Ich sitze mit dem Exfreund in einem Café in der Kastanienallee. Draußen ist es gedämpft grau und so unfassbar kalt, wie es jedes Jahr nur an den ersten Wintertagen ist. Ich bestelle irgendwas zu Essen, von dem ich wenig später Bauchschmerzen bekomme, der Exfreund trinkt Kaffee und erzählt vertraute Merkwürdigkeiten. Die Gemütlichkeit wird nur einmal kurz gestört, als die Tür aufgeht und ein Mann der mir vage bekannt vorkommt auf die Bar zugeht. Erkennend nickt er dem Exfreund zu, welcher zu meinem Erstaunen freundlich zurück grüsst. Da ich den ziemlich abgerockten Trenchcoatmann dem Exfreund auf Anhieb nicht zuordnen kann, frage ich nach. „ Barbekanntschaft von früher“, ist die Antwort, und das macht Sinn. Der Mann sieht nach dem alten Ex und Pop aus und wirkt deshalb hier neben den Blumenvasen des Cafés etwas deplaziert. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass er eine Laptoptasche dabei hat, wie viele hier. Denn die Tasche sieht so aus, als würde sie nicht wirklich ihm gehören. Sie ist neu und schwarz und hat außerdem ein weißes Symbol - das der Einstürzenden Neubauten. Für eine Fantasche ist er eigentlich viel zu alt. Ich frage den Exfreund ob das vielleicht einer von den Neubauten ist. „Kann sein“ sagt der, und eigentlich ist es ja auch egal. Wir essen weiter, und als die Bauchschmerzen einsetzen, bestellen wir Pfefferminztee mit echter Pfefferminze und viel zu langen Stengeln. Später google ich den Mann mit der Fan-Tasche. Er heißt Jochen Arbeit und ist tatsächlich „einer von den Neubauten“.
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