Ein Samstag in den späten Achtzigern. Damals wie heute gehöre ich zu den Leuten, die es nie schaffen, sich konform zu dem Deutschen Ladenschlußgesetz zu verhalten. Also hektisch um kurz vor 13 Uhr noch schnell, schnell ins Wertheim am Ku'Damm, in die überfüllte Lebensmittelabteilung (nicht mit Lebensmitteln überfüllt da schon halb ausverkauft, sondern mit Menschen). Doch wie häufig in dieser Situation, verläßt mich schnell die Lust, irgendetwas einzukaufen. Also Flucht. Statt den Notausgang (alarmgesichert) zu benutzen, entscheide ich mich, meinen damals noch extrem schlanken Körper durch ein Kassengatter zu quetschen. Ich bat höflich um Durchlaß und bekam diesen auch fast von jedem dort Wartenden. Bis zu einem schwer überwindbaren Hindernis: Nena nebst Kinderwagen. Schwer überwindbar nicht wegen des Kinderwagens, sondern weil sie sich unnötig breit machte, als sie mich herannahen hörte. Ich erkannte sie erst, als sie mich mit ihrer Mädchenschlagerstimme anpflaumte, daß ich doch sehen könne, daß das jetzt so überhaupt nicht ginge und überhaupt. Dabei hatte ich mich schon fast komplett an ihr und ihrem Windelporsche durchgequetscht, sie zeterte weiter, ich murmelte irgendwas wie 'zum Glück hab ich jetzt keine Erektion, sonst würde das nun wirklich gar nicht gehen' oder so und erntete diverse böse Blicke, allerdings nicht von ihrem Begleiter Benny Friday oder wie der hieß, der mich höflich durchließ und grinste.
Ein paar Tage später brachte mir ein Freund die neue Trickbeat-LP (http://www.trickbeat.de) mit dem Titel 'Nena Menstruationsbrigade'vorbei. Diese enthält unter anderem einen gehässigen Song über Benny Freitags Krüppelsperma (Nenas und Bennys erstes Kind Christopher kam behindert zur Welt und starb kurze Zeit später). Ich weiß nicht, ob ich es fertiggebracht hätte, der zeternden Nena diese LP zu überreichen. Ich glaube nicht. Obwohl ich damals noch Punker war (mit Iro und so).
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