Schon seit ein paar Jahren hatte ich mit Phil Aarons, einem sehr wichtigen Sammler von Künstlerbüchern, korrespondiert. Ende April traf ich ihn schliesslich persönlich in seinem Apartment im 41 Stock eines im Auftrag seiner Firma gebauten Luxus-Wohn-Wolkenkratzers in New York (er und seine Partner sind sowas wie Donald Trump für Leute mit Geschmack). Er ist anfang sechzig, war reizend und wir hatten ein kurzweiliges und angeregtes Gespräch, was einfach war, da wir ausschliesslich von unserem gemeinsamen Hobby redeten.
Der Blick aus seiner Wohnung ist überwältigend, mit dem Park links und dem Rest von Manhattan direkt vor einem, gut, einen Balkon gibt es aus verständlichen Gründen keinen. Ein Dienstmädchen putzte stille. Die Wohnung muss Abermillionen wert sein. Ich schäme mich ja manchmal, dass ich für meinen nicht besonders anstrengenden Job so grotesk überbezahlt werde; aber hier sah man gleich, dass sowas, bzw. eben alles, na ja: halt relativ ist.
Ich verabredete mich mit Phil, dessen Gattin und Christoph Schifferli für ein Mittagessen in Zürich im Juni. Schifferli sammelt auch Künstlerbücher (er hat glaub' 16'000 Stück) und ist ein Sohn des legendären "Arche"-Verlegers. Ich war zu früh beim Restaurant und die Tür war noch vergittert. Also ging ich in die Bar, dort sass Max Dudler. Mit seiner David-Lynch-Frisur eine auffallende und mich immer leicht erheiternde Erscheinung. Ich setzte mich zu ihm und, um ihm jede Peinlichkeit zu ersparen, erklärte ich gleich, dass ich vir sei, der Freund von Aldo, und dass wir uns über die Jahre sowohl hier, in Berlin und auch sonstwo schon getroffen hätten. Und hier sei auch gleich endlich mal meine Visitenkarte. Er freute sich, jemandem zum plaudern zu haben und gab mir auch seine Karte. Ich versprach, mich mit ihm in Verbindung zu setzen, wenn ich mal ein Hochhaus bauen wolle.
Beim Mittagessen erzählte Aarons, seine Gattin und er seien von Basel mit dem Taxi gekommen, der Fahrer würde draussen warten. Während der "Art" würden Taxis aus der ganzen Region aufgeboten, sie hätten einen französischen Fahrer erwischt. Sie zeigten uns die Visitenkarte des Chauffeurs, sein Name war Yves Klein, das sorgte naturgemäss für milde Begeisterung. Weiter erzählten die Eheleute, sie würden nach Basel in die Toscana reisen, danach aber seien sie von einem griechischen Milliardär auf dessen Yacht eingeladen. Die Innenausstattung dieser Yacht hätte Jeff Koons gestaltet. Ich schäme mich ja manchmal, dass ich für meinen nicht besonders anstrengenden Job so grotestk überbezahlt werde; aber hier sah man ja schon wieder, dass sowas, oder doch letztlich ziemlich alles, eben: vollständig und komplett relativ ist.
Ach, und am Nebentisch sass Joe Ackermann.
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