Helmut Kohl war schon länger nicht mehr Kanzler, als ich nach einem Vortrag, den er gehalten hatte, bei einem anschließenden Essen durch Zufall in seiner Nähe saß. Hatte er während seiner voran gegangenen Rede nur die gewohnten Hinweise auf die historischen Dimensionen seines Wirkens gegeben, versetzte er sich mit nun eher privat geäußerten Einschätzungen seiner Person geradezu in Ekstase, Denkmäler wurden erwähnt, und es wurde kurz still und richtig peinlich.
Um das unangenehme Schweigen zu überbrücken, sagte ich, ein Denkmal sei durchaus etwas sehr Schönes, allein, alle seien schließlich doch vergänglich, selbst meins, wenn es auch die Zeit, die der Menschheit bliebe, wahrscheinlich um ein Vielfaches überdauern würde.
Kohl heuchelte nur mäßiges Interesse, wollte aber trotzdem auch den Rest hören.
Eine Verwandte von mir sei an der Herstellung der ersten Fahne beteiligt gewesen, die auf dem Mond gehißt wurde, fuhr ich fort, und habe mir damals zum Geburtstag die heimliche und unauffällige Applikation einiger meiner Haare darauf geschenkt. Nun habe der Mond eine Locke, hieße es seither gelegentlich scherzhaft im Familienkreis, von unserem Sigurdmayo.
Der Vorteil extraterrestrischer Konservierung von auch nur Kleinstmengen an Eigen - DNA sei mir damals natürlich noch nicht bekannt gewesen, heute dagegen, im Zeitalter der Polymerasekettenreaktion und des Klonens, sei ich froh darüber. Allerdings, dessen sei ich mir wohl bewußt, auch für mich gelte irgendwann das Ende aller Zeit.
Kohl begann, einen unzufriedenen Eindruck zu machen, daher führte ich das alles nicht weiter aus.
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