Sonntags, Sierksdorf, ca. 6.30 Uhr, sonnig, Wind 3 aus Nordost. Nach zwei Bechern löslichem Kaffee und drei Zigaretten entschließe ich mich, die Treppe hinunter zum Strand zu steigen und meinen von Mücken gepeinigten, zerhitzen Körper in der O-See einem Bad zu unterziehen. Obwohl Mensch nicht mit vollem Magen ins Wasser soll und trotz der frühen Tageszeit, stopfe ich mir ein erkaltetes, vom Vorabend auf dem Grill liegendes Nackensteak in den Mund. Als alter Futterneider weiß ich: Wenn Luca oder Charlotte (Weimaraner + Retriever) zum Entleeren Ihrer hündischen Blasen aus dem Haus gelassen werden, ist auch das Grillgut verloren. Ich mag lieber Herzhaftes als Süßes oder Gesundes zum Frühstück.
Mit fettigen Fingern komme ich an den Strand und entledige mich meiner Adiletten (jetzt auch fettig). Ich setzte mich auf die unterste Stufe der Holztreppe und schaue aufs spiegelglatte Meer hinaus. Von links schieben sich zwei sonnengegerbte über Hundertjährige mit Skistöcken ins Bild, von rechts Herr Müller-Stahl. Er hält die Hände auf dem Rücken verschränkt, stapft leicht nach vorn gebeugt durch den Sand und sieht nicht aus, als wenn er Text lernt. Er nickt den Damen zu, er nickt mir zu und verschwindet in ca. 200 Meter Entfernung, da wo der Strand eine Biegung macht. Er sammelt keine Muscheln, sucht keine Bernsteine, geht nur spazieren.
'Hoffe, ich konnte helfen. R
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