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Thema: Hilsberg, Alfred (der Vater des Punk erinnert an Ignaz Wrobel)

  1. #1
    Weber Member Avatar von Herr Weber
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    Hilsberg, Alfred (der Vater des Punk erinnert an Ignaz Wrobel)

    Am Mittwoch Abend verfolgte ich mit vielen jungen und sehr jungen Menschen das Konzert des aufstrebenden und zu Recht hochgelobten Popstars Jens Friebe im Roten Salon der Volksbühne. Schon um 21 Uhr saßen zwei junge Mädchen vor der verschlossenen Tür des Roten Salons und fragten mich, ob denn das Konzert überhaupt stattfinde. Sie schienen sehr aufgeregt zu sein und ich beruhigte die Backfische, indem ich ihnen versicherte, das Konzert finde auf alle Fälle statt, beginne aber voraussichtlich etwas später.

    Zwei Stunden später ließ sich Jens Friebe auf der Bühne bejubeln und ich stand ganz hinten in der Nähe der Bar. "Wer ist denn dieser Herr mit Brille?", fragte mich Lenin. Offenbar dachte er, ich müsste den etwas älteren Herrn kennen, weil auch er - wie ich - die 30 schon überschritten hat. Doch ich kannte ihn nicht.

    Wenig später kam Lenin wieder und sagte, er könne jetzt mit dem Namen des Herrn dienen. Das sei Alfred Hilsberg.

    Mir stockte der Atem.

    Schlagartig versetzte mich eine Zeitmaschine zurück in die späten 70er Jahre. Damals bewunderte ich nicht nur die Bands der Punkszene, sondern ich bewunderte tatsächlich auch einige wenige Journalisten, die in "Sounds" über diese Musik schrieben. Zum einen natürlich den arroganten Diedrich Diedrichsen, zum andern aber - und zwar viel mehr - den großartigen Alfred Hilsberg. Alfred Hilsberg brachte den Punk nach Deutschland, er erfand wenig später - gegen seinen Willen, wie er in einem Interview betonte - den Begriff "Neue Deutsche Welle", er ist Labelgründer, Konzertveranstalter und vieles mehr. Was jedoch am wichtigsten ist: Der Name Alfred Hilsberg hatte für mich schon immer einen ganz besonderen Klang, geradezu magisch. Als ich Anfang der 80er Punkkonzerte in London besuchte, als ich später selbst Berichte schrieb über Bands wie "Bärchen und die Milchbubis" oder "Rotzkotz" oder "Hans-A-Plast", da spukte im Hinterkopf immer der Name des großen Meisters herum. Was würde wohl Alfred Hilsberg fragen, wenn er jetzt hier wäre. Wie fände er wohl den Auftritt der Band? Alfred Hilsberg! Und jetzt stand er einen Meter neben mir! Über 20 Jahre später!

    Was tun? Ich ging zu ihm hin. Er stand hinter einem Tisch und verkaufte die CDs von Jens Friebe. Ich hatte zum Glück schon so reichlich dem Alkohol zugesprochen, dass es mir nicht mehr schwer fiel, den Herrn anzusprechen. "Du bist Alfred Hilsberg, nicht wahr?", hörte ich mich sagen. Er nickte nett und sagte: "Ja, und wer bist du?" Ich sagte meinen Namen, erklärte ihm aber gleich, dass ich ganz unwichtig sei und ihn "von früher" kenne, aus seiner Zeit bei "Sounds". Ich erwähnte ein paar Artikel "von früher" und ein paar Bandnamen, die mir auf die Schnelle einfielen und er war unglaublich höflich und zuvorkommend und vermittelte mir den Eindruck, er interessiere sich tatsächlich für meine Fragen. Sein Äußeres verwirrte mich ein wenig, da ich mir den "Vater des Punk" immer ganz anders vorgestellt hatte. Ich sah Alfred HIlsberg immer als großen, düsteren, kurzgeschorenen Kerl. Doch jetzt stand eine Art Ignaz Wrobel vor mir: Ein freundliches Lachen, eine dichte Frisur, eine dicke Brille, ein durch und durch gemütlich aussehender Mann.

    "Verkaufst Du hier CDs", fragte ich und wunderte mich ein wenig über diese Form des Zeitvertreibs. "Ja", sagte er und lächtelte milde. "Soweit ist es mit mir gekommen."

    Typisch! Bescheiden ist er auch noch! Er ist nämlich Gründer und Chef des legendären ZickZack-Labels, auf welchem auch die wundervolle und seit gestern ununterbrochen laufende CD "Vorher Nachher Bilder" von Jens Friebe erschienen ist.

    Ich wollte eine CD kaufen, aber er hatte kein Wechselgeld. Also kaufte ich zwei CDs, dann passte es besser. Sekunden später besorgte mir ein freundlicher Herr (ich weiß nicht mehr, ob es Lenin oder Porno Iglesias war) einen Edding und ich ließ mir die CD von Alfred Hilsberg signieren. "Für Wolfgang. Alfred H.", schrieb er auf die Rückseite der CD, und er platzierte die Widmung ganz penibel und genau über die Titelangaben. Damit nichts unleserlich wurde!

    Später unterschrieb auch noch Jens Friebe. Er malte ein Schweinchen unter seinen Namen.

  2. #2
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Yes.
    Für Inge.

  3. #3
    Administrator Avatar von Graham
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    Sehr schön! Die am wenigsten erfolgreichste Band auf Hilsberg Label heißt übrigens "Butterkeks".

  4. #4
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    Du haettest ihn fargen koenne, warum er jetzt Friebe macht und Mutter nicht mehr machen moechte, ob das so eine Art 2te oder 3te Midlifekrise ist. Und warum er nie "Die egozentrischen 2" gemacht hat, die Band des damals 13 jaehrigen Felix Kubin

  5. #5
    Avatar von Werrnerr
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    Herr Weber, Alfred Hilsberg getroffen zu haben ist mit Sicherheit ein weit höheres Glücksgefühl als ein Treffen mit Diedrich Diederichsen. Ich beneide Sie!

  6. #6
    Member Avatar von julia mantel
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    kann sich jemand in diesem zusammenhang noch an andreas banaski bzw. "kid p. " erinnern?
    er war nämlich eigentlich DER schreiber von sounds (um längen aufwühlender und mitreissender als dd).
    gerade gestern habe ich artikel von alfred hilsberg und ihm gegoogelt aus einer zeit, die noch nicht ganz so inhaltslos war.

    in teipels "verschwende deine jugend" werden glaube ich BEIDE dazu interviewt.

    auf einer der letzten platten von walding a la knarf rellöm ist alfred ein lied gewidmet und ein satz von ihm ist als loop in ein lied eingebaut. er kann also noch mehr als bloss cds verkaufen.

    ist jens friebe jetzt der bruder von holm oder nicht?
    jmantel

  7. #7
    Avatar von James Dean Brown
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    Andreas Banaski war damals das, was Thomas Venker heute ist: ein beschissener, langweiliger, ewig pubertierender Nerd.

    Die Begegnung mit Hilsberg hingegen ruft in mir ein "Hach ja" hervor.

  8. #8
    Member Avatar von julia mantel
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    das stimmt so nicht, verehrter herr brown.

    andreas banaski hat mehr oder weniger im ALLEINGANG den popjournalismus gegründet und sich dann RECHTZEITIG davon verabschiedet, um nicht im feuilleton der FAZ oder in schnarchlangweiligen pseueo-pop-artikeln des spiegels unterzugehen.


    "TEMPO", "JETZT" und den ganzen anderen lifestyle-dreck hätte es ohne ihn als wegbereiter nie gegeben.

    seine radikalität des schreibens hat die messlatte hoch gesetzt und alles nachfolgende (außer vielleicht clara drechsler und sebastian zabel bevor er boulevardjournalist wurde) war dagegen billig kopiertes, seichtes blabla.
    jmantel

  9. #9
    Abebe Lowumbo Avatar von joq
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    a) Popjournalismus kann man nicht gründen.
    b) Und wenn, dann war das bestimmt nicht Herr Banaski.
    c) Nennen Sie NIE NIE NIE "TEMPO" im Zusammenhang mit "JETZT"
    d) TEMPO war kein Lifestyle-Dreck sondern eine zutiefst traurige und moralische Zeitschrift
    e) Mitreißender als DD ist nicht besonders schwer.
    f) Jens ist der Bruder von Holm
    g) Radikalität kann keine Messlatte setzen

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  10. #10
    Avatar von stu
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    mittwoch konnte ich nicht. aber dieses bring mich zum wagen auf der cd ist wirklich sehr, sehr hübsch. und jetzt hört auf zu streiten.

  11. #11
    Abebe Lowumbo Avatar von joq
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    ich streite nicht, ich erkläre die Welt.
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  12. #12
    sqm
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    immer nur die eine minute auf der homepage macht dich fertig, richtig fertig, besonders lied ohne botschaft, ich habe jetzt einen ohrworm der immer bei und was fängt man damit abbricht, immer ist das an abgeschnitten und ich hab gewiss sonst schon genug probleme und sie schrieben 12-14 tage lieferfrist. heute noch 11 bis 13.

    gegen inge.


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