In meinem elften Lebensjahr (ich muss damals so um die zehn Jahre alt gewesen sein), habe ich Silvester damit verbracht, Busen zu gucken. Die hüpften nämlich an jenem Abend zwischen den Sat1-Bällen und der Werbung auf rtl auf den beiden Sendern in einem fort.
Meine Eltern hatten Bekannte eingeladen und die ihre Kinder mitgebracht. Kinder, mit denen man spielen soll, weil sie im gleichen Alter sind. Aber das Alter macht ja nicht von allein jedes Spiel gut. Und so landeten wir vor dem Fernseher, guckten gemeinsam Busen und fanden es lustig.
Der Ober-Busen-Zeiger war damals Hugo-Egon Balder. Er hatte den Busen Ländernamen gegeben und ließ sie dann tanzen. Vorher mussten irgendwelche Kandidaten irgendwas machen, aber das habe ich nie mitbekommen. Dann kamen die Busen. Ich fand das ein sehr gelungenes Konzept und vermerkte in einer kleinen Notiz an mich selbst, dass ich später auch mal zum Fernsehen muss.
Heute zeigt der Balder Hugo-Egon keine Busen mehr, sondern stellt Fragen, die man nicht beantworten kann. Muss man aber auch nicht, denn das machen ulkige Prominente. Und wenn er gerade mal keine Fragen stellt, dann rennt er mit seinem Handy am Gendarmenmarkt in Berlin die Straße herunter. Er läßt eine Tüte in der Hand, mit der er nicht telefoniert, baumeln, wirkt souverän, erkennt, dass er auf eine Laterne zuläuft, schaut an ihr hoch, um festzustellen, dass darüber der Himmel blau und die Wolken weiß sind und stolpert dann in das Fahrrad, das unten an der Laterne angekettet ist. Ich gehe lachend auf der anderen Straßenseite und denke, dass ich Busen noch immer sehr super finde. Aber sowas auch.
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