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Thema: Kinski, Klaus, typisch

  1. #1
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    Kinski, Klaus, typisch

    Klaus Kinski hätte ich an dem langweiligen, brütend heißen Nachmittag im Sommer 1982 wahrscheinlich übersehen, wenn ich mich in dem angeblich vornehmsten Cafe der Stadt nicht zu einem Bekannten an den Tisch gesetzt hätte.
    An der Einrichtung des Cafes war nichts Besonderes, ein einziger, großer Raum mit Wartesaalatmosphäre, aber es gab einen Herrn im Frack, der stocksteif und mit hochnäsigem Gesichtsausdruck von Tisch zu Tisch ging, den Gästen huldvoll einen guten Tag wünschte, hie und da ein Tischdeckchen gerade zog oder eine Vase umstellte und keinen Zweifel daran ließ, dass er sich für den wichtigsten Mann an Bord hielt. An jenem Nachmittag aber machte er merkwürdige Verrenkungen und versuchte immer wieder, verstohlen unter manche Tische zu schauen. Mein Bekannter löste das Rätsel, als er mich auf die Geraderobe aufmerksam machte, an der an grauen Gummihosenträgern eine mit Mörtelresten beschmierte, große, braune Mauerercordhose hing, heimlich von ihm dort hingehängt, um den Marabu, so nannte er den Frackträger, zu ärgern. Und es funktionierte, der Marabu pirschte, durch das Jagdfieber langsam unvorsichtig werdend, immer gebückter durch den Saal und kam endlich zu einem Tisch, an dem mit dem Rücken zu ihm ein blonder Mann saß, ihm gegenüber eine junge Frau. Der Marabu bückte sich wieder, doch zu offensichtlich. Die Frau bekam einen empörten Gesichtsausdruck und presste die Knie zusammen und der Mann fuhr plötzlich herum, entpuppte sich als Klaus Kinski, und starrte ihn mit dem gleichen Gesichtsausdruck an, den er hatte, nachdem Lee Van Cleef in „Für ein paar Dollar mehr“ leise von hinten an ihn herangetreten war und ein Streichholz auf seiner Schulter angerissen hatte. Ob der Marabu vor Schreck oder vor Ehrfurcht erstarrte, war uns egal, der Nachmittag war gerettet.

  2. #2
    Abebe Lowumbo Avatar von joq
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    yeah!
    More gin in teacups

  3. #3
    Weber Member Avatar von Herr Weber
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    In welcher Stadt spielt denn die Geschichte? Der Ober hätte mit Sicherheit auch prima ins Café Bräunerhof in Wien gepasst.

  4. #4
    Avatar von Benzini
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    Was mich etwas irritiert, mir beinahe unglaubwürdig erscheint, dass Kinski den beflissenen Frack nicht zusammengeschlagen oder zumindest in Grund und Boden geschrien haben soll. Adorf hat mal über ihn gesagt, dass es ganz unmöglich gewesen sei, mit ihm ein Restaurant zu besuchen, ohne dass der Abend mit einem Eklat endete. Bei einem gemeinsamen Essen in Rom, an dem auch Senta Berger teilnahm, mokierte sich Kinski unaufhörlich über glotzende Gäste. Als Adorf ihn aufklärte, dass man wahrscheinlich gar nicht ihn sondern die Berger beobachte und man ihm auch noch eine leicht verbrannte Kalbsleber servierte bekam er einen Tobsuchtsanfall und verliess das Lokal unter wüstesten Beschimpfungen des Personals und der Gäste. Wenig später verlor er in Italien ja jede Reputation und musste mehrfach vor wütenden Stuntmen geschützt werden, die entschlossen waren, ihn umzubringen.

  5. #5
    Moderater Avatar von Murmel
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    Eigentlich kann man alles über Kinski schreiben, solange am ende "...die entschlossen waren, ihn umzubringen" steht. Und da das in der Geschichte oben fehlt, glaube ich kein Wort.

  6. #6
    Avatar von Die Wucht
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    "Wer, das ist nämlich die Stichfrage, wer" bezieht seine Energie daraus?
    "Mir läuft ein metaphysischer Schauer über den Rücken."

  7. #7
    Avatar von Die Wucht
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    Liebe geben und Mundraum sauber züngeln, das ist schon spezialeklig. Ich hab mal jemand mit einem ähnlichen Tick kennengelernt, allerdings hatte der einen Tick mit füßeln.
    "Mir läuft ein metaphysischer Schauer über den Rücken."

  8. #8

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    Wie die Zunge da wie eine Rollbockwurst aus seinem Mund kommt, ist unerträglich, gibt es einen Moment, wo man hinschalten kann, oder muss man alles hören, was sie sagen, und vielleicht das Bild muten? Oder kann jemand mehr Rauch reinphotoshoppen, damit man Kinskis Mund nicht sieht? Das wäre eine Tat, die man eventuell mit "Liebe geben" gleichsetzen könnte.

  9. #9
    Avatar von Alberto Balsam
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    vielleicht hatte er ein Gebiss und muss sich den korrekten Sitz desselben versichern? Das Schwein, ich kann den Typen nicht eine Minute ansehen und ertragen, hab die Faszination für den Dummkopf noch nie verstanden

  10. #10

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    Er hat sich in der Garderobe so viel Koks reingezogen, dass seine Zunge jetzt irgendwie die Voraussetzungen dafür schaffen muss, den Redefluss geschmeidig zu halten. Ob sich zwei Millionen Leute bei diesem Anblick übergeben müssen oder nicht, hat Kinski, glaube ich, nie interessiert.

  11. #11
    Avatar von Alberto Balsam
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    hat der wirklich Drogen genommen, oder gesoffen, glaub ich nicht, der war doch "druff" von Natur aus, war er nicht?

  12. #12
    Avatar von Benzini
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    Er hat immerhin die abgrundtiefe Dummheit und Lahmarschigkeit des Talkshowprinzips mit seiner Schwallzunge überzeugend niedergeredet.

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