23. Dezember 2002, ich habe meinen Freund Johannes in Salzburg besucht und nun fahren wir mit dem ICE zurück nach Köln. Mit dabei ist auch seine Mitbewohnerin Moni, die wenige Tage zuvor einen exzessiven Backfimmel erlitten und tonnenweise Weihnachtsplätzchen hergestellt hat, die sie eingedost und in den Zug mitgenommen hat. Da uns der Sinn jedoch nicht mehr nach Plätzchen steht, beginnen wir diese, während der Zug hält, aus dem Fenster hinaus anderen Reisenden und Bahnhofsvorständen anzubieten. Die Aktion kommt gut an, so daß wir uns schon bald auf den Weg machen, um auch innerhalb des Zuges die Fahrgäste mit Selbstgebackenem zu versorgen. Die Resonanz ist auch hier vorwiegend positiv bis gerührt, das Gebäck wird gerne genommen - bis wir in den Speisewagen kommen. Dort sitzt eine mürrisch dreinschauende Gruppe von Männern zwischen 40 und 50. Natürlich bieten wir auch ihnen Plätzchen an, die Herren jedoch reagieren höhnisch. "Da ist doch bestimmt Haschisch drin!" lässt sich einer vernehmen, "Ihr wollt uns doch nur mästen" sagt ein anderer. Verärgert verlassen wir den Speisewagen und echauffieren uns über die Grobheit des merkwürdigen Vereins, nur Moni blickt uns erstaunt an und sagt: "Ihr wisst schon, wer das war, oder?" Johannes und ich verneinen. "Das war doch PUR. Und zwar komplett!"
In Stuttgart muss Moni aussteigen und als wir sie auf den Bahnsteig hinausgeleiten merken wir, daß die rüden Herrschaften von PUR es ihr gleichtun. Als sie uns passieren, ruft uns einer zu: "Danke für die Plätzchen!" Ich gebe zurück: "Ihr habt doch gar keine genommen". Das sichtlich amüsierte Bandmitglied bemerkt noch irgendetwas, doch seine Worte verwehen unverständlich in der Stuttgarter Bahnhofshalle.
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