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Thema: Österreichs Exexexbundespräsident Jonas

  1. #1
    Avatar von Elli Kny
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    Österreichs Exexexbundespräsident Jonas

    Als meine Lieblingskusine galt lange Zeit Kusine Irene. Sie hatte als Kind das Talent dabei zu sein bei uns größeren, weil sie erstaunliche Durchsetzungskräfte besaß.
    Als Kleinstkind nannte sie sich „Nenni“ und liebte es einen „Fotz“ zu machen. So nannten das damals die Erwachsenen: „Schaut, sie macht schon wieder den Fotz.“ Das ging so, sie spitzte die Lippen aufs Äußerste und sah dabei böse drein. Später griff sie auch zu anderen Maßnahmen. Sie war so kräftig, dass sie, als sie einmal bei mir in den Ferien war, eine Holzwäschestange ausriss und diese Thomas auf den Kopf knallte. Da musste sie in der Ecke stehen, ich weiß noch, dass mich das freute, ich war ja gänzlich brav und rächte mich an anderen Kindern nur im Verborgenen.

    Mein Großvater, allerliebst, hatte die Aufgabe, auf Kusine Irene seit Babytagen aufzupassen. Eine Aufgabe, die ihm immer schwerer fiel, da Irene natürlich nicht gänzlich brav folgte und eigene Wege ging, sie lief ihm gerne auf der bekannten Semmeringer Hochstraße davon. Das wiederum brachte meinem Großvater Bekanntheit ein. Die Gäste, das waren alle Leute für uns, denen man sofort ansah, dass sie keine Semmeringer waren, sagten: „Ach, der liebe Großvater und seine lieben Enkelinen.“ Irene hatte den größten Kinderwagen, den man sich nur vorstellen kann, er wurde die blaue Kutsche genannt. Wenn wir mit der blauen Kutsche unterwegs waren, konnten sich noch zwei Kinder an der Seite des Wagens anhängen, dann brauchten wir den Gehsteig der Hochstraße ganz für uns allein. Jeder musste ausweichen. Die Gäste mussten wir immer schön laut grüßen. Am Semmering spricht man hochdeutsch.
    Großvater flocht uns Mädchen vor dem Spaziergang die Zöpfe, das dauerte unendlich lang, ich habe viele Kusinen. Er hatte so weiche Hände, das machte sicher auch die Babycreme von Irene, und er hatte sehr viel Geduld und das Scheitelziehen allein dauerte eine kleine Ewigkeit. Wichtig war, dass die Zöpfe exakt symmetrisch waren und die Spangen oder Maschen nach vorne sahen. Irene saß auch nicht ruhig beim Zöpfeflechten. Sie aß nicht alles auf, sie aß überhaupt nur, was schmeckte, sie hatte ein gesundes Trotzpotential.
    Irenes andere Großeltern führten damals das elegante Hotel Wagner. Dort stiegen damals hauptsächlich reiche alte Damen ab, uninteressant für uns Kinder und grüßen musste man umso lauter.
    Doch eines Tages, stieg das Ehepaar Jonas im Wagner ab. Herr Bundespräsident Jonas war für uns schon interessanter. So kam es, dass Irene und der Großvater auch dem Bundespräsidenten auf der Hochstraße begegneten. Die Presse war sogleich zur Stelle, ein Blitzlichtgewitter, es entstand ein Titelbild für die Kronenzeitung: Im Hintergrund Großvater Neumayer, ganz scharf: Bundespräsident Jonas und Kusine Irene geben sich die Hand.
    Ypsilanti-Fürstin



  2. #2
    Avatar von Aporie
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    War schon ok, den artig zu begrüßen. Einen Fotz hätte sie erst viel später machen müssen, wenn der abgestiegen wäre, der immer behauptete, bloß sein Pferd hätte in der SA gedient.

  3. #3
    Avatar von Elli Kny
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    Aporie, guten Abend. Andererorts haben Sie Lob ausgesprochen, das geht natürlich nicht an mir vorüber, ich danke spät.
    Was mich interessiert ist der Begriff "Fotz". Sie haben ihn also einfach so verwendet. Ich schlug ja sogar im Wörterbuch nach, aber vergeblich, deshalb erklärte ich mich ja oben.

    Ist "einen Fotz machen" ein gängiger Begriff?
    Ypsilanti-Fürstin



  4. #4
    Avatar von Aporie
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    Ich gab bloß wieder, was Sie mir vorgesetzt haben, Frau Kny. Diesen plastischen Ausdruck aus dem genitalen Bereich höre ich zum ersten Mal im Zusammenhang mit einem mündlichen Ausdruck.

    In der Schweiz ersetzt man o durch u. Und Tobler wird gleich mit Ihnen über das F streiten. Aber "wer fotzt, wird gmotzt", sagen glaub ich die Bayern, Allerdings blasen die ja auch in den "Fotzenhobel" und meinen damit die Mundharmonika und beim Mühlespiel bauen sie "Fickmühlen", um den Gegner zu schlagen.

  5. #5
    Avatar von Elli Kny
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    Leider bin ich zu wenig Kosmopolit, doch die bayrischen Erklärungen sind mir einleuchtend, sagen wir teilweise. Also, ich stelle mir das Blasen in eine Mundharmonika schon so vor, wie Kusine Irene den Mund formte, wobei sie keine Luft ausstieß. Das Ausschnauben von Luft wäre aber als Steigerung zum herkömmlichen Fotz machen durchaus zu überlegen.

    Das mit der Fickmühle, naja. Ich habe schon Vorstellungen, heute ist jedoch Palmsonntag. Da schau ich mir lieber die Palmkätzchen an.

    Auf die Erläuterungen des Herrn Tobler warte ich durchaus interessiert.
    Ypsilanti-Fürstin



  6. #6
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Ich habe mich zum Thema Votze hinreichend geäussert.
    Für Inge.

  7. #7
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    Im tirolerisch-bayrischen Raum sagt man auch "Mogst a Fotz'n?" und meint damit "Willst a Watsch'n?"
    Für unsere norddeutschen Freunde: "Gehe ich recht in der Annahme, dass Du eine Ohrfeige möchtest?"

  8. #8
    Coincidentia
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    Diese Geschichte wird ausgedruckt und laminiert. Dann mit Ehrfurcht neben meiner Marlen Haushofer Sammlung plaziert.

  9. #9
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Ich muss dann doch ganz kurz zitieren:

    [...]Häufiger stehen bei solchen Wörtern Bedeutungen wie "Kuss", "Kussmund", "Schmollmund", "Maul" usw, wozu vermutlich auch bairisch "Fotze" (Mund, Maul) zählt. Hier liegt eine auch in anderen Sprachen zu beobachtende Bedeutungsentwicklung. von "dicke Lippe, Kussmund, Schmollmund" zu "Scheide" (Schamlippen) vor, die letztlich auf den gleichen Ausgangspunkt "dick" zurückführt. Bei den Deutschen Wörtern scheinen beide Entwicklungen (1. "dick" > "Hinter(backen)" > "Scheide" und 2. "dick" > "dicke Lippe" > "Scheide") eine Rolle zu spielen.
    Für Inge.

  10. #10
    Avatar von Aporie
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    Und das macht Dir kein V-weh?

  11. #11
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Siehst Du nicht die vielen liegenden Vaus da oben?

    Dass sich Votze mit Vau schreibt, das ist klar wie Schrittsuppe und ich bin des Erklärens müde.
    Es muss leider nachfolgenden Generationen überlassen bleiben, diese Schreibweise durchzusetzen.
    Für Inge.

  12. #12
    Avatar von Elli Kny
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    Herlis, ja da kann ich getrost etwas anfragen.

    Ich bin gerade im vielerwähnten Mostviertel, dort bin ich unverbunden und ausgeschlossen sowieso. Nun gehe ich neuerdings gerne in die Volksbank, weil dort gibt es einen Jugendcorner, der gerne und rund um die Bankzeiten besucht wird. Manchmal wage ich mich dazwischen zu drängen, so auch vorhin. Doch die Kleinen schauten mir über die Schultern, da dachte ich, nein, sie sollen nicht unbedingt in die Votzenrunde einsteigen. Jetzt bin ich kurzfristig unbeobachtet!

    Ich denke natürlich darüber nach, wie sie auf Marlen Haushofer kommen! Ich las einmal "Die Wand", war bedrückend.
    Ypsilanti-Fürstin



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