es war nur eine kleine email: "habe eine ehrenkarte frei für die büchnerpreisverleihung am wochenende, meine frau ist verhindert, wer sich als erster meldet und sich einigermassen schick anziehen kann, darf mitkommen."
um circa 22:45 entdeckte ich diesen "aufruf" in meinem computer, schrieb k. eine mail, den nächsten tag verabredeten wir uns, er solle mich in darmstadt vom bahnhof abholen, ich überlegte mir, was ich "offizielles" anziehen könne und fragte mich, ob ich drei stunden rede im staatstheater überhaupt ertragen würde.
die hochoffizielle veranstaltung, alle trugen schwarze anzüge, die attraktiven damen um die 50 schweres make-up, war erträglicher als ich es vermutet hatte, nur leider hatte ich meine brille vergessen und sass relativ weit hinten, musste also die augen zukneifen, um zum beispiel brigitte kronauers, der diesjährigen büchnerpreisträgerin, blonde eindrucksvolle mähne erspähen zu können.
als alle lobeshymnen und dankesreden vorbei, die lichter der kameras ausgegangen waren, holte ich mir im foyer ein glas weisswein und entdeckte gabi, eine sehr gute bekannte von mir, am bücherstand. natürlich, sie arbeitet doch als buchhändlerin in darmstadt und für sie und ihre buchhandlung war diese preisverleihung ein pflichttermin.
wir unterhielten uns lange, zu lange, wie sich herausstellte, denn plötzlich waren alle gegangen, nur eine gruppe von menschen befand sich kurz vor dem ausgang, komplett unbefangen fragte ich sie, ob sie in die orangerie zum büffett fahren würden, ob sie noch einen platz im auto frei haben würden, ich würde darmstadt nicht allzu gut kennen und mein "mentor" nebst auto sei verschwunden.
etwas überrascht nahmen sie mich mit.
erst als ich ins auto eingestiegen war, überkam es mich plötzlich. ich sass hier neben brigitte kronauer und ihrem mann inklusive der verlegerin und ich wurde auf einmal total verlegen, schüttelte ihr die hand und gratulierte ihr zu diesem preis, etwas sehr hilflos wahrscheinlich.
wie sollte ich diese situation noch retten?
ich war froh als wir endlich am ziel angekommen waren und unser unbeholfener small-talk zu ende war.
gestern habe ich sie gegoogelt und sie scheint unter anderem satirische texte zu schreiben (hat zum beispiel mit der old-school der titanic-jungs publiziert) und von daher hat sie vielleicht in der latenz einen sinn für situationskomik.
hoffentlich.
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