Ich wusste schon immer, daß meine Eltern einige Jahre vor meiner Geburt eine lockere Freundschaft mit Jean Pütz geführt hatten, die sich allerdings später im Sande verlief. An einem Sommertag vor ungefähr 8 Jahren telefonierte ich gerade mit einem Freund aus der Nachbarschaft als mein Bruder eintrat und das Gespräch unterbrach, um die Meldung zu machen, daß soeben Jean Pütz das Haus betreten habe. Meine Mutter hatte ihn zufällig an der nächsten Straßenecke getroffen und auf seine Frage wie es meinem Vater gehe, hatte sie vorgeschlagen, er möchte ihn doch am Besten gleich besuchen. Mein Freund wollte die Meldung am Telefon zuerst nicht glauben, zeigte sich dann allerdings schnell gewillt, unverzüglich vorbeizukommen, um Jean Pütz, über den wir uns zuvor schon häufig amüsiert hatten, realiter zu sehen. Als er eintraf standen Jean Pütz und mein Vater gerade in der Küche und plauderten. Mein Vater stellte uns vor, Jean Pütz drückte uns höflich die Hände, danach trat eine peinliche Stille ein. Jean Pütz hatte ganz eindeutig gemerkt, daß wir die Küche absichtlich aufgesucht hatten, um ihn zu begutachten. Mit einer Ausrede machten wir uns davon. Der Vorfall war uns noch Jahre später peinlich.
Vor ungefähr drei Jahren dann hatte ich noch einmal Kontakt mit Jean Pütz. Meine Eltern waren auf seinem Geburtstag eingeladen und ich freuquentierte eine Party, die nur einen Block weiter ausgetragen wurde. Da ich nicht wusste, wie ich nach Hause kommen sollte, beschloss ich gegen 2 Uhr nachts die Party von Jean Pütz aufzusuchen, um mir möglicherweise mit meinen Eltern ein Taxi zu teilen. In die Veranstaltung hineinzukommen war nicht einfach, nach Berufung auf meine Eltern ließ man mich jedoch passieren. Kaum hatte ich den Festsaal betreten, kam Jean Pütz auf mich zugeeilt und fragte mich finsteren Blickes, als ob er sich der Episode in der Küche entsinnen könnte, was ich hier zu suchen habe. Glücklicherweise kam in diesem Moment mein Vater hinzu und stellte mich zum zweiten Mal in meinem Leben Jean Pütz vor. Die Begeisterung blieb verhalten, ich hatte den starken Eindruck, nicht sympathisch auf Jean Pütz zu wirken. Nach einem Händedruck ließ er uns stehen und hat mich den weiteren Abend keines Blickes mehr gewürdigt.
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