Zu meinem Einstand hier ein kleine Geschichte aus London, die ich letztes Jahr erlebt habe.
Es war ein schöner Frühlingstag, als ich mich als vom Einkaufen bereits sehr gelangweilter Ehemann mit Ehefrau im berühmten Kaufhaus Harrod’s einfand. Wir einigten uns darauf, daß ich die wunderbar drapierte Lebensmittelabteilung bestaunen durfte, während meine Frau das gesamte Gebäude einer systematischen Durchsuchung unterziehen wollte. Es konnte sich also nur um Stunden handeln, aber immerhin konnte ich weder verhungern noch verdursten. Mein Part war also nicht so schlecht gewählt.
Irgendwann langweilten mich auch die Lebensmittel, erst recht die „deutsche Theke“, die mir als gebürtigem Teutonen überhaupt nicht bekannt vorkam. Ich beschloß, wider alle Vereinbarung heimlich in den Rest des Stockwerks vorzustoßen. Während ich dort hilflos zwischen Schmuck, Geschirr und Sonstwas herumirrte, kam mir an einer Ecke plötzlich ein etwas untersetzter älterer Herr mit Halbglatze entgegen, gekleidet in einen hellen Anzug, grüßte mich freundlich mit einem gnädigen Kopfnicken und eilte weiter. Daneben ein etwa 30jähriger Begleiter in dunklem Anzug, das Jackett an der linken Brust merkwürdig ausgebeult, den Blick scheinbar teilnahmslos in die Ferne gerichtet, Kabel am Ohr.
Schlagartig wurde mir klar, ich habe daheim was zu erzählen. Das war doch der Diana-Dodi, oder wie hieß der gleich? Ich war schon lange nicht mehr Zeitung lesen beim Zahnarzt und bin deshalb in der Klatschpresse nicht mehr so auf dem laufenden… nein, sein Vater, Mohamed al-Fayed, Eigentümer von Harrod’s, den ich kurz vorher bei Ali G. in der Show gesehen hatte, wo er zu orientalischer Musik immer seinen Namen singen mußte.
Es dauerte danach ungefähr eine Stunde, bis ich meine Frau gefunden hatte, um es ihr zu erzählen. „Ach wirklich“ fragte sie ohne aufzuschauen, während sie weiter an irgendeinem Kleiderständer herumsuchte.
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