berlin, anfang der neunziger. am prenzlauer berg wird gebaut. berlin-mitte entsteht. ein cafe, eine bar, ein hippes restaurant beginnt sich aneinanderzureihen. provisorisch erstrahlt das vereinte berlin, von überall aus der bundesrepublik ziehen junge leute in die stadt mit dem bären, um dort zu studieren, zu kellnern, die liebe zu suchen, den kick.
zu dieser zeit war ich oft in der jetztigen hauptstadt, in neukölln wohnte mein damaliger freund und wir liefen durch die straßen und lachten uns an, waren heiter und voller guter dinge.
eines abends waren wir bei arbeitskollegen von j., meinem freund, eingeladen.
wir kamen in eine schöne altbauwohnung mit dielen, der tisch gedeckt mit kerzen, drumherum die zugereisten, die hier ihr glück wagen wollten.
unter ihnen auch ein rothaariges wuschel-girlie mit dem namen alexa, das mir stolz ihr zimmer und die dort aufgehangenen zeichnungen zeigte, die sie in der großstadt vollbracht hatte.
"ich will grafik studieren", wiederholte sie immer wieder wie ein mantra, "für mich ist das das größte überhaupt, ich komme aus einer künstlerischen familie."
"du hast noch viel zeit", beschwichtigte sie mein freund, "du mußt es ja jetzt der welt noch nicht zeigen."
hätte sie sich an die weisen worte von j. gehalten, so würden wir jetzt nicht mit soviel pseudo-hipper schundliteratur überhäuft werden.
habe alexa, die inzwischen ein kind bekommen hat und nie grafik studierte, neulich in einer talkshow gesehen und sie hat wirklich rein gar nichts zu erzählen. relax, (better) don´t do it.
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