Gerade will ich mein Rad parken, als eine Frau mit kurzen grauen Haaren meinen Weg auf ihrem Fahrrad kreuzt – wahrscheinlich will sie in den Gemüseladen unten in meinem Haus. Ich starre auf ihr T-Shirt, aber es gelingt mir nicht dessen Text in einen Zusammenhang mit diesem sonnigen Münchner Vormittag zu bringen. „Wir nennen es Arbeit 9to5“, kommt für mich einfach aus einer anderen Welt.
Anstatt mich wegen blöden Glotzens dumm anzumachen, fragt sie mich freundlich: „Kennst Du das?“
Ich bin mit gerade nicht ganz sicher, und schüttle deshalb leicht indisch den Kopf gleichzeitig von rechts nach links und von oben nach unten. „Kennst du das Radialsystem?“ fragt sie weiter, und während meine Birne weiter rotiert, antworte ich: „Das liegt am Wasser.“ Nach einigem Nachdenken schaff ich es ein „Waren Sie, äh ich meine, warst Du da?“ nachzuschieben. „Ja, wir waren eingeladen, es war toll. Drei Tage lang sitzen und reden. Mit Leuten, die alle ganz ähnlich denken wie wir.“ Begeistert strahlt sie mich an, wartet eine kleine Pause lang, und deutet, da nicht noch mehr Geistreiches von mir kommt, auf die aufgetürmten Tomaten und Gurken hinter sich, als Zeichen dass sie jetzt weiter muss.
Stunden später fällt mir ein, woher sie mir so bekannt vorkam, und gerade habe ich auch ihr Bild gefunden und weiss jetzt wie sie heisst: Christa Ritter fand ich damals schon die Netteste in Rainers Harem in der Containerkommune.
Es heisst 9to5 nicht 5to9, Danke Regular.
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