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Thema: Droste, Wiglaf am Ende, davor Kosmos, Kannibalismus und GV (ohne Groupies)

  1. #1
    Avatar von Die Wucht
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    Droste, Wiglaf am Ende, davor Kosmos, Kannibalismus und GV (ohne Groupies)

    Ende 1999 gab es bei Biolek eine Bärbel, die Wunscherfüllung durch den Kosmos propagierte. Bei Angabe des Lieferdatums werde alsbald geliefert, ansonsten könne es länger dauern. Die Fassungslosigkeit suchte mich heim, wie jemand es wagen kann, sich anscheinend völlig ungehemmt und angstfrei mit derartigem Schwachsinn breit zu machen. Wenige Tage nach dieser Sendung legte ich eine mehrjährige Fernsehpause ein, um mich von weiterem Quotenquark abzuschotten, aber noch hatte ich mit meinem Ärger über diesen Kosmoskram zu tun. Einem Ohrwurm gleich schlang sich die Bärbelbehauptung durch meine Tage und Nächte, mischte sich bei allem ein und es wäre wahrscheinlich noch heute so, wenn ich mich nicht zum entschlossen Handeln durchgerungen hätte. Mir fiel nämlich ein, dass ich mal irgendwo gelesen hatte, handeln sei wichtig. Erfahrungen würden rulen, sowas in der Art. Ich stellte mich also, wie es das Bärbel’sche Regelwerk vorsah, abends ans offene Fenster und gab eine Bestellung auf. Dabei bemerkte ich irritiert, dass der Kosmos bereits in der Nachbarschaft begann oder sie jedenfalls irgendwie am All und allem teilhatte und hoffte, dass jetzt gerade alle Fernsehgucken und mich nicht beachteten. Nachbarschaftliches Belauschen war nicht die Art kosmischer Aufmerksamkeit, die ich für richtig hielt.

    Ich ersuchte den Kosmos um einen Herzenswunsch: Ich wollte ich Mann zum Verlieben, Lieferdatum spätestens Silvester 1999/2000, Lieferort Berlin, kein Student etc. pp. und Eigenschaftszeug. Durch den Gegenangriff kehrte Ruhe ein. Der Bärbelwurm verschwand aus meinem Kopf.

    An die Bestellung dachte ich nicht mehr. Anders der Kosmos. Bei der bald folgenden Silvesterfeier in Berlin wurden gleich zwei Männer geliefert. In einen verliebte ich mich schneller, als mir lieb war, in den anderen einige Zeit später, aber das ist eine andere Geschichte (Osang, Alexander und Dittfurth, Jutta). Der gesuchte Mann fand sich zwar wie bestellt in Berlin, kam aber aus einem anderen Land. Der zweite Mann lebte in Berlin, war aber Student, wenn auch ohne Studentenausweis. Die Spitzfindigkeit des Kosmos sollte nicht unterschätzt werden.

    geht weiter
    Geändert von Die Wucht (20.10.2005 um 20:39 Uhr)
    "Mir läuft ein metaphysischer Schauer über den Rücken."

  2. #2
    Abebe Lowumbo Avatar von joq
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    und _wann_ geht es weiter?
    More gin in teacups

  3. #3
    Avatar von Die Wucht
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    So kam es zu einer kurzen Liebesgeschichte, die letztlich keine wurde, mit dem Schweizer Nicolaus, genannt Nicki. Wir befanden uns im Flirtstadium, als er mich zu sich nach Zürich mit Skifahren in Davos einlud. Von Verliebtheit geschwächt sagte ich zu und bekam Sekunden später Angst vor der eigenen Courage. Jetzt einen Rat kriegen, dachte ich. Die Ratssitzung mit meiner Freundin und Kollegin Karolina brachte zwar das gewünschte Resultat. Aber eben, es gab ein Aber. Seit geraumer Zeit war sie getrieben vom Wunsch mich zu bemannen. Jeder Mann meines Alters, den sie zu Gesicht bekam, wurde von ihr in höchsten Farben und buntesten Dingsbumsen gelobt. Ein Beispiel unserer Gespräche:
    - Wie findest Du Philippe?
    Ich habe gerade keine Lust auf Beziehung und was soll ich überhaupt mit einem Franzosen?
    - Es schult - oder wie sagt man (sie ist Polin) - die Fremdsprachenkenntnis sehr, wenn man bereits beim Aufwachen in der Sprache des Partners reden muß
    Ich will im Bett nicht französisch reden.
    - Er hat eine sehr aufrechte Körperhaltung, das magst Du doch.
    Ja schon, aber nicht immer.

    Dialoge dieser Art gab es viele. Aus heutiger Sicht muss ich wohl einräumen, dass ich meine Zweifel die Reise nach Zürich betreffend schnellstmöglichst ausräumen wollte und mir die dafür geeignete Gesprächspartnerin aussuchte. Ob ich zürichmäßig zurückrudern sollte, liess Karolina als Thema nicht gelten, nicht mal theoretisch. Sie meinte, es sei wie bei Jura und dem ganzen Rest: Entscheidend sei eine gute Vorbereitung. Das klang logisch und fühlte sich ahnungsweise richtig an.

    In meiner inneren Auseinandersetzung ordnete ich alles dem Primat der Logik unter und ließ mir von Karolina ein Kondom schenken. Das klingt etwas merkwürdig, aber Karolina ist nicht nur eine Frau der Logik. Für den Aberglauben hält sie immer ein Plätzchen in ihrer guten Stube frei. Damit kam sie mir sehr entgegen. Ich verriet ihr meine damals sehr vitalen, inzwischen Gott sei Dank überwundenen, Vorstellungen, es verhindere das erste Mal mit einem Mann, wenn ich vorher Kondome kaufen würde. Um mich aus meinem (und ihrem Bemannungs-) Dilemma zu befreien, fragte sie mich, ob die Verhinderungswirkung auch einträte, wenn sie mir ein Kondom schenkte, was ich verneinte.

    Das Vorfeld des verlängerten Wochenendes mit Nicki trug schon längst nicht mehr meine Handschrift, so dass ich es nur ganz natürlich fand, ihr den Rest der Vorbereitung zu überlassen. Sie wollte zu meinem Schutz die Handynummer von Nicki, um mich über sein Handy zu erreichen, indem sie ihm an mich gerichtete Fachfragen vortäuschte, mittels des dadurch eingeleiteten Hörerwechsels mich fragen könne, ob mit mir alles okay sei. Das klingt nicht nur kompliziert. Dass sie mich zu diesem Zweck ebenso gut auf meinem Handy anrufen könne, war für sie kein Argument. Es ging wohl darum, Nicki durch Kontrolle zu verunsichern oder sowas in der Art.
    "Mir läuft ein metaphysischer Schauer über den Rücken."

  4. #4
    Avatar von Die Wucht
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    Während der Zugfahrt von Stuttgart nach Zürich hielt der Zug in Rotenburg, dem Ort, an dem Jahre später Ereignisse stattfanden, die dem deutschen Strafrecht zur Entwicklung verhalfen, wofür dankbar sein kann, wer will. Eine weitere Kannibalismuskonsequenz war zudem, dass Sendezeit für den rührend gestrigen Begriff "beschimpfender Unfug an einer Leiche" erübrigt und einer von Jamba weichgekochten Öffentlichkeit zur Abwechslung angeboten wurde. Wenn ich mir vorstelle, dass ich mich für einige Minuten meines Lebens ein paar Hundert Meter vom Kannibalen entfernt befand, der gerade am Rechner saß und seine Suchanzeigen im Internet hochlud, müßte ich auf der Stelle eine andere Geschichte schreiben, in der Droste nicht vorkommt. So weit soll es nicht kommen.

    Nickis Wohnung bot mir die einbauküchigste Küche der Welt. Dort mit den ernst gemeinten schwyzerdütsch gesprochenen Nachrichten allein gelassen, schaute ich aus dem Fenster auf die gegenüberliegende Wand. Die Küche war innen eingebaut und außen optimal zugebaut, totaler Perfektionismus, Wände, überall. Ich fragte mich, ob ich diesen Anblick in Zukunft häufiger ertragen oder ob ich mich wenigstens daran gewöhnen könnte. Meine Oberflächlichkeit korrigierend oder eher korrigieren wollend, lehnte ich innerdialogisch ab. - Darauf kommt's nicht an. - Nein, natürlich kommt's darauf nicht an. - Aber wenn mir sowas auffällt, dann stimmt vielleicht irgendwas nicht, oder? – Nein. –Doch. Ruhe.

    Zugfahrt nach Davos.
    Hotel. Hier stimmte irgendwas nicht. Das war alles viel zu teuer. Die Klotzen-statt-Kleckern-Nummer mochte ich nicht. Ausserdem erinnerte mich das Sheraton-Emblem an den Tennisplatz, den meine Eltern in Teheran aufsuchten, mit meinem Bruder und mir als Anhang. Ich räume ein, dass Nicki dafür nix konnte.
    Skifahrt. Eingeschneite Pisten. Ein Mal in Davos und die Pisten waren nur unter Überwindung größter Ängste befahrbar. Mit kältegeröteten Wangen saßen wir auf der nächsten Alm.
    Telefon. Karolina. Ich so: Alles dufte. Kennst Du Macy Gray, Still? Gerade beim Skiverleih auf Video gesehen. Toller Titel, oder?
    Hotel.
    Zugfahrt nach Zürich.
    Heimfahrt.
    geht weiter
    Geändert von Die Wucht (20.10.2005 um 23:00 Uhr)
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  5. #5
    Avatar von Die Wucht
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    ...
    Geändert von Die Wucht (20.10.2005 um 22:49 Uhr)
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  6. #6
    Avatar von Alberto Balsam
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    mir auch, Süsse, deswegen erzähl ich morgen vielleicht meine Drostegeschichte, als Moppel und ich mal in Lappland sc hwimmen gingen, inmitten vorbeitreibender Baumstämme, unfassbare Reise
    Geändert von Alberto Balsam (21.10.2005 um 01:13 Uhr)

  7. #7
    Hühnergott Avatar von Freewheelin_Biller
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    Kannibalengefahr bestand zu keiner Zeit, Wucht, Herr Meiwes wohnte nahe des nordhessischen Rotenburg an der Fulda.

  8. #8
    Avatar von Die Wucht
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    Ach so?
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  9. #9
    Avatar von Die Wucht
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    Detailirritationen kann ich total gut ignorieren, genauso gut kann ich Störendes für eine kurze Weile zur Detailirritation erklären. Ich finde das praktisch, um den Weg für Vergnügungen frei zu machen. Mit Nicki hatte ich trotz Einbauküche, Sheraton und Schneesturm spaßige Tage. Die von ihm initiierten Gesprächsthemen waren u.a. Mike Thyson, wobei ich noch Stunden später lachte, weil er mit seinem Schweizer Dialekt sagte, er fände die Animalität von Thyson geil. Animohlitäheit, welch hervorragende Inkongruenz von Form und Inhalt!

    Auf der Rückreise stieg ich in Stuttgart vom Zug ins Flugzeug nach Berlin. Dort hatte ich einen kurzen Aufenthalt, wie man so sagt, den ich nutzte, um meine Freundin Karolina upzudaten. Mein Handy hatte keinen Empfang, so dass ich zum Telefon ging, das in der Wartenische vom Check-In hing. Damals, in der Präjambazeit, war es ja noch ganz normal, Telefonkarten im Portemonnaie mit sich rumzutragen. Karolina meldete sich und wir hatten endlich Gelegenheit von Nicki ungestört das Wochenende zu besprechen.

    - Und sag mal, wann habt ihr das Kondom benutzt, das ich Dir geschenkt habe?
    Gar nicht.
    - Gar nicht? Hattet ihr keinen Sex?
    Doch schon, aber er hatte selber welche. Und als die alle waren, hat er am Kiosk neue gekauft, zusammen mit einer Zeitung, die er gar nicht lesen wollte. Er hat gesagt, das macht man in der Schweiz so. Ist das nicht merkwürdig?
    - Nein, das macht man in Polen auch so.
    Aber Polen ist was anderes als die Schweiz. Ich find das irgendwie verklemmt.
    - War er denn sonst verklemmt, im Bett meine ich?
    Nein, da war er nicht verklemmt.
    - Na ja, wenn ihr mehrere Kondompackungen verbraucht habt...

    ...und so ging das Gespräch weiter, bis meine Telefonkarte alle war. Ich legte den Hörer auf, dreht mich um und sah etwa 40 Augenpaare, die wiederum mich ansahen. Allmählich wandten sie sich von mir ab. Ich hörte den Hall meiner gerade noch gesprochenen Worte in meinem Kopf und bemerkte, dass ich zu laut gesprochen hatte. Wieder hatte ich ein Detail ignoriert, nämlich die Menschenmenge hinter mir. Doch halt, ein Augenpaar war keins. Jemand schaute mich mit einem Auge an, jemand, der mir bekannt vorkam.`'Lieber Gott, mach, dass mich hier niemand kennt.' Gott war lieb und machte aus dem Gucker einen Droste. Im Bus, der uns zum Flugzeug fuhr, standen wir uns gegenüber. Ich wußte nicht, wohin mit mir und meinem unfreiwilligen Auftritt, während sich sein fragend guckendes Auge an meinem roten Kopf festsaugte.
    "Mir läuft ein metaphysischer Schauer über den Rücken."

  10. #10

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    also, ich wiederhole: abends am offenen fenster bestellung aufgeben mit lieferdatum und lieferort und eigenschaftszeug (kein unternehmensberater), dann werden zwei geliefert, pünktlich, und dann lässt man sich noch ein kondom schenken.

    ja?

    bin gleich wieder da.

  11. #11
    Avatar von Die Wucht
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    Erwähnte ich Nickis Beruf? Er war, Tatsache, Unternehmensberater. Ich fand das nicht verkehrt. Ich trau mich nicht so recht, mich nochmals ans Fenster zu stellen. Es liegt nicht an den Nachbarn oder den Unternehmensberatern, mehr an den "Erfahrungen".

    Ausserdem soll Alberto mal seine Drostegeschichte erzählen. Sonst kann ich nicht schlafen gehen.
    Geändert von Die Wucht (29.10.2005 um 00:09 Uhr)
    "Mir läuft ein metaphysischer Schauer über den Rücken."

  12. #12
    Avatar von Alberto Balsam
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    kimmt, kimmt, Steffi, bin nur grad ganz beschäftigt, mit nichts, wie üblich.
    Komme grad vom Yoga, seit 6 Jahren wieder mal Yoga, fühl mich wie ein ausgeblasendes Ei, Wachtelei

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