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Thema: "Tschatoobriäng" mit der mächtigsten Frau der Welt

  1. #1
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    "Tschatoobriäng" mit der mächtigsten Frau der Welt

    Liebe Paparazzi,

    jetzt hab ich auch mal eine wunderschöne Geschichte, die ich aus der privaten Nähstube noch halb brühwarm, aber nicht abgestanden, an Euch weiterplappern kann. Ist zwar schon ein Jahr her, aber das macht nichts. Auch ist die Geschichte recht lang - deshalb habe ich mir Mühe gegeben, sie auszuschmücken. Gemeinerweise verrat ich erstmal nicht, um wenn es hier geht und halte mich beinhart an die Chronologie des eigenen Erlebens. Aber ich sage Euch, es lohnt sich!

    Zunächst mal möchte ich Euch meine Tante vorstellen, die ich hier Moni nenne. Die ist seit ein paar Jahren beim Tagesspiegel in Berlin in der Lokalredaktion und beschwert sich gerne, daß ihr das Lokale in Berlin viel zu lokal ist und sie mal lieber die Luft der diplomatischen Parkette dieser Welt schnuppern möchte. Berlin, so sagt sie als geborene Hamburgerin, sei ja doch nur ein großes Dorf. Aber wie dem so ist, jetzt macht sie eben Dorfjournaille, kommt gut mit Partyonkel WoWi zurecht und hat sich mit Ihrem Mann, meinem Onkel, sowie Sohn Konrad gutbürgerlich in Friedenau niedergelassen. Seit Monaten schwärmt sie von Ihrer Sehnsucht für die große Politik nur noch beim Glas Rotwein. Da hat sie erzählt, daß sie schon mal Helmut Schmidt interviewen durfte. Berliner Lokalpolitik versprühe nicht gerade viel Glamour, aber weniger Mentholzigarettenduft. Da mag sie Recht haben. Ihr Mann, so sagt die Moni gerne, sei als Professor für Mathematik "ganz lieb verstaubt" und seit er sich mit Chaos und Genetik beschäftigt, noch etwas weltfremder geworden. Ich find das ist nicht so, er ist nur etwas über die Gebühr sachlich und "menschelt" nur mäßig. Ihm ist Menschentrubel ein Graus, dementsprechend ist auch er nicht gern unterwegs, wenn Moni mal wieder eine Einladung zur Galerieeröffnung oder zum Ball des Senats für 2 Personen erhält, naja, er ist eben ein leidenschaftlicher Stubenhocker. Und sicher niemand, der die Bunte in die Hand nimmt.

    An einem schönen Winterabend im Dezember 2005, es war kalt im Berlin der Nach-Schröder-Ära, schummelte ich mich durch die Plattensammlung von meinem Cousin Konrad. Sonst lümmele ich mich gerne mit ihm im Wohnzimmer rum. Dort ist ein super Sofa und eine heidenteure Edel Hifi-Anlage von Burmeister. Aber heute nicht, Moni sagte es kämen 2 ältere Paare zum Essen, das ginge beim besten Willen nicht. Erst recht nicht Pulp oder Flaming Lips, nichtmal Tocotronic. Moni schnackelte davon, daß es so ein Masch-bau Prof mit seiner Frau von der TU sei, das andere Paar kenne sie nicht, es seien aber Ossis, soviel hat ihr Mann ihr schon erfahren, denn die Beziehung zu diesem 3ten Paar ging von dem Masch-bau Prof aus. Dessen Frau sei Wirtschaftsprüferin und ziemlich gerne betrunken. Sie habe da ja gar kein Problem, also mit Ossis, sie hoffe nur, daß es nicht Rotkäpchen als Aperitif geben würde und lachte drüber. Bei Moni bringen die Gäste nämlich immer die Getränke zum Essen mit, das ist so Sitte.

    Ich kriegte gar nicht mit, wie der Maschbau Prof und seine Frau kamen, man saß schon bei Tapas in der Küche und dann klingelte die Tür erneut. Moni, mit den Tapas beschäftigt, rief zu meinem Cousin hoch, er solle doch verflixt nochmal "bitte mal zackig" zur Tür gehen. Onkelchen war in Diskussion mit seinem Kollegen über irgendwelche Renovierungsarbeiten an der TU entbrannt. Konrad wiederum hatte sein Querulantentum in diesem Moment nicht ablegen können, weshalb ich aber keine Probleme damit hatte einzuspringen, nett wie ich bin. Ich nahm die Treppe mit 3 Sprüngen, riss die Tür auf und ein in schwarze Mäntel eingewickeltes Paar mit Schals stand vor der Tür. Es ging alles ziemlich schnell, ich sagte nur freundlich "Guten Abend", vernahm noch im Blickwinkel 2 Benz vor unserer Tür und die Frau hielt eine Flasche Rotwein unter dem Arm. Es war fies kalt und ich wollte schnell in die geheizte Bude von Konrad zurück: "Ich bin Markus, meine Tante und ihr Mann sind gerad beschäftigt, die schlawenzeln in der Küche, kommse rein." Die Frau gluckste, während sich ihr Mann mit "Tag, mein Name ist Sauer" vorstellte und die Frau mit fest die Hand drückte und mir frivol entgegnete: "Guten Abend, Merkel. Und sie schlawenzeln mit?"; "Nöh, ich leih mir hier CDs aus und hau dann ab.". "Aha, na dann man zu!" meinte sie noch und stiefelte an mir vorbei.

    Als ich dann die Tür schloss und nach oben sprang, stellte sich sowas wie bleierne Lähmung in meinen Beinen ein. Mein Onkel begrüßte Herrn Sauer und Gemahlin, als Moni aus der Küche schoss und Ihre Verspätung beim Türöffnen durch einen Wortschwall schnell übergehen wollte. Bei meiner Tante trat die bleierne Lähmung aber schneller ein als bei mir. Sie brachte Ihren Halbsatz von "Legen se a...." nur unfertig zu Ende. "Dat hab ich mir erlaubt mal mitzubringen" sagte Frau Merkel, überreichte die Flasche und ging in die Küche, Herr Prof. Sauer hinterdrein. Moni, mit Flasche in der Hand, guckte versteinert die Treppe hoch und sah mich, um dann einen Laut abzusondern, der so in etwa wie "Tschä, Tschä" klang und wohl "Hau ab" in Hundedeutsch bedeuten sollte.

    Ich mußte meinen Treppengang lagsam weiter fortsetzen, aber eine Verharrung war mir nicht gestattet. Die gerade frisch gewählte "Frau Bundeskanzlerin" freute sich über die Einladung und ich könnte auch von oben durch die Decke immer mal wieder vernehmen, wie gut gelaunt die Dame war. Sie kann echt laut lachen. Konrad hat nix mitgekriegt und war in den paar Minuten meiner Abwesenheit eingepennt. Was für eine Familie. Irgendwie wußte ich nicht recht, ob ich mich unter Vorwand nochmal ins Esszimer schleusen sollte. Doch ich spürte, mein Part in dieser Geschichte war getan. Als ich das Haus verließ, hörte ich noch ein lautes "Tschatoobriäng" mit etwas Dialekt von Frau Merkel - dann ging ich und war überrascht, daß draußen nicht Polizei oder sowas war.

    Am nächsten Tag hab ich dann natürlich sofort bei Tante Moni angerufen. Sie war noch total durcheinander, denn sie hatte vorher keinen Schimmer über Ihren Besuch gehabt und mein Onkel sagte, es seien auch nur Menschen. Mein Onkel kannte Herrn Prof. Sauer wohl irgendwie über die Arbeit her, arbeitete aber nicht mit ihm. Er sei ja sehr ambitioniert meinte er noch. Frau Merkel hatte den Wein jedenfalls frisch aus Paris mitgebracht und hatte launig davon berichtet, daß sie sich schon auf Rotwein gefreut hätte, der Chirac aber nur Bier trinken würde. Mittlerweile muß ich immer lachen, wenn ich in der SZ oder Faz davon lese, daß Angela Merkel gerne in privater Runde Chirac nachmacht, denn davon hat Moni auch noch erzählt. Mir scheint, daß Moni entweder den Rand in Ihrer Redaktion nicht halten konnte (sie wählt ja Grün), sich damit vielleicht für die Bundespolitik empfehlen wollte oder daß Frau Merkel anscheinend so gerne französische Staatspräsidenten nachmacht, daß sie dies wohl mal öfter tut und Moni nicht die einzige Journalistin ist, die das erlebt hat.

    Ach ja, ihr Mann, Herr Sauer, ist übrigens ganz angenehm und ein nüchterner Charakter. Beide sind durchschnittlicher Gestalt und Frau Merkel, wenn auch oft von trauriger Gestalt im Fernsehen, wirkt so intensiv durch ihren Charme - irgendwann schrieb ja mal ein Schreibling, der Kohl habe sie immer "das Mädchen" genannt. Das finde ich hat Herr Kohl gar nicht so bös gemeint, denn auf nette Weise ist die Weise tatsächlich ein Mädchen, aber eben ein ganz keckes. Moni ist jedenfalls danach auch eingeladen worden, weil sich Frau Merkel gerne revanchieren wollte. Aber nicht im Kanzleramt, sondern in die private Wohnung, die an der Museumsinsel liegt. Mittlerweile erzählt sie mir aber davon nicht mehr, das sei mittlerweile geheim und außerdem nicht zum weitertratschen bestimmt. Ich frag demnächst mal meinen Onkel, der sieht das nicht so überheblich, beobachtet dafür aber auch recht schlecht. Und erzählen kann er viel schlechter als Moni. Naja, diese Geschichte, da bin ich mir sicher, darf ich weitertratschen.
    Geändert von Buzzman! (18.12.2006 um 20:50 Uhr)

  2. #2
    Weber Member Avatar von Herr Weber
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    Kecke Mädchen, die glucksen, frivol sind, viel trinken und doofe Politiker nachmachen, waren mir schon immer sympathisch. Jetzt mag ich die Merkel noch ein bisschen mehr als vorher. Aber Moni würde ich auch gerne mal kennenlernen.

  3. #3
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    ja, die moni! der onkel! den cousin nicht vergessen! tocotronic! mentholzigaretten! froschfresser nachmachen!

    die beschreibung ist ja sehr nett. nur ohne personenschutz bewegt sich frau merkel spätestens seit parteivorsitzende keinen meter mehr weit

  4. #4
    Sitzduscher Avatar von Frau Rossi
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    Meine Tanten heißen Barabara und Regina!

  5. #5
    Moderator Avatar von honz
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    Frau Merkel mischat sich unters Volk.

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