Es gibt scheinbar in mehreren größeren deutschen Stätten eine Familie, die angeekelte und gleichzeitig sensationslüsterne Neugier auf sich zieht. Niemand kennt diese Leute persönlich, doch jeder kennt mindestens einen, der jemanden kennt, der hautnahen Kontakt mit ihnen hatte. Außerdem meint man sich erinnern zu können, sie auch schon mal auf der Straße gesehen zu haben. Diese Leute sind prominent, ohne dass man ihre Namen kennt.
Man erzählt sich kichernd und mit weit aufgerissenen Mündern Geschichten von ihnen und niemand kann und will nachprüfen, ob diese denn tatsächlich stimmen. In der Stadt in der ich wohne sind das die Wombels. Es gibt viele Geschichten über die Wombels, ich greife einfach mal drei Episoden heraus und vielleicht finden wir ja heraus, ob es sich hier um schaurig-traurige Realität, oder frei erfundene, urbane Mythen handelt.
Die Wombels haben sich ihren Spitznamen durch ihr unförmiges Äußeres verdient: Vater, Mutter und drei bis fünf Kinder (so sicher ist man sich da nicht) sind unglaublich dick. Sie tragen alle die gleichen Trainingsanzüge und ziehen, immer wenn sie auf Tour gehen, einen Handwagen hinter sich her. Auch ich habe sie bereits mit eigenen Augen gesehen, ihre bloße Existenz ist also unbestritten.
Die Wombels und der Tierschutz
Man erzählt sich, dass die Wombels nun offiziell verboten bekommen haben, Tiere zu halten. Nachbarn hatten sich über den Gestank aus der Wohnung der Familie beschwert. Die Polizei erschien, trat ein und fand in der verwahrlosten Küche schnell den Grund für den Gestank. Für den Eigenbedarf waren die Wombels dabei, Kaninchen zu züchten. Da dies auf der Rasenfläche des sozialen Wohnblocks verboten waren, verlegten sie die Zucht in die Küche. Man hatte etwa zwei Dutzend Plastikeimer besorgt, in jeden Eimer ein junges Kaninchen gesteckt und die Eimer dann übereinander gestapelt. Eine Vertreterin des benachrichtigten Tierschutzbundes brach bei dem sich ihr bietenden Anblick in Tränen aus, ein begleitender Jungpolizist erbrach sich in die Wombel-Wohnung, was aber nicht weiter auffiel, so sagt man. Die Kaninchen in den unteren Eimern waren teilweise schon lange gestorben, die in den oberen Eimern wurden von einer Veterinärmedizinerin von ihrem Leid erlöst.
Die Wombels und der Quelle-Versand
Da die Wombels immer die gleichen Trainingsanzüge tragen, und auch alle die etwa gleiche Größe benötigen, werden diese immer in großen Mengen bei Versandhäusern bestellt. Der Quelle-Versand brachte irgendwann eine riesige Lieferung frischer Kleider vorbei. Die Wombels erdachten sich einen Trick, mit dem sie glaubten, erstens um die Kosten für die Lieferung und zweitens um das Waschen der alten Trainingsanzüge herum zu kommen. Sie packten ihre alte, vor Schmutz starrende Wäsche in die Lieferkartons, schickten diese zurück an Quelle und legten einen Zettel dazu, auf dem sich rüde beschwert wurde, dass der Zustand der Kleider ja eine Frechheit sei und dass sie die Ware so nicht anzunehmen gedächten. Bei Quelle roch man den Braten und setzte alle juristisch möglichen Hebel in Bewegung, sich Satisfaktion zu verschaffen. Am Schluss stand dann der Gerichtsvollzieher vor der Tür, womit wir bei der dritten Episode wären.
Die Wombels allein zu Haus
Diese Geschichte hat mehrere Einstiege: Entweder beschwerten sich Nachbarn über Lärm oder Gestank, oder der Gerichtsvollzieher kommt ins Haus. Jedenfalls ist immer die Polizei mit dabei. Es wird geklingelt, es wird von der Mutter geöffnet, man tritt in die verwahrloste Wohnung und findet die komplette Familie Wombel im Wohnzimmer vor dem Fernsehapparat. Hier läuft gerade ein Hardcore-Porno auf Video. Alle männlichen, geschlechtsreifen Familienmitglieder (mindestens zwei, maximal vier) sitzen mit heruntergelassenen Hosen auf dem Sofa und onanieren in kleine, rote Plastikeimerchen. Die ganz kleinen und die weiblichen Familienmitglieder sitzen dazwischen und schauen sich bloß den Film an. Mindestens einer der unfreiwilligen Zuschauer muss nun brechen oder fällt in Ohnmacht.
Kommen diese Räuberpistolen irgendwem sonst bekannt vor und gibt es Abwandlungen davon?
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