Es ist 7.15 Uhr morgens, und hätte ich keinen Jetlag, ich sässe bestimmt nicht mit T. vor dem Café, vor dem T. jeden Morgen sitzt, seit sie Mutter geworden ist und hier wohnt. Hier sitzen nur Mamis und Daddys und Hochschwangere, T. nennt es deshalb das Fertility Café. Diese Woche sitze ich mit, denn ich bin zu Besuch, die Kleine muss morgens an die Luft, und ich brauche morgens Kaffee, wenn auch nicht unbedingt an der frischen Luft.
Normalerweise wirken solche Kinderwagen-Cafés auf mich wie ein großer angsteinflössender schwarzer Mann, der mahnend mit dem Zeigefinger auf seine Uhr tippt. Hier nicht, hier sitze ich gerne, hier sind alle sehr entspannt und begrüßen mich liebenswerterweise schon am zweiten Tag mit Namen. Selbst als ich mir eine Zigarette anzünde springt keine der Mütter auf, um ihr Kind vor der Drogen rauchenden Europäerin in Sicherheit zu bringen. Was soll ich sagen: cool.
Wir sind die ersten, sitzen mit der Kleinen in der Morgensonne und freuen uns, als die erste Mom den Kinderwagen um die Ecke schiebt. Die kenne ich noch nicht, trotzdem sieht sie sehr vertraut aus. Allerdings habe ich keine Zeit, mich um das 'vertraut' zu kümmern, ich bin zu beschäftigt mit ihrer Figur. Sie ist sehr dünn. Selbst für New Yorker Verhältnisse ist sie sehr sehr dünn. Sie ist so dünn, zierlich würde bei ihr fett bedeuten. Ich bin all for skinny, aber das ist lächerlich, die Jeans ihres Töchterleins sieht aus, als wäre sie eine Nummer größer als ihre eigene. Der Rest ist selten hübsch und clean, kein Make-up, Jeans T-Shirt, Pferdeschwanz, sie sieht aus, als wäre sie gerade mit Pfirsichen gewaschen worden.
Sie setzt sich neben T., lächelt uns schüchtern an, und bittet uns, auf die Kleine aufzupassen, während sie sich einen Bagel holt. Die Kleine heisst Matilda und sieht auch aus, als wäre sie gerade mit Pfirsichen gewaschen worden. Als sie zurückkommt fangen die Mamis an zu quatschen, Mütter haben sich ja immer was zu sagen. 'So, do you have a nanny?' höre ich T. fragen, was die Pfirsichfrau antwortet bekomme ich nicht mit. Muss ich auch nicht, denn ein bisschen später fällt mir ein, wieso sie so vertraut aussah. Es ist Michelle Williams, die Frau vom Brokeback Mountain Cowboy, und zwar im Film und in echt. Oder halt die aus Dawson's Creek, wenn man sowas kuckt.
Ich gehe mal davon aus, dass sie eine Nanny hat. 'I asked her if she had a nanny' murmelt T. noch den ganzen Tag unter Schmerzen.
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