Kai Diekmann ist Chefredakteur und Herausgeber der Bild-Zeitung und der Bild am Sonntag. Er ist einer, der es geschafft hat, der bei den Kress-Koepfen nicht seine Email-Adresse angeben muss, sondern die seines/r Referenten/in. Ein toller Mann.
Gerüchte besagen, dass Diekmann Stresskotzer ist, das stand mal in der "Tempo", in einem Artikel von Lorenz Lorenz, der eigentlich wiederum Lorenz Schröter heißt, was aber unwichtig ist.
Jedenfalls sitze ich heute mittag draußen vor einer sogenannten Coffee-Bar, Zimmer- Ecke Markgrafenstraße, auf einem Metallstuhl. Hier wird das neue Springer-Haus gebaut, ein Millionengrab, in das der liebe HErr Döpfner sicherlich häufiger mit gesenktem Haupt hereinschaut, grübelnd, sich fragend, wie das alles jemals bezahlt werden soll. Wobei, Springer ist wieder schwarz. Wieder? Nein, ich meine finanziell, nicht politisch.
Ich sitze da und trinke KEINE latte macchiato, sondern eine Afri Cola. Wegen neunfacher Ironie-Ebene darf man das zur Zeit machen. Afri trinken. Diekmann sitzt zwei Tische weiter, zusammen mit drei anderen sehr wichtig und gestresst aussehenden Cheftypen. Sie recken und strecken sich und rauchen hektisch und machen sich groß und lang und toll. Diekmann sitzt sehr ruhig da, wirft hier und da spöttisch ein Wort ein.
Ist es Diekmann überhaupt? Man muss sich Diekmann von der Physiognomie her als eine Mischung aus Helmut Markwort, Konstantin Urban (Chef-Geldversenker der Holtzbrinck Networx) und einem gutmütigen Laubfrosch vorstellen. Ich wende einen selbst ausgedachten crazy Trick an. Schnappe mein Handy, halte es ans Ohr und rufe ganz laut "KAI?"
Diekmann dreht sich sofort um.
Ich fahre fort, ins Handy blubbernd: "Mensch, endlich erreiche ich Dich, .... hallo? Ich hab Dich nicht verstanden? In der Bahn? Na gut, dann ruf mich heute Abend an....".
Es scheint Diekmann zu sein.
Er benutzt auffällig viel Haargel, die Frisur sieht aus, als würde, wenn Diekmann seine Hand auf die Kugel eines sogenannen van de Graafschen Generator legte, jene Frisur vollkommen unbeeindruckt weiter am Kopf kleben. Sie würde vielleicht leise knistern. Anders als hier z.B.:
Diekmann macht eigentlich nur eines: Schweigen und spöttisch-wissend süß-sauer kucken. Immerhin isst er sein Tellerchen (Makkaroniauflauf, zu Trinken: Cola) schön sauber leer, streichelt kurz sein Wämslein und ich meine seine Lippen lautlos das Wort SATT formen zu sehen.
Ich versuche verzweifelt etwas wichtiges zu erhaschen, ein Wort, eine Sentenz, was druckreifes, doch Fehlanzeige. Dann nähert sich ein Fahrrad, und eine Frau steigt ab. Sie trägt ein dunkelgrünes einfach geschnittenes Baumwollkleid und sieht so umwerfend aus, so atemberaubend, so elektrisierend, dass ich den ollen Diekmann aufmerksamkeitsökonomisch links liegen lasse.
Ich fühle mich dabei sehr angenehm, geradezu leicht. Ziehe meine Strümpfe nochmal ordentlich hoch und setze mich gerade hin.
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