Das ist ein psychologisches Gesetz, dass was wir für Stars halten, ganz klein ist, so lange wir fern bleiben, auch wenn wir nah zu kommen glauben. Darum heissen sie ja Sterne. Die strahlen wie verrückt und sind doch nur Stecknadelpunkte gegen einen tiefen Vollmond, der uns einfach näher ist. Wohin will ich abschweifen? Mal in Paris hielt kurz vorm Hotel an einer kleinen Menschenmenge, die wiederum an einer Eisentür eines Clubs wartete, ein riesiges schwarzes Auto, seiner Zeit voraus ein SUV mit dunklen Scheiben. Erst entstieg ein grosser schwarzer Mann, checkte kurz die Lage, öffnete die Hintertüre und ein winziges Männchen in wehendem Mantel sprang vom Rücksitz und lief unter Johlen der Wartenden rasch zur Tür und verschwand. Ehe ich „TAFCAP“ im Hirnscrabble zusammenbuchstabiert hatte, war er schon wieder weg. Erst dann übrigens stiegen die restlichen Mädels aus dem Auto, was innen noch viel grösser sein musste als man von aussen sah. Ich ging mit meiner Begleitung ins Hotel und wir sahen vom Balkon aus eine Viertelstunde später den umgekehrten Vorgang. Zu dieser Zeit, mit "Slave" auf der Backe (Wange) verdiente sich Prince Rogers Nelson sein Beigeld wahrscheinlich damit, in Pariser Clubs einzureiten und sie aufzuhippen, damit wir später hier darüber schreiben können.
Alle Grossen sind klein. Es gibt Aufnahmen von Keith Richards in seinem Privathaus, die uns erklären sollen, was der nette Ungekämmte eigentlich zwischen zwei letzten Tourneen macht. Er liegt auf einem riesigen Sofa, guckt seine beeindruckende Bibliothek an und klimpert Klampfe. Nur sieht man das eben nicht, nur die Gitarre, Keith, der Winzige, ist in die Sofaritze gerutscht und man hört das Wunder einer selbst spielenden Gitarre.
Warum wohl trennte sich Jerry Hall von dem anderen Winzling, dem sie kürzlich per Weltpresse mitteilte, dass ihr Sex immer besser werde, was auch heisst, der Sex nach ihm. Ich habe Jagger bisher nur durch Ferngläser gesehen, so klein ist der. Man stelle sich die grosse, amazonenhafte Jerry Hall vor, wie sie nackt mit einem Fernglas vor den Augen auf das Bett zusteuert und den Mick in den Falten des Lakens sucht. Sie ist eine Frau mit Klasse und keine Galionsfigur, die musste sich trennen.
Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Den ersten Teil eines Stoneskonzertes stand mal Endo Anaconda vor mir. Da hätte ich mich auch mit dem MP3 Player vor einen Baum setzen können. Später traf ich ihn direkter, seine riesige Grösse, die zu diesem riesigen Künstler passt, lässt ihn leise und sehr behutsam sein. Sehr angenehm. Doch er ist die Ausnahme, wie Kohl, die Klitschkos und Arnie, der zum realen Terminator wurde. (Weder handelt er wie ein Mensch noch sieht er so aus.)
Doch, es stimmt schon, Proms und Wichtige sind in der Regel winzig klein. Wenn ich nackt vor einem Spiegel stehe, ist eher klein, was manchmal prominent ist.
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