Freitag Abend. Der ICE von Kassel nach Berlin. es ist sehr voll, Menschen müssen in den Gängen stehen. Selbst in der 1. Klasse im Raucherabteil.
Im Grossraum am Fenster, den Sitz so flach wie möglich gestellt, liegt Wolfgang Völz. Er ist erkennbar schläfrig.
Von meinem Platz neben der Abteiltüre aus habe ich freien Blick auf die Zu- und Abgänge auf der Toilette. Nicht eben spannend – bis Wolfgang Völz kommt.
Er kann nicht rein, es ist besetzt.
Er baut sich vor der Türe auf, Rücken durchgedrückt, und wartet mit Fassung.
Die Türe öffnet sich, heraus tritt eine grosse Person, mindestens 1,85 m, weiblich, sehr lange Beine und sehr lange sehr blonde Haare. Etwas verdutzt, verlegen lächelt sie den wartenden Herrn in der Strickjacke an, den sie wahrscheinlich erkannt hat. Es irritiert sie sichtlich, dass er wie ein Wachsoldat in dem engen Gang vor der Toilettentüre steht. Ehe sie sich noch an ihm vorbei drücken kann hebt er die bekannte sonore Stimme und fragt laut und artikuliert:
„Haben Sie Grosses gemacht?“
Auf den ersten Blick hätte ich die Dame als schlagfertig eingestuft. Jetzt stottert sie nur, beinahe schuldbewusst: „Neieeeiiiiin.“
Der grosse Mime betritt mit einem halblauten: „Na dann“ beherzt die Toilette.
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