ich stehe ziemlich einsam am gleisabschnitt b herum. erster klasse fährt samstags um die mittagszeit herum kaum jemand. ich normalerweise auch nicht, aber in einem brief der bahn lag ein 1. klasse-upgrade. kurz vor einfahrt des zuges kommt eine zweite person in den bereits erwähnten abschnitt. benjamin von stuckrad-barre. er trägt eine verspiegelte pilotenbrille, hockt sich hin und wartet. würde ich längere zeit so dahocken, ich würde nicht wieder hochkommen. er schafft es bei einfahrt des zuges mit leichtigkeit. er geht zielstrebig ins raucherabteil, ich hinterher, vermeide gekonnt jeden blickkontakt, was ich bis zur ankunft in berlin durchhalte. ich setze mich so, dass ich ihn nicht sehen kann. kurz darauf bemerke ich, dass es auch nicht nötig ist: man hört ihn. er zieht an seiner zigarette wie ein kurz vorm ertrinken geretteter nach luft schnappt. er hört so laut walkman, oder wie das heutzutage heißt, dass ich nicht nur geräusch, sondern musik höre. und er singt mit. einzelne töne kann oder will er einfach nicht zurückhalten. im laufe der fahrt wird das gesinge immer lauter. am deutlichsten höre ich „ich bin was ich bin!“. ab und zu telefoniert er mit rainer und plant seinen abend. sein lieblingswort im zusammenhang mit frau ist scharf.
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