Fulmina Fortunae ö Schicksalsschläge
Steinalt, von 1985, die Geschichte, die ich Euch höflichen Pappen nimmer vorenthalten mag.
Und ein Banause, wer es nicht kennt, Lettlands naturblondes Frolleinwunder, mit einer Stimme so sänftelnd-schärf wie Yogi-Tee mit Honig. Und ja, wärmt das Wunder gar in diesen Tagen tirilierend den eisigsten Frost von der verhärmten Infinite Justice-Soul.
Lena Valaitis, kulturelle Botschafterin des organisierten Panflötenspektakels erst neulich und doch immerfort in Deutschland, erklomm den deutschen Schlagerolymp mit Hymnen wie 'Da kommt José - der Strassenmusikant'(1976) oder 'Heinz, lass doch die Pauke stehen'(1977).
Hier nun meine Geschichte.
Im Oktober 1985 tagte unser Familienrat. Wir Söhne (damals 13- und 11 Jahre alt, ich der Ältere), waren alt genug, die Wahrheit zu erfahren. Die ganze Wahrheit, schonungslos.
Banal die Formel, fatal die Folgen: Meine Mutter sei
'um vier Ecken mit Horst Jüssen, ihr wisst schon, der aus KLIMBIM' verwandt. Staunen, Schweigen. Das Ausmaß: Horst Jüssen ist Gatte von Lena Valaitis, Busenkollege von Peer Augustinski, ganz und gar ein Showmaker, Grünwaldexperte, Kalauer-Akrobat, kurz: ein Münchner. Und wir erstgeworfenen Söhne aus der Provinz-Großfamilie haben die große Ehre, die Family zu besuchen, Showbiz-Luft zu schnuppern, zu Promi-Talken.
Und: Gewappnet zu sein, für ein langes Leben für das Namedroppen. Kracht würde sagen, unser Anliegen war 'camp'. Das Vitamin B für ein späteres BUNTE-Klatscheln sozusagen nicht in die Wiege gelegt, sondern vaseliniert rektal eingeführt. Wo wir sind, ist vorne, dachten wir uns und Marsch! (Großfamilie) wurden die Sachen gepackt.
Eine neue Welt. Für einen Tag. Grünwald war Klimbim galore. 'Hier wohnt Sascha Hehn, da drüben die famosen Kessler-Zwillinge', verriet uns unsere Chauffeuse, die so alt war, dass sie Bismarcks Schwester, vielleicht auch seine Mutter hätte sein können. Wir wollten alles wissen. Alles. Alles war so schön traumschiffig. So diffus gelb-rot. Diese Tim Thaler-Farben, kein aggressives Telekom-Magenta. Angekommen im Drive-In der Neues Reichsein Ltd.,
in der übergroßen Auslage. Hier sind lebensmittelecht Omega-Uhren, Lacoste-Hemden und Trüffel-Leberwurst stilvoll als Gute-Laune-Klumpen mit Minzblättchen drapiert. Nicht für uns.
Es gab Pizza. Gute Pizza zwar, aber nur Pizza. Mit stinknormalen Pilzen, nicht stinkenden Morcheln. Fertig aus der Packung. Aus der Packung geholt, die Backtemperatur gewählt, den Ofen klargemacht von niemandem sonst als Lena Valaitis herself. Dazu summte sie bald eine Fuge von Bach, bald eine Sinfonische Dichtung von Mussorgsky, bald eine siegeleske Hymne, der zuvor nicht einem Menschen zu lauschen erlaubt war. Lausch-lausch.
Alles war perfekt. Wir durften im Wohnzimmer essen, unsere Pizzen salopp auf große Teller gepappt, der Esstisch reichte wenige Dutzend Zentimeter über einen weißen, bengalischen Teppich. Zu Hause, bei unserer Mutter, wäre das undenkbar gewesen. Qual und Todesstrafe für den, der Pizza ohne Latz, Teppich-Schutz und 'Maßnahmen' im Wohnzimmer zu sich nahm.
Lena sang, wir aßen. Nach einer Weile, es dürfte eine zwei-Viertel-Pizza-Weile gewesen sein, Maßeinheit aller 13-14jährigen, sprang die Tür auf. Beide Männer hatte ich schon gesehen. Der eine sah weltlich aus, der andere, der geliftete, berühmt. Rex Gildo. Und Horst, der Weltliche. Rex Gildo, geb. Alexander Hirtreiter, stellte sich uns als Rex vor. Der Mann, der später dem Papste gleich den Asphalt liebkoste, obschon er Fallhöhe (historisch: der Knie-, neu: der Fensterfall) und Verletzungsgefahr falsch eingeschätzt haben muss. Horst war nur Horst. Und beide schnell wieder weg. Wir auch. Nichts sollte nach diesem Tage wieder so sein, wie es einmal war.
Das Leben könnte so schön sein, zauberte uns die Bundesregierung ein ewiges Valaitis-Lächeln durch einen Erlass zur 24/7-Penetration in 20db mittels mobiler Freude-Einsatztruppen (wahlweise Golf4-Paket inkl. Golf4-Fahrer,
Infinite-Justice-Soundsystem und Kofferraumverkauf von Wackel-Lenas).
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