Ende Mai 2005 war ich zu einer Messe nach Nürnberg gefahren. Das Wetter war gut, die Luft lau und Nürnberg lud zum Flanieren ein. Allzuviel gab es dort zwar gar nicht zu sehen, aber die Altstadt bot immerhin einige schöne Stellen.
Natürlich kam ich auch am berühmten Brunnen vorbei mit dem berühmten Ring. Bis dato waren mir beide allerdings unbekannt. Lediglich ein Hinweisschild verhalf mir zur Information, was es mit dem Ring auf sich hat und warum es sich empfiehlt, an diesem herum zudrehen.
Ich konnte nicht widerstehen und mein Kollege hielt mit seiner Handycam fest, wie ich am Ring fummelte. Während ich noch so mit dem Ring klimperte, schlich sich von hinten (und von mir aufgrund des Faszinosums „Ring am Brunnen“ vollkommen unbemerkt) jemand an, der offenbar auch mal an den Ring greifen wollte.
Peinlich berührt, bei einem solch touristischen Akt ertappt worden zu sein, ließ ich vom Ring ab und trat zur Seite. Der nächste Ringfummler war ein kleinerer, älterer Herr mit grauen Haaren und einem imposanten Schnurrbart. Ihm folgte auf dem Fuß ein Pulk an Presseleuten und während mein Ringfummeln lediglich von meinem Kollegen mit seiner Handycam festgehalten wurde, wurde das Ringfummeln des Schnauzbärtigen mit „echten“ Filmkameras dokumentiert.
Ob dieses Ungleichgewichts, ging ich weitere drei Schritte zur Seite und betrachtete den Mann genauer. Es war Lech Wałęsa, die Symbolfigur der Solidarność und 10 Jahre zuvor Staatspräsident von Polen.
Ich kann allerdings nicht sagen, dass sein Ringfummeln repräsentativer oder weniger touristisch ausfiel, als meins.
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