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Thema: Pop, Iggy (Passenger)

  1. #1

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    Pop, Iggy (Passenger)

    Freitagmittag, Tegel, Abflughalle Terminal B: Nicht nur den Mann und mich und eine Handvoll heimwehkranker Schweizer, sondern auch Iggy Pop und die Stooges zieht es nach Zürich. Der Mann, also meiner, spürt sofort, dass meine Aufmerksamkeit nicht auf ihn, sondern auf etwas schräg hinter seiner rechten Schulter gerichtet ist. Hinter dir sitzt Iggy Pop, sage ich zur Erklärung, aber des Mannes Gesicht drückt blankes Unverständnis aus, also lege ich nach und sage, das ist der ältere Herr, über dessen nackten Oberkörper du dich neulich sehr uncharmant geäußert hast. Ach du guter Gott, sagt der Mann und hält sich ignorant den Sportteil der Süddeutschen vors Gesicht, während mein unbestechlicher Blick auf dem heute voll bekleideten Iggy und seiner jugendlichen Begleiterin ruht, deren Brüste bei richtiger Positionierung das Matterhorn verschatten würden. Am Samstag wird der Tagesspiegel Iggy Pop als alten Leguan bezeichnen, da ist was dran, alle Reptilien müssen förmlich danach schreien, mit Iggy Pop verglichen zu werden. Ich würde vielleicht noch einen Hauch Günter Netzer dazugeben, aber wirklich nur einen Hauch. Hinter Iggy und seiner Schönen steht ein sonnenbebrillter Ron Asheton, der offenbar ohne Gitarre nichts mit seinen Händen anzufangen weiß und sie konsequent in den Hosentaschen verwahrt, während er securitymäßig die Abflughalle scannt, ob einer guckt, aber es guckt keiner, außer mir natürlich. Aber ich muss ja gucken, denn jetzt ist Ticketabreißen und Busfahren angesagt, alle stehen auf, und ich stehe neben Iggy. Wir lächeln uns freundlich an, jawohl, Iggy sogar ein wenig aufmunternd, als wäre er in diesem Moment zu allem bereit, zum Beispiel sein Autogramm auf meine Bordkarte zu setzen. Ich überlege, ob jetzt der Augenblick gekommen ist, etwas Sinnvolles zu sagen, etwa „I missed your concert last night“, was der Wahrheit erstaunlich nahe käme, aber dann fällt mir ein, dass das so klingt, als wäre ich stattdessen bei Madonna gewesen, und diesen Eindruck möchte ich auf keinen Fall erwecken. Lieber werde ich später offen zugeben, dass ich erst nach sorgfältiger Google-Recherche in der Lage war, den Namen von Ron Asheton hier so locker reinzuwerfen.

    Unspannender Bustransfer zum Flieger, der Mann wirkt ein wenig befremdet angesichts meines Engagements beim Iggy-Observieren. Mein Klassenbewusstsein sagt mir, dass sich Iggys und meine Wege sowieso demnächst trennen werden, 14 F liegt weit jenseits der schützenden Businessgardine. Aber noch ist das Treppchen ins Flugzeug zu überwinden, auf geht’s, und Iggy befindet sich jetzt wieder so nah vor mir, dass ich seine blonden Strähnchen zwischen den Fingern zwirbeln könnte. Und nun beugt er sich nach vorn und setzt an zu einem eleganten Sprung; zwei, drei Stufen auf einmal will er nehmen und tut es auch, nur seine schwarze Jeans ist dieser Dynamik nicht gewachsen und mag nicht mitziehen - ach, Iggy Popo, dieser Kalauer ist fast genauso kläglich wie der Anblick, der sich mir nun bietet. Trotzdem gelingt es weder mir, die Augen diskret woanders hinzulenken, noch Iggy, den Hosenbund wieder an Ort und Stelle zu zurren. Stattdessen tänzelt er federnden Schrittes an der grüßenden Flugbegleiterin vorbei zu seinem Platz und lässt sich neben das junge Busenwunder fallen, in der Sitzreihe hinter ihm natürlich Ron Asheton, der seine Hände wieder in Parkposition gebracht hat, was im Sitzen gar nicht so einfach ist. Und Iggys Lächeln gilt höchstens noch meinem Gürtel und nicht mir, als ich an ihm vorbeiziehe. Vielleicht hat er seinen bei der Passagierkontrolle liegen lassen.

    War ja wohl nicht gerade eindrucksvoll, sagt der Mann. Recht hat er, und trotzdem dreht sich für die nächsten Stunden eine Endlosschleife in meinem Hirn, singing la la la la la-la-la la. La-la.

  2. #2
    Moderator Avatar von Ruebenkraut
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    iggy sah ich mal in den 80ern im tempodrom (damals noch zelt), er kletterte im konzert an einer zeltstange hoch, ganz ohne hosenpeinlichkeit - richtig sportlich.

    was in deinem bericht nicht ganz deutlich rüberkommt, ist, was denn nun genau mit der hose passiert ist.

  3. #3
    Avatar von ingwer
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    sie meint gewiss ein bauarbeiter-dekolleté.

  4. #4

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    Genau. Übrigens klettert er immer noch, aus guten Gründen wohl nicht mehr ganz so hoch. Letzte Woche in London, so hieß es, fiel er dabei von einem Lautsprecher.

  5. #5
    Avatar von danijam
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    Deswegen hat er sich beim Konzert so hüftdyplasiert bewegt. Es reichte aber noch, um anfangs auf einen Lautsprecherturm zu klettern und es ihm zu besorgen, Hundestil.

  6. #6
    Moderator_S Avatar von U_Sterblich
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    Im Gegensatz zu diesem ignoranten Mann mit dem du da zu tun hast, finde ich das durchaus alles ganz eindrucksvoll. Aber ich hab natürlich auch "Please Kill Me" gelesen.

  7. #7
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