Unweit von Kopenhagen befinden sich die Zentropa-Studios, eine alte aufgelassene US-Militärbasis, und da wurde ich im Vorjahr an einem sehr heissen Sommertag eingeladen, Lars von Trier zu interviewen. Solo. One on one. Oder richtiger: Durch einen kleinen Scriptwriter-Bungalow, den sich von Trier da, direkt neben dem Häuschen von Thomas Vinterberg, eingerichtet hatte, wurden in ca. dreiviertelstündlichem Abstand Journalisten aus aller Welt durchgelotst. Von Trier hatte eine kurze Hose an. Auf dem Schreibtisch türmten sich die Noten zu Wagners "Ring". Und während man mit ihm redete, lag der Meister auf der Couch, so als wäre das jetzt Therapie. Einmal starrte er kurz an die gegenüber liegende Wand und murmelte, mit Blick auf ein Rehgeweih: "Dies ist das erste und einzige Tier, dass ich erschossen habe." Nach dem Interview fragte er die Assistentin, ob er kurzt baden gehen könnte, in den studioeigenen Swimmingpool. Und dann fragte er, ob ich mitkommen will. "Ich, äh, habe keine Badehose mit", sagte ich. Er: "Wir gehen immer ohne Badehose in den Pool." Ich faselte etwas von dass mein Flieger bald etc. Und von Trier ging alleine baden bzw. mit einigen anderen Studiomenschen.
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