Nicht nur der Vollständigkeit des Paparazzi-Prominenten-Alphabetes halber, in dem sich unglaublicherweise noch keinen Eintrag unter Q findet, sondern auch, weil sich nach langer Zeit kürzlich wieder einmal eine dieses Forums hoffentlich würdige Begegnung ergab, greife ich zur Tastatur und will es zunächst nicht versäumen, alle herzlich zu grüßen, die mich hier noch von früher kennen.
Es war vor gut vier Wochen. Ich stand am Flughafen Berlin Tegel in der Schlange vor dem Security-Check und verschloss gerade mein Rasierwässerchen und sonstige Kosmetika in eine durchsichtige, wiederverschließbare Plastiktüte - die Art von Tätigkeit, der sich der weltgewandte Lebemann heutzutage eben so hinzugeben pflegt. [Mein geliebtes, aber Dank Al Kaida zur Fluguntauglichkeit gezwungenes Pediküre-Necessaire für die Reise lasse ich inzwischen freiwillig zuhause, wenn auch schweren Herzens] Da fällt mir ein Gepäckwägelchen auf, das von jemandem in rasendem Tempo durch die Flure geschoben wird. Der Lenker bremst unweit an einem Counter und ich schenke dem ganzen nur insofern kurz Beachtung, als dass ich mich wundere, dass in Zeiten wie diesen [überall lauern Terroristen - selbst unter den Fußnägeln!] an einem Flughafen eine so rasante Gepäckwagenfahrt nicht umgehend vom Bundesgrenzschutz mit Waffengewalt unterbunden wird.
Als ich mich wenig später eher zufällig wieder in die Richtung drehe, in der der Gepäckwagen zum Stehen gekommen war, fällt mir ein winziger Mann auf, der vor dem Counter steht - genauer gesagt dort, wo ich mein Handgepäck abzustellen pflege - und sich mit einer Dame vom Bodenpersonal unterhält. Nun gehöre ich zu der Sorte Mensch, die eine instinktive Scheu haben, Personen mit körperlichen... - wie schreibt man das jetzt politisch korrekt - die halt nicht so gebaut sind... die eben anders sind als wir die nicht so sind - ich meine aber nicht, dass die nicht normal sind! Na ja, ihr wisst hoffentlich, was ich meine und wie. Also jedenfalls gaffe ich solche Menschen nicht an, wir sind ja schließlich nicht in einer Freakshow am Anfang des letzten Jahrhunderts! [was jetzt sicher auch wieder politisch voll unkorrekt ist, sowas zu schreiben]
Also, ich drehe mich jedenfalls weg und lese Zeitung - das immerhin darf man ja noch, während man darauf wartet, dass einen drei Berliner Zöllnern/innen in seine Einzelteile auseinandernehmen. Und drehe mich erst wieder hin, als ich eine beeindruckend sonore Stimme vernehme, die sich bei der Dame am Counter höflich bedankt. Jetzt erst erkenne ich den kleinen Mann wieder: es ist - ja, der oben aus dem Titel: Herr Q, der berühmte Schubert-Sänger.
Herr Q. hat es nun offenbar eilig. Jedenfalls sagt er das dem jungen Mann in seiner Begleitung, der ihn soeben von dem Counter heruntergehoben hat und nun am Boden absetzt. Der begleiter fragt kurz nach, wo es denn jetzt hingehe. Herr Q. schwingt sich mit einem geschickten Satz oben auf das Gepäckwägelchen neben ihm, setzt sich oben auf die Reisetasche, hält sich gut an der Tasche fest, wie ein Reiter am Zaumzeug, und deutet in die Richtung, in die er will. Dann wartet er fröhlich darauf, dass es endlich losgeht. Der Begleiter schiebt los und freudestrahlend läßt sich Herr Q. den Fahrtwind um die Ohren sausen. "Du kannst ruhig etwas schneller fahren!", ist das Letzte, das ich von Herrn Q. vernehme, ehe er um die Ecke verschwindet.
Ich weiß nicht, ob ich mit Herr Q. tauschen will. Aber ich gestehe, dass ich ihn schon darum beneidet habe, dass er sich auf einem Gepäckwagen durch eine Flughafenhalle schieben lassen kann, ohne dass sich alle Umstehenden darüber das Maul zerreissen.
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