Es ist schon ein paar jahre her, da war ich mal für sechs wochen in london. Ich hatte eine wunderbare unterkunft in chelsea. Direkt an der ecke king's road/sloane square. Die heimat der pet shop boys und lady di. Also, bevor sie in den palast zog. Und lange bevor sie unsterblich wurde.
Ich wohnte bei einer entzückend verschrobenen alten engländerin, die genauso entzückend verschroben hiess: miranda pemperton piggot. Von mir liebevoll mrs. P. genannt. Sie war über achtzig, ging immer im 90-grad-winkel gebeugt und fuhr sehr schnittig auto. Oft bot sie mir an, mich zu meiner arbeit zu fahren, aber ich winkte ab ö in einem sehr alten mercedes von einer noch älteren mrs. P. durch den londoner verkehr transportiert zu werden, war zwar ein spass, aber ein mir zu riskanter. Ich nahm lieber die u-bahn.
Um die zu kriegen musste ich jeden morgen ein wenig rennen. Ich musste von meiner strasse ö der moore street, durch die cadogan street bis zum sloane square. Eine schöne route, wenn man nicht so rennen musste.
Eines morgens rannte ich wieder und war ein wenig unaufmerksam. Ich stolperte ein paar mal über meine eigenen füsse und in der cadogan street dann sogar über einen mann. Oder besser, ich rannte in einen mann hinein. Der kam gerade aus seinem sehr chicken stadthaus, um einer sehr chicken dame den verschlag eines taxis aufzuhalten. Ich rannte also in diesen herren rein, der mich abbremste mit den worten: ³woah, young lady.ã Er sagte das sehr britisch, der gegend durchaus angemessen durch die nase. Ich entschuldigte mich natürlich, strich meine jacke zurecht ö und seine auch. Heute würde ich sagen, was für eine unglaubliche unverfrorenheit, aber damals sah ich erst nach dem glattstreichen des tipp toppen blauen zweireihers mit goldenen knöpfen, WESSEN jacke ich da gerade glattgestrichen hatte: es war das sacko von roger moore. Ich war also an einem werktag morgen in roger moore gerannt. Und auch von roger moore gebremst worden.
Er sah toll aus: neben seinem blauen zweireiher mit den goldenen knöpfen trug er ein blaues hemd mit weissem kragen und gelber krawatte. Dazu dunkelgraue hosen.und eine zugegeben hässliche, weil blaubeglaste tropfenbrille so wie götz george auch eine hat. Sein haar war schütter, ein wenig nachkoloriert und wohlgelegt. Ich stand vor ihm und alles, was ich sagen konnte, war: ³oh, itâs mr. Bond!ã ich dachte schon, er würde jetzt mit den augen rollen und mich zur seite schieben. Aber roger moore lächelte nur und zwinkerte mir zu. Während all dies passierte, war seine schicke begleitung längst ins taxi gestiegen und lächelte uns wohlwollend an.
Ich lächelte wohlwollend zurück, wartete, bis roger moore auch ins taxi kletterte, und ging wohlwollend lächelnd zur bahn.ich kam zu spät zur arbeit, war aber sehr glücklich.
Die geschichte geht noch weiter.
Am abend fuhr ich ja auch wieder nach hause.
Diesmal musste ich nicht rennen und konnte mich ausgiebig in der cadogan street umgucken. Ich war mir nicht mehr sicher, wo ich am morgen mein james-bond-erlebnis hatte, und so schaute ich immer wieder in hauseingänge und an fassaden hoch.
Während ich da so lang lief und nach links und nach oben schaute, bemerkte ich wiedermal nicht, wie ein taxi hielt und ein herr ausstieg. Und was soll ich sagen: es war mr. Moore. Und ich wäre beinah wieder in ihn hineingerannt, in letzter sekunde konnte ich noch ausweichen.ich machte also einen ausfallschritt zu seite, er zur anderen, und wir beide lachten. Roger moore und ich lachten uns an, auf offener strasse, mitten in london. Wie alte freunde.
Und da ritt mich der teufel.
Als wäre er irgendwer, sagte ich zu ihm: ³wenn wir uns zum dritten mal begegnen, dann trinken wir einen zusammen, nicht wahr?ã
Ich sagte das wirklich. Auf englisch. Und james bond, roger moore, ein väterlicher traum im massgeschneiderten anzug und handgenähtem schuh, nahm seine tropfenbrille äussert galant von der nase, und anschliessend meine hände in seine und sagte: ³that should not be a problem, I live here, daaaaling.ã
Ich sah ihn danach nie wieder.
Aber ich war ein bond-girl geworden.
Lesezeichen