Der Ikea in Tempelhof ist an und für sich schon eine ziemliche Pest, aber samstags von 11 bis 15 Uhr am Stück ist er das noch einmal mit 10 potenziert – erst recht, wenn man dann auch noch eine knappe Stunde an der Warenausgabe warten muss. Allerdings hat das Warten manchmal auch etwas Positives zur Folge, zum Beispiel eine Begegnung der dritten Art mit einem Menschen, der gemeinhin als Bushido bekannt ist.
Ich sitze also auf einem der bequemen Kunstledersofas mit den Beinen ausgestreckt auf einen Ikealastenwagen, als ein junger Mann mit Vollbart und in Lederjacke vor die Warenausgabe tritt, sich nach einem Sitzplatz umschaut, die Freifläche neben mir bemerkt, auf der eben noch meine Frau nebst unseres Sohnes saß, und sich dort niederlässt. „Der sieht ja aus wie Bushido“, geht mir durch den Kopf und mir läuft „echt hardcore das Arschwasser“ (Zitat aus Bushidos Biografie), als ich nach kurzem Zur-Seite-Spicken bemerke, dass dieser Mann da neben mir ein dickes „B“-Tattoo auf dem Hals trägt, das so halb aus seinem Kragen hervorlugt.
Eigentlich sage ich nur zu mir selbst, also laut denkend: „Hätte ich auch nie gedacht, dass ich mal bei Ikea neben Bushido auf einem Sofa sitze …“ und Bushido guckt kurz rüber und bestätigt grinsend: „Kannste mal sehen, Alder.“ Aber was bitte macht Bushido Samstagmittags in Tempelhof im Ikea? Von mir selber ausgehend, muss ich ihn doch fragen, ob er freiwillig hier ist oder ihn seine Frau „gezwungen“ hat. Wieder grinst Deutschlands Gangster Nummer 1 und antwortet: „Neee, ich bin freiwillig hier. Mit nem Kumpel.“
Dann warten wir weiter, bis ich keine Geduld mehr habe und den Ausgabeschaltermann frage, wo denn bitte der Nachttisch für meinen Sohn bliebe. Schließlich warte ich schon seit einer Stunde. Bushido ist in der Zwischenzeit auch aufgestanden, hat meiner Konversation gelauscht und aus meinem Schicksal seine Schlüsse gezogen. Als endlich der Nachttisch herausgegeben wird, steht er beim Sofort-Lieferungsschalter.
Von Bushido lernen, heißt siegen lernen.
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