Vor ca. vier Jahren spie das Schicksal mich in die zweite Etage des sogenannten ARTOTEL in Berlin-Mitte. Das Artotel ist ein stinknormales Hotel, dessen Übernachtungspreise gegenüber Standardhotels mit dem 2.3-fachen Satz abgerechnet werden, weil überall Kunst aushängt bzw. am Bau praktiziert wird und wurde.
Eigentlich wollte ich in der zweiten Etage einen Geliebten aufsuchen, der dort aufgrund einer hastigen Computermesse weilte. Während ich aber so über den Flur stroff, traf ich auf einen vor einer offenen Hotelzimmertür bleich hin- und heroszillierenden Drafi Deutscher. Dieser hatte just zuvor ein neues Album herausgebracht, das sich durch besonders erbarmungslosen Einsatz sogenannter Orchester Hit-Samples auszeichnete. Drafi empfing im Hotelzimmer offensichtlich Interviewgäste. Und: Huch! Er sprach mich an: Sie sind wahrscheinlich Juliane Adam von Spreeradio. Ja, log ich geistesgegenwärtig.
Ich durfte eintreten. Im Hotelzimmer war ein Buffett aufgebaut, das hauptsächlich aus Obst in verschiedenen Darreichungsformen bestand. Ich war beeindruckt. Doch dann fiel mir ein, dass ich gerade einen großen Fehler beging.
Denn a) würde die richtige Juliane Adam (die sog. MORGENFEE, wie ich später recherchierte) bald kommen und b) hatte ich weder Schreibblock noch Diktiergerät mit. Das würde sehr bald sehr dumm werden.
Höflich entbot ich Äh, ich hab meinen Dat-Rekorder im Auto vergessen, ich komm gleich wieder. Machen Sie schnell, wir haben einen engen Plan, tadelte mich der inzwischen herbeigeeilte Manager, während Drafi kraftlos auf einen Stuhl sank und das Siegel einer Kiwi erbrach.
Ich ging dann doch lieber vögeln.
(Beitrag wurde von Marina Rennhack am 25.10.2001 um 15:47 Uhr bearbeitet.)
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