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Thema: Immanuel, Rebecca & ich

  1. #1
    MaybachMember Avatar von Herr Uffelmann
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    Immanuel, Rebecca & ich

    Edel & Starck:
    „Liebe geht durch den Magen“


    Regie: Dennis Satin
    Darsteller:
    Christoph M. Ohrt (Felix Edel)
    Rebecca Immanuel (Sandra Starck)
    Isabel Tuengerthal (Biene)
    Wilfried Hochholdinger (Karl Wagner)
    Felix von Manteuffel (Günter Mischnik)
    Peter Weiß (Rainer Voss)



    Aktuelle Folge: Der in der Kanzlei bereits bekannte Mandant Karl Wagner, Inhaber eines Edel-Restaurants, will Schadenersatz vom Gourmet-Papst Günter Mischnik einklagen, denn der hat in einer Ausgabe des Magazins "Gaumenschmaus" Wagners Küche kritisiert - seither sind die Gästezahlen gesunken. Wagners Trumpf: Er weiß, dass Mischnik bei einer Operation den Großteil seines Geruchs- und Geschmackssinnes verloren hat. Kochkünste sind auch ein Streitthema zwischen den Anwälten: Felix behauptet, Sandra sei eine gute Anwältin, aber vom Kochen verstehe sie nichts. Sandra fühlt sich provoziert und lädt Felix zum Essen ein - doch tatsächlich kann sie gar nicht kochen, weshalb das Abendessen zum Desaster wird ... Der Gütetermin mit Mischnik in Wagners Restaurant gerät zum Fiasko, Sandra und Felix kommen nun allein in den Genuss von Wagners köstlichem Abendmenü. Vor Gericht liefert Mischnik selbst die beste Idee zu seiner eigenen Verteidigung: Er will seinen Geschmackssinn unter Beweis stellen. Sandra soll vor dem Richter ein beliebiges Gericht zubereiten, alle zusammen kosten davon, und er wird ein nachvollziehbares Urteil fällen. Richter Moosleitner ist zu Sandras Entsetzen einverstanden. Felix kann der Idee dagegen einiges abgewinnen: Mischnik soll ein Gericht vorgesetzt bekommen, das grausam schlecht schmeckt. Das wird der Gastrokritiker nicht bemerken und ist überführt. Sandra muss also nur so kochen wie bisher ...

    (Quelle: Sat1 online)


    Ich bin Foodstylist. Das ist ein Beruf. Ich mache Essen fit for Foto, für Zeitschriften, Werbung und Verpackungen, manchmal für Filme. Mein Beruf ist gänzlich unglamourös, mein Name taucht höchstens kleingedruckt im Falz von Fress,- und Frauen,-Zeitschriften auf, ich arbeite weitestgehend unbemerkt. Wenn Sie in der Küche die absolute Nullnummer sind, oder keine Lust, oder keine Zeit haben sich was Anständiges zu kochen, dann finden sich sicher eine Menge meiner Werke in Ihrem Mülleimer. Pizzakartons, Fertigsuppenschachteln, Schlemmerdings, Schlemmerbumms. Ich habe dafür gesorgt, das sie glaubten, leckers, gesundes, gut aussehendes Essen gekauft zu haben. Wie alle Foodstylisten bin ich, aus mangelnder Anerkennung meiner Kunst, verbittert und geltungssüchtig geworden. Mein Leben ist ein dunkles, anonymes Jammertal an Selbstmitleid. Nur einmal schien etwas Sonne hinein, vergangenen Winter, als Hollywoood anrief. Ok, also Sat1. Man rief mich nach Berlin, für zwei Drehtage sollte ich als Berater in kulinarischen Fragen und Foodstylist mitarbeiten an der oben genannten Folge der Serie Edel&Starck. Wenn sie sich diese Folge der Serie ankucken, werden sie ein Brathähnchen sehen, zerfallene Klöße, eine professionell hantierende Rebecca Immanuel in einer Restaurantküche. Sie werden auf die Teller von Restaurantkritikern blicken auf denen sich Lammkoteletts befinden. Sie werden die Schultern zucken und danach zu Raab umschalten. Es wird alles sehr schnell gehen. Für mich waren es zwei Tage Kabelbrand im Herzschrittmacher.
    Geändert von Herr Uffelmann (30.03.2004 um 08:43 Uhr)

  2. #2
    MaybachMember Avatar von Herr Uffelmann
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    1. Drehtag

    Berlin ist ein nasser Graubär an diesem Morgen, als ich um 7:00 Uhr vor dem Palace-Hotel auf den Fahrer der Produktionsfirma warte. Mit meinem Wagen soll ich ihm zum Drehort folgen, dem alten Rundfunkgebäude des ehemaligen DDR-Hauptstadtsenders irgendwo am Arsch der Welt. Wir fahren durch Charlottenburg, kurzer Zwischenstopp vor einem Wohnhaus. Der Fahrer steigt aus und klingelt. Durch die regennasse Windschutzscheibe sehe ich den Schauspieler Christoph M. Ort aus dem Haus treten. Er trägt ein wollenes Stirnband mit angenähten Ohrlappen, welches zu tragen mir schon als Kind entwürdigend und unmenschlich erschien. CMO (sprich: sseeemooo), wie in seine Fans im Edel & Starck-Chat nennen, erzählte später im Frühjahr bei Kerneroderbeckmann, er könne nur mit Kopfbedeckung aus dem Haus gehen, sonst würde er sofort erkannt. CMO trägt nämlich unbedeckt einen unverwechselbaren silbergrauen Haar-Helm, wie man es von Playmobilmännchen kennt.

    Wir fahren eine Dreiviertelstunde, dann sind wir da. Vor dem Rundfunkgebäude ist ein Caravan im Schlamm geparkt, mein neuer Arbeitsplatz ist hoch auf dem weißen Wagen bei den Jungs vom Catering. Der Empfang ist herzlich. Ingo und Ralle hören auf einem alten Plattenspieler, den sie über der Kaffeemaschine festgezurrt haben, Punk, Reggae und zur Zeit am liebsten „Herzscheiße“, das neue Album von Funny van Dannen. Ich bewundere ausgiebig ihr rollendes Platzwunder, da tönt es auch schon aus dem Walkie-Talkie: „Uffelmann ans Set bidde, Uffelmann“. Mit dem Fahrstuhl fahre ich in den vierten Stock, laufe viele Kilometer durch riesige Flure die an Terrry Gilliams „Brazil“ erinnern und stehe schließlich in den Kulissen von Edel & Starck. Ich gehe durch die Kanzlei, lande in Sandras Privatwohnung und dort steht das Team. Ich zähle kurz durch. 22 Menschen starren mich an. Der Regisseur erklärt ich sei der Foodstylist und jetzt käme die Hühnerszene. Ein Brathuhn, zerfallene Kartoffelklöße und grobes Rotkraut. Mein Einsatz! Aus dem Auto hole ich eine Poularde und ein Fläschchen Spezial-Spray, den ich bereits in Hamburg angerührt und in einen Apotheker-Flacon gefüllt habe. Im Abstand von fünf Minuten besprühe ich das rohe Huhn mit einem Nebel aus roter Lebensmittelfarbe, Sojasauce, Zuckercouleur, Paprikaöl und Spülmittel. Das Spülmittel schlüsselt die Haut des Huhns auf, die Farbe dringt ein und nach dreißig Minuten ist das Grillhähnchen fertig. Das Huhn sieht jetzt ca. 2 Tage aus wie frisch gegrillt. Es darf nur nicht mit Wasser oder Wasserdampf in Berührung kommen. Für die Kartoffelklöße koche ich einen Brei in dem ich rohe Kartoffelklöße versenke, das Rotkraut schneide ich in dicke Spalten und gieße lediglich mit heißem Wasser auf. Alles wird auf dem Esstisch angerichtet, Kerzen werden entzündet, die Kamera geht in Position. „Uffelmann, das Huhn ist nicht zu sehen!“ ruft der Kameramann. Tatsächlich. Der Bräter ist viel zu hoch. Mit Bauklötzchen wird das Huhn aufgebockt, der Kameramann ist zufrieden.

    Rebecca Immanuel betritt die Szene. Im Fernsehen sieht Rebecca Immanuel immer sehr gut aus. Man sitzt vor dem Fernseher und denkt sich, Mensch, die sieht aber gut aus. Im richtigen Leben ist Rebecca Immanuel wunderschön, so wunderschön das ich mit spontan einen verurteilten Gewaltverbrecher wünsche, der mir rhythmisch schwere Dachlatten auf den Kopf haut um mich wenigstens ein bisschen abzulenken. Rebecca Immanuel küsst und herzt das gesamte Team, mich übersieht sie. In diesem Moment ahnen wir beide nicht, wie tief unsere Beziehung in den nächsten zwei Tagen werden würde.


    CMO sieht elegant aus, ohne den Kopf-Lappen vom Morgen, die beiden nehmen Platz und sprechen ihren Dialog. „Cut! Uffelmann, das Huhn dampft nicht.“ Der Schweiß bricht mir aus, von Dampfen war nie die Rede. Unter Dampf wird mein Lack vom Huhn tropfen. Ich weiß das. Ich schweige aber, schiebe Tamponagen unter die Bauklötze, gieße mit kochendem Wasser auf und bete das die Schauspieler nicht zu oft wiederholen müssen. „Sieht super aus Uffelmann!“. Ich kämpfe mit drohender Ohnmacht. Ein Take. Noch einer, noch einer. „Nochmal heißes Wasser!“. Ich gieße nach. „Untenrum“ ist das Huhn bereits wieder blank. Meine Hände zittern. Rebecca Immanuel greift meinen Arm, sieht mir in die Augen und sagt: „Ruuuhig, du machst das ganz toll“. Endlich, die Abschlussszene. Eine Fontäne aus Blut und Fett spritz aus meinem Kunsthuhn, das Werk des FX-Menschen. Applaus. „Cut, das haben wir, nächste Szene!“ Der Grilleffekt verflüssigt sich in dicken Tränen. Das Huhn schwitzt sich bleich. Glück gehabt. Ich klappe zusammen.


    Obwohl mein erster Drehtag schon zur Mittagszeit beendet ist, bleibe ich. Es ist spannend bei den Dreharbeiten zuzuschauen, außerdem werde ich niemals alleine den Weg zurück nach Berlin finden. CMO greift sich nach jedem Take eine Tasse mit heißem Tee und verschwindet, Rebecca ist immer da und verbreitet gute Laune. Wörterleichen wie „unser fröhlicher Wirbelwind“ und „ein echter Sonnenschein“ kommen mir in den Sinn, während ich Rebecca am Set beobachte. Gegen 22:00 Uhr, stehe ich mit meinen gepackten Sachen etwas verloren im Set, da streicht sie mir plötzlich zärtlich durchs Haar, lacht mich an und sagt: „Na Sweety, alles klar?“ Ich antworte „mmpffgghh.“, und mache mich auf die Suche nach CMO und seinem Fahrer. Der Regisseur weiß bescheid: „Die sind um 18:00 Uhr zurück nach Berlin, da hatte der Christoph Drehschluß.“ Ich renne zum Catering-Caravan. Nur noch Spuren im Schlamm. Ich versuche möglichst souverän zu wirken, als ich der Crew auf dem Parkplatz zuwinke und in mein Auto steige. Ich fahre auf asphaltierten Wegen an baufälligen Ruinen und zugewachsenen Zäunen entlang durch das unübersichtliche Gelände und suche den Ausgang. Nach 15 Minuten tauchen im Scheinwerferlicht erneut der Haupteingang und die packende Crew auf. Ich winke nochmal.

    Gegen Mitternacht wende ich den Wagen am Müggelsee. Um 1:00 Uhr bin ich zum dritten Mal durchs nachtleere Köpenick gekurvt und denke über die Anschaffung einer Straßenkarte nach. Ich bin ein Orientierungskrüppel, kann aber Karten lesen. Alle Tankstellen haben geschlossen, niemand ist auf der Strasse, auch nicht die Polizei. Hinweißschilder sind nur sporadisch aufgestellt, Berlin ist nirgends angeschrieben. Ich suche den Himmel nach den Lichtern der Großstadt ab. Irgendwann, eher zufällig, Mahrzahn. Ich entdecke eine Bushaltestelle, die Buslinie fährt zum Bahnhof Zoo. Von Bushäuschen zu Bushäuschen arbeite ich mich vorwärts, in die Stadt und ins Bett, da klingelt schon wieder der Wecker. Es ist sechs Uhr. Mein zweiter Drehtag.
    Geändert von Herr Uffelmann (29.03.2004 um 07:36 Uhr)

  3. #3
    MaybachMember Avatar von Herr Uffelmann
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    2. Drehtag

    Gedreht wird im Restaurant „Altes Zollhaus“ am Carl Herz Ufer. Ingo und Ralle servieren Kaffee und schmettern „ Geh weg mit deiner Herzscheeeeiße!" Ich bereite Lammkotelettes vor und getrüffeltes Kartoffelpüree. Aus Kostengründen hacke ich schwarze Oliven, die sehen dann aus wie Trüffelstücke. Es ist kalt und zugig, nur langsam wärmt sich das Zelt vor dem Cateringwagen auf. Der Schauspieler Wilfried Hochholdinger betritt unsere bescheiden Restauration, wünscht keinen guten Morgen sondern bellt: „Milchkaffee und Croissant.“ Ingo bedauert, Hochholdinger flucht: „ Käsebrötchen, aber ohne den Sprossenkram und nur ganz dünn Butter!“, dann verschwindet er Grußlos. Wir beschließen Hochholdinger Scheiße zu finden. Hier muss ich allerdings einspringen und eine Lanze brechen für meinen neuen Freund Wilfried. Wilfried ist kein schlechter Mensch. Er ist Morgenmuffel. Schon zur Mittagspause war er wie ausgewechselt, bat darum in den Plattenkisten der Jungs zu wühlen und entpuppte sich als kenntnisreicher Erzähler der Punk-Historie. Nach dem Mittagsessen spielte er DJ für die Crew, mit leuchtenden Augen legte er Platte um Platte auf.

    Rebecca Immanuel sieht schon Morgens unglaublich gut aus, mit hochgestecktem Haar in weißer Kochuniform betritt sie das Set, reicht mir damenhaft die Hand, zwinkert verschwörerisch und wir starten einen kleinen Kochkurs. Meine Aufgabe ist es, Rebecca zu zeigen, wie sich ein Koch bewegt, wie er schneidet, rührt und Pfannen schwenkt. Zwar ist eine Leihköchin als Handmodel für die Nahaufnahmen gebucht, Rebecca hat aber große Lust selbst zu agieren. Konzentriert befolgt sie meine Anweisungen und mindestens zehnmal zaubern wir auf ihren Wunsch ein Flammenmeer in die gusseiserne Pfanne, Rebecca jauchzt vergnügt, die Produktionsleitung schaut besorgt. Ich finde dass Rebecca wahnsinnig gut riecht, trete hinter sie und fordere mit fester Stimme weitere Probeläufe.

    Am Nachmittag die große Restaurantszene. Ich habe die Koteletts mit den Zuckerschoten und dem getrüffelten Püree sowie einer dunklen Jus auf Teller angerichtet, die Kellner servieren, die Schauspieler sprechen ihre Dialoge. Immer wieder wird unterbrochen, die Schauspieler stochern im Essen während die Kamera neu positioniert wird, da fällt es CMO auf: „das Zeug schmeckt ja!“, alle greifen zur Gabel, „wahnsinn! lecker“. Alle fangen an zu essen, mir wird schlecht. „Halt !“, rufe ich mit panischer Stimme. Von Essen stand nichts im Drehbuch. Am Vormittag hatten Rebecca und ich ca. drei Lämmer verbraten, das auf den Tellern sind die letzten schönen Stücke. Ich erkläre das meinen Gästen, die legen enttäuscht das Besteck beiseite und ich renne in die Küche um nachzusehen ob nicht doch noch irgendwo brauchbare Koteletts rumliegen.


    Rebecca steht am Herd, knabbert an einem Kotelett und legt die Rippe zu den anderen drei blank geputzten Knöchelchen. Wir stehen uns gegenüber. Ich sehe mit schreckensgeweiteten Augen abwechselnd Rebecca und die Lammreste an. Rebecca kommt um den Kochblock herum auf mich zu. Näher. Ganz nah. „Uffel,“ säuselt sie, „Deine Lammkoteletts schmecken himmlisch!“. Sie tritt einen Schritt nach hinten, sieht mich gespielt böse an und zeigt mit dem Finger auf mich:“gib es zu, Du hast eine Freundin!“. Ich räuspere mich und antworte „grrrcchochjjjo.“. Rebecca mustert mich von oben bis unten, schaut dann nachdenklich ins Leere, sagt: „das muß eine sehr glückliche Frau sein.“ und verlässt die Küche.

    Den Weg nach Hamburg habe ich dann mit Hilfe einer Dachlatte und einer Straßenkarte beinahe sofort gefunden.

  4. #4
    Avatar von Klingeltonk
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    Das ist natürlich alles ganz wunderbar, und von außen mag man die Verbitterung nicht verstehen, hey super, Maskenbildner für Fernsehhähnchen, aber das sagt sich wohl allzu leicht, wenn man nicht selbst Geflügel mit Pril schänden muß.

    Eine Frage, hart am Thema entlang, aber trotzdem:

    Stillebenmaler malten ja auch mehrere Tage an ihrem Bild herum. Wie haben die das damals geschafft, ohne Pril und Zuckerfarbe, daß ihre Hähnchen, Trauben, Frikadellen dann über mehrere Tage stillgehalten haben?

  5. #5
    Avatar von Aporie
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    Haben sie nicht. Der Unterschied zwischen Food-Fotographie und Stilllebenmalen besteht darin, dass der Food-Stylist topfrische Nahrungsmittel vor der Abbildung unessbar macht, während der Stilllebenmaler zunehmend verfaulende Nahrungsmittel so abbildete, als wären sie noch essbar.

  6. #6
    Avatar von slowtiger
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    Ich habe schallend gelacht und würde Uffelmann gerne eine Dachlatte mit Schleife drum schenken.

  7. #7
    Sitzduscher Avatar von Frau Rossi
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    Wunderbar, Herr Uffelmann! Ihre schöne Geschichte förderte außerdem Herrn Hochholdinger in mein Gedächtnis zurück und ließ mich Verschiedenes denken.

    Er kommt nämlich aus der selben Stadt wie ich (irgendwann zog er zu) und wir gingen auf das selbe Gymnasium, er in meine Parallelklasse, die auch von Dieter "DiNi" Nickles besucht wurde. Meine damalige Busenfreundin sammelte mit dem schönen Winnie (so wurde er bei uns genannt) sexuelle Erfahrungen, was ihren auf diesem Gebiet und für ihr Alter eh schon enormen Wissensspeicher von 4 KB auf mindestens 1 MB erhöhte. Aber ich wäre ja nicht ihre beste Freundin gewesen, hätte sie mir hinterher nicht alles haarklein erzählt und so habe ich, zumindest theoretisch, mit Winnie auch ein wenig rumgemacht.

    Später ging er dann fort, um die Schauspielschule zu besuchen. Danach bekam er eher kleine bis keine Theaterengagements, zumindest nicht in den Rollen, in denen er sich auf der Bühne gerne gesehen hätte. Deshalb ging er nach Köln und zum Fernsehen. Zwischendurch kam er immer wieder in seine Heimatstadt zurück und zeigte sich dort in der "Szene". Im Cafe Müller sitzend telefonierte er anfänglich gerne und laut mit seiner Agentin "Karin", bis ihm wohl mal jemand steckte, dass das keinen schönen Eindruck macht. Vielleicht ist es ihm aber auch irgendwann mal selbst aufgefallen, wer weiß. Schön war jedenfalls immer zu beobachten, wie er sehr darum bemüht war, trotz seines steigenden Bekanntheitsgrades, die Verbindung zu den Menschen aus seiner Vergangenheit nicht abreißen zu lassen. Es sollte ihm wohl keiner nachsagen können, dass ihm der Erfolg zu Kopf gestiegen sei. So liefen unsere Begegnungen immer nach dem gleichen Schema ab.

    Er (überschwänglich): "HALLLLLOOOOO!!" (dann etwas leiser) "...äähhh..."
    Ich: "Rossi"
    Er: "AHH! ROSSI! JA, KLAAAR!!"

    Zu Gute muss ich ihm halten, dass, sobald er nur meinen Namen weiß, ihm alles Weitere wie von alleine wieder einfällt. Einmal kam er in das Geschäft in dem ich damals arbeitete und wir unterhielten uns über seine Karriere als angehender Filmschauspieler. Es war kurz nachdem die Hauptrolle für "Schlafes Bruder" an Andre Eisermann vergeben wurde, auf die er sich ebenfalls große Hoffnungen gemacht hatte. Kurzzeitige Verbitterung erfasste ihn. Ziemlich schnell hatte er sich in Rage geredet und ließ kein gutes Haar an seinem Kollegen. Wie der Eisermann Wahnsinn darstelle sei unterstes Niveau, erste Schauspielschulklasse sozusagen, so der verschmähte Mime. Um seine Aussage zu unterkellern, entließ er seine eh schon hervortretenden Augen noch ein Stück mehr aus ihren Höhlen, flackte unstet mit ihnen umher, grunzte verhalten und sicher hätte er noch etwas Sabber aus seinem Mundwinkel fließen lassen, wäre er sich einer etwas breiteren Öffentlichkeit bewußt gewesen. So war es aber nur ich, die staunend seiner Eisermannpersiflage beiwohnte. Nach seinen weiteren Plänen befragt murmelte er etwas von "Kommissar Rex und so Serien halt", was bei mir ein wenig Heiterkeit erzeugte, worauf er das sagte, was normalerweise jeder Theaterschauspieler in solch einer Situation sagt: "Weißt du, Rossi, das Fernsehen, das ist nur so eine Nebenbeschäftigung. Ich will das nicht ewig machen. Ich will zurück auf die Bühne!!"

    Dort stand er dann auch nochmal, als er sich als Sänger versuchte. Er hatte einen Auftritt vor heimischen Publikum, was seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet aber eher missbilligte. Man kann über ihn sagen was man will und ich finde ihn ja auch sehr nett, aber als Punkrocker geht er nicht durch, da isser einfach zu schnieke.
    Geändert von Frau Rossi (02.04.2004 um 21:35 Uhr)

  8. #8
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    Wegen Uffels Geschichte hab ich gerade zum ersten Mal fast eine komplette Folge geschaut und alles gefunden wie beschrieben, von huebscher Frau ueber Huhngespritze bis Flambierspiele. So einer feiner Vorabblick hinter die Food- und sonstigen Kulissen macht doch gleich ein ganz anderes Fernseherlebnis.

  9. #9
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    ja und ich will jetzt sofort das Rezept für diese anatolischen Törtchen da wissen, hörst du Uffel, sofort!!!

  10. #10
    Member Avatar von chuck
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    Herrlich, Uffelmann, hab mir alles angesehen und schon beim etwas hölzern aufspielenden Huhn stumm den bekifften Salat verflucht, den ich mir heute aus technischen Gründen verordnet hatte. Morgen koche ich Lamm.

  11. #11
    Avatar von Copi Fußnot
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    Sollten wir also morgens mal wieder als rohes Hühnchen aufwachen, wissen wir, was wir tun müssen.
    Danke, Chickstyler Uffel!

  12. #12
    Avatar von Streithaehnchen
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    Uffel! Demnächst bitte etwas eher Meldung! Da schlag' ich mir den Abend in Szene-Restaurants bei 3 Gläsern Wein um die Ohren und verpasse das!!!!!!
    Aber immerhin: Allein das Lesen ist ja schon ganz wunderbar.
    Wer richtig plant, braucht nicht zu seufzen.

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