Sommer 2006. Die Salzburger Festspiele geben W.A.Mozarts "La Finta Giardiniera" in einer Inszenierung von Dorris Dörrie im Salzburger Landestheater.
In der Pause auf's Klo, um festzustellen, dass in Anbetracht lediglich zweier Urinale schon vor der Herrentoilette eine Schlange wartet, wie ich sie sonst nur von Frauentoiletten bei Ricky Martin-Konzerten kenne.
Also: warten und immer ein Stückchen nach vorne rücken. Nach einigen Minuten ist es soweit. Zwei Urinale - besetzt - vor uns, links von mir wartet Jürgen Flimm, den ich erst jetzt erkenne (wer dreht sich schon in einer Herrentoilettenwarteschleife nach hinten um ?).
Wir warten gemeinsam auf das Abschlackern der Herren, die vor uns stehend noch die beiden Urinale bevölkern. Der Herr, der vor Herrn Flimm steht, ist zuerst fertig und geht.
Jürgen Flimm wendet sich zu mir und sagt in aller Höflichkeit: "Sie waren vor mir dran."
Ich entgegne mit jugendlicher Leichtigkeit: "Ich kann vermutlich noch warten, bis der Herr vor mir fertig ist."
Jürgen Flimm: "Das geht hier immer der Reihe nach, bittesehr."
Ich bedanke mich recht höflich und mache, wessen ich hierhergekommen bin.
Sekunden später - natürlich zu spät - fällt mir ein, dass ich hätte sagen sollen: "Na dann machen wir es halt wie im Fussballstadion und teilen uns das Urinal".
Doch Jürgen Flimm steht schon am nunmehr freigewordenen Platz neben mir.
Wir schauen uns in die Augen und grinsen.
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