Prominente anzusprechen ist ungezogen, sie zu fotografieren oder sich von ihnen ein Autogramm zu "holen" noch schlimmer, ich bedaure all jene, die diesem niedrigen Impuls nicht widerstehen können, für diese Jungs und Mädels war dieses Forum vor 27 Jahren ursprünglich auch nicht angelegt worden, deshalb zögerte ich kurz, ob ich ihm hinterherlaufen sollte, dem kleinen Mann, der da eben an mir vorbeiging, tat es aber dennoch, weil, es war ja nur die Stimme. Von Ben Kingsley. Ich lief ihm also nach 40 Überlegungssekunden nach: "Verzeihung, Ben Kingsley?" Er bekam natürlich den Schreck, den ich nicht beabsichtigte, aber mir denken konnte, in dieser ganzen Aktion tat ich mir eher selbst leid, als ihm, er wusste nichts von meiner pseudodogmatischen Zerrissen- und Zerrüttetheit, nicht mal zu wissen, ob man Zerrissenheit mit 2 R schreibt oder mit einem, zu dumm, und wie kann man sich unter dem Deckmantel des Auskenners so entwürdigen und einen kleinen Mann erschrecken? Dabei sieht die deutsche Stimme von Ben Kingsley eh ganz kommod in MEINEM Sinne aus, ziemlich exakt wie Montgomery Burns von den Simpsons, also gut fies, der Nervensägen, wenn sie lästig werden, Hunde an den Hals hetzt, "oder Bienen, oder Hunde mit dem Maul voller Bienen, die sie nur auspusten müssen", Zitat Homer Simpson. Ja, ok, ich hab halt diese komische Stimmenobsession, ich sehe ein sprechendes Gesicht irgendwo, und speicher sofort die Stimme in einer geheimen Schublade in meinem Gehirn ab, vielleicht seit ich Wolfgang Pampel, die Stimme von Harrisson Ford mal vor langer Zeit für ein Theaterstück beschäftigte (500 Euro kostete das damals, Dr Ankowitsch hat alles bezahlt, wie üblich), "ich kenne ihn gut", sagt Kingsley, Pampel sei ein Kollege, "ein Freund", ich: "Grüßen Sie ihn bitte von mir", von wem, vergaß ich in der Aufregung zu sagen, und dass der einzige "Kingsley", der bei mir haften geblieben ist, der ganz okaye, sadistische "Sexy Beast" ist, all die Leidensfiguren (Ghandi, Schindlers Liste) kenne ich nicht, aber das ist ja auch nicht das Problem der Rolle der Stimme, ich wollte den kleinen Mann nicht aufhalten. Trotzdem bilde ich mir ein, dass er sich freute, dass ich ihn, obwohl er garnichts gesagt hatte, sondern nur GING, lediglich auf seine Stimme angesprochen hatte, und von restlichen Lästigkeiten, wie Autogramme usw verschont hatte. "Ich mache mittlerweile nur noch Kingsley", erklärte er, ohne dass ich danach gefragt hätte, "demnächst für Oliver Twist", mit der Ben-Kingsley-Stimme, in der hässlichen Fussgängerröhre zwischen Oper und Karlsplatz (mehr über sie demnächst in der http//riesenmaschine.de). Wen hat er noch gesprochen? Ich wills eigentlich gar nicht wissen, sowenig, wie ich seinen richtigen Namen eigentlich wissen will. Bei Pampel ist das oke, erstens weil er nicht nur Harrisson Ford spricht, sondern auch andere, zB Larry Hagman/JR Ewing, und 2tens, weil Pampel einfach ein GUTER NAME ist, leichtzumögen und zu merken.
Ich ging in ein miefendes Lokal in dieser hässlichen Röhre, um von Ben runterzukommen, und um den Artikel in der SZ über das Comeback von Kate Bush zu lesen, DER STIMME, um wie in allen anderen Gazetten wieder viel über Björk zu lesen, aber nichts über Liz Fraser von den Cocteux Twins, Frauen deren Stimmen angeblich beeinflusst wurden von Kate Bush, was natürlich vollkommener und haarsträubender Blödsinn ist, wie kann man denn eine einzigartige Stimme kopieren wollen, um eigenständige Musik machen zu wollen, aber natürlich wieder nichts über Liz, dabei ist sie sicher die allerallerbeste Schwester von Kate. Beide werden sich respektieren, für ihr Oeuvre, keine von beiden wird sich als Kopie der anderen sehen, grotesk etwas anders annehmen zu wollen.
Was für eine arme Feuilletonsau, die gezwungen wird zu schreiben, dass "ohne Kate Bush gäbs keine Björk"?
Im Mieflokal dudelte "Tripping" von Robby Williams, und exakt gleichzeitig dudelten eines Jünglings Handy als Klingelton ebenfalls die Anfangstakte von Tripping, ganz leicht zeitverzögert, mittige Studenten können aus sowas sicher ganz leicht "Konkrete Musik", im Sinne von Pierre Henry machen und ein wunderbares Stipendium (Staatsknete) abgreifen, ich hab mich nur gefragt, erfüllte den Buben das voll Stolz, das "sein Lied" lief, oder war es ihm peinlich, ich weiss es nicht, aber als ich ihn mit seinem unsichtbaren Gesprächsteilnehmer reden hörte, wusste ich, dass ihm das vollkommen einerlei war, denn er hatte eine hässliche Stimme, wie als wenn wer in ein Ofenrohr redet und hinten kommt statt Ruß nur Käse raus.
Grünstichiger Gorgonzola, fraglos bröckelig.
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