammlung leicht bis gar nicht bekleideter junger Praktikantinnen und die Bekannschaft möglichst vieler Prominenter. Die wurden dann zu Interviews und Leser-Telefonaktionen in die Redaktion eingeladen. Die Telefonaktionen waren meist gefaked, da es sich bei den interessierten Anrufern überwiegend um Kollegen aus dem Vertrieb oder der Marketingabteilung handelte.
In meine Zeit fiel ein Besuch der Ex-Thomaner-Chorknaben „Die Prinzen“ und ich sollte mich um die kümmern. Jetzt wären mir damals Henry Rollins oder Motörhead schon lieber gewesen, aber da können die ja nix für, dachte ich. Und dass sie so scheiße aussehen, ist nicht ihre Schuld, von den Frisuren mal ab. Sächsisch finde ich auch schlimm, aber ist halt deren Idiom. Vielleicht sind die ja nett.
Sind die aber nicht. Kaum waren die zur Tür rein, sagt der mit dem gelben Pottschnitt in breitestem Sächsisch zu mir: „Die Brödschen sähn abba lägger aus. Sind die so lägger wie du?“ Ich weiß nicht, ob das in Sachsen der Super-Anmachspruch ist, aber wenn da wirklich die schönsten Mädchen wachsen, sollten sie auf den Bäumen bleiben. Der Rest der coolen Gang fand den Spruch jedoch total lustig und lag fast auf dem Boden. Am lautesten lachte übrigens der Lokalchef, was ich befremdlich fand. Aber da konnte ich auch noch nicht wissen, dass er sich am nächsten Tag in der Teeküche an mich ranschleichen wird um mich zu einer kleinen Foto-Session in sein Privatstudio zu bitten.
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