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Thema: Hoffman, Dustin und Jobatei, Cherno

  1. #1
    Moderator_S Avatar von U_Sterblich
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    Hoffman und Jobatei

    Dustin

    Garrison Keillor kommt wie ich aus Minnesota, einer Einöde im mittleren Westen Amerikas, und er ist von Beruf Entertainer, wie ich. Darum nahm Kirk Erbs mich am Wochenende mit ins feine Hotel Adlon, wo Keillor auftrat für Angehörige der amerikanischen Botschaft und andere in Berlin wohnende Amerikaner. Das feine Hotel Adlon ist innenarchitektonisch misslungen. Die Aufführung fand im Ballsaal statt. Der Ballsaal sah mir nach einem Raum aus, in dem sehr traurige Bälle stattfinden.
    Am Beginn der Veranstaltung trat Garrison Keillor auf die Bühne und sagte: "Ladies and Gentlemen, please rise for our national anthem." Wir Deutschen zucken bei so was, aber im traurigen Ballsaal vom Hotel Adlon sang man sofort und mit Inbrunst das Lied vom starsprangled banner, und warum auch nicht. Garrison Keillor war recht unterhaltsam und knuffig. Er sang viele Lieder, er sang schön, aber trotzdem guckte ich während der Lieder immer eher im traurigen Ballsaal herum als Garrison Keillor an. Zum Beispiel den Mann, der aussah wie Dustin Hoffman, einen Schauspieler den ich aus diversen amerikanischen Filmen kenne, z.B. aus "Die Reifeprüfung", "Midnight Cowboy", "Tootsie" und "Rainman". Das war in diesem Moment un peu déjà vu, denn an der Haltestelle der Straßenbahn hatte ich auch schon einen Mann gesehen, der mir nach Dustin Hoffman ausgesehen hatte, aber es war ein anderer. Dieser hier stand erst in der Tür, dann saß er neben einer Frau seines Alters, und als Garrison Keillor "Falling In Love With You" von Elvis sang, hatte er sein graues Haupt auf ihre Schulter gelegt.
    Als Garrison Keillor fertig war wurde erst applaudiert, dann aufgestanden. Bei diesem Prozedere sagte eine Frau, und sie sagte es ehrfürchtig: "…and Dustin Hoffman is here!"

    Cherno

    Wir holten uns also ein überteuertes Bier an der Bar und gingen noch mal rein in den traurigen Ballsaal, denn Kirk wollte noch hier und da Hallo sagen. Dustin Hoffman stand herum, klein wie er ist, und unterhielt sich. Er trug ein labbriges schwarzes Hemd, unter dem sich eine beachtliche Plauze wölbte. Darauf machte Kirk mich gerade aufmerksam, als sich Cherno Jobatei in mein Gesichtsfeld schob. Die Fallhöhe zwischen zwei Paparazzierungen kann eigentlich größer nicht ausfallen, ist es nicht so. Cherno drückte sich erst eine Weile in Dustins Nähe herum. Dann griff er sich in sehr unlässiger, irgendwie aggressiver Manier einen Stuhl und setzte sich an den Tisch neben uns. Dort saßen auch zwei Damen, eine ältere und eine, die sehr aussah wie Jobatei, deshalb nehme ich mal an, vielleicht kann sein seine Mutter und seine Schwester.
    Dann machte Jobatei Fotos. Fotos über Fotos. Tausende. Mit dem Fotohandy. Fotos von Mutter und Schwester (wie ich ja nur vermuten kann), Fotos von sich mit Mutter, von sich mit Schwester, von allen zusammen, immer in sein Handy grinsend. Die Leute guckten schon. Der Witz an den Fotos war natürlich, dass die vermutlichen Jobateis immer so saßen, dass Dustin direkt hinter ihnen stand.


    Anschließend ging man noch ins echte Nachtleben. Dort legte Dr. Steve Morell auf, der erste DJ, dessen Namen ich mir gemerkt habe, will sagen, der hat gerockt.

  2. #2
    Avatar von Kirk Erbs
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    Woher weißt Du, daß Steve Morell Dr. ist? Das wird ja immer unheimlicher mit diesem Morell. Begleitet wurde er übrigens von einem zunächst etwas langweilig wirkenden, weil wie Frodo Beutlin resp. Elijah Wood aussehenden Co-DJ, der sich dann aber durch eine entzückende, ekstatische Schreiperformance in die Herzen des Publikums sang.

    Auf den Fotos in Jobateis Fotohandy ist übrigens größtenteils nur der Hinterkopf von Hoffman zu sehen, da dieser nämlich, kurz nachdem Jobatei seine Begleiterin zu dem peinlichen Fotoshooting zwang, seine Gesprächsposition auf für Jobartei ungünstige Weise wechselte.

  3. #3
    Moderator_S Avatar von U_Sterblich
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    Ich glaube nicht, dass er ein Akademiker Doktor ist, mehr so einer wie Dr. Dre, Dr. Hook oder Dr. Udo Brömme.

  4. #4
    Avatar von stu
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    Dr. Dre hat einen Doktor in Electric Surgery, aber das nur am Rande.

  5. #5

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    Sicher, dass Cherno sich neben euch gesetzt hat, um Dustin Hoffman zu fotografieren und nicht, um dich anzugraben? Immerhin ist er als der peinlichste Frauen-Anlaberer der Republik bekannt.

  6. #6
    MaybachMember
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    Steve Morell ist kein akademischer Doktor, aber er hat ein Herz für die Sin City Circus Ladies, das wiegt das mehr als auf.

    Der Gebrauch von akademischen Titeln ist nur in Ausnahmefällen zu rechtfertigen (böse mails an Chef oder so).

    Und die geschichte da oben ist sehr schön. So wie die Wangenknochen von Steve Morell.
    Ich hab noch am Raumschiff zu tun

  7. #7
    Avatar von stu
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    Dr. Dre hat einen Doktor in Electric Surgery, aber das nur am Rande.

  8. #8
    Moderator_S Avatar von U_Sterblich
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    Er ist Henker?

  9. #9
    Avatar von stu
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    chirurg.

  10. #10
    Member Avatar von christoph
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    Ende der 90er gab es mal einen bundesweiten Musikwettbewerb der Werbeagenturen. Gibts den noch? Irgendwie war der hervorgegangen aus dem bundesweiten Fußballturnier der Werbeagenturen. Das lief so, daß in 5 Hochburgen der Werbeindustrie regionale Ausscheidungen liefen bzw. stattfanden und abschließend in Hamburg der Bundessieger gekürt werden würde. Das waren die guten Zeiten damals, Kinder, kommt her und lauscht eurem Opa.

    Der Berliner Musik-a-thon fand im Tränenpalast statt, wo sonst. Auch meine Ex-Agentur war mit einer Kapelle vertreten, deswegen ging ich hin. Und natürlich, um den Anheizer des Abends spielen zu hören - Cherno Jobatey and the Groove Gangsters. Der Saal war dreiviertelvoll, als Cherno die Bühne betrat und uns seine Band erklärte. Sie bestand ausschließlich aus Kollegen vom ZDF-Morgenmagazin (oder war er da noch auf SAT1? Oder Pro7? Verdammt, mein Gedächtnis!). Der Regieassistent zupfte den Bass, am Keyboard saß der Beleuchter, so in der Art. Das Problem war allerdings nun, daß der Schlagzeuger erst später kommen konnte - Schwierigkeiten mit dem Schnitt einer Außenreportage, meine ich. So stand Cherno denn vor der Menge der jungen, coolen Medien-Zyniker und mußte die Zeit totschlagen. Das gelang ihm nicht gut. Wie immer trug er einen beigen Anzug und weiße Turnschuhe, aber was beklagenswert offensichtlich fehlte, war der vertraute Teleprompter. Er riß ein paar Scherze, über die nur er lachte, und erzählte den Rücken des Publikums ein oder zwei Schwänke aus seiner Jugend. Was ich immerhin bemerkenswert fand: Er hatte Gitarre studiert, in Berkeley, wo die ganzen Shredder jener Jahre herkamen, Frank Gambale, Steve Vai und wer noch so alles.

    Der Schnitter kam dann irgendwann, der Auftritt war kurz und laut, Cherno ging sofort nachher. Die Agenturbands boten auf, was die Kreativen sich so ausgedacht hatten: Die angehenden Werbekauffrauen wedelten mit Pömpöms, die Kontakter droschen grimassierend auf ihre Telecasters ein, der Praktikant aus der Technik slappte die Dicken Drähte und die türkische Azubine sang "Word up!". Und genau diese türkische Azubine sah ich letztens auf einem Filmplakat wieder. Na ja, andere Geschichte.

  11. #11
    Administrator Avatar von Graham
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    Auf der CeBIT läuft Cherno Jobatei in einem braunen Anzug und hässlichen Turnschuhen durch die Gänge. Seine Gesicht sagt "Ja, ich bin's, ich bin es wirklich, ich bin der Cherno aus dem Fernsehen, komm, sprich mich an". Macht aber keiner. Deswegen geht der Cherno zu einer neuen Taktik über. Er glotzt die Hostessen verschiedenster Stände unentwegt an und sucht so den direkten Augenkontakt, möglicherweise könnte man ja was klar machen. Kann man aber nicht, denn die Promotion-Damen sehen sich pikiert an und wenden sich dann ab. Sie wollen ihm nicht einmal einen Prospekt über neue Motherboards in die Hand drücken.
    Gar nicht besser verläuft auch der Versuch, japanische Präsentations-Girls zu becircen, was aber nur daran liegen kann, dass Cherno-Jobatei-Sendungen in Japan nicht wirklich zu den Impor-Schlagern gehören.

  12. #12
    Moderatorin
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    Mich lächelte er vorvorgestern in Halle 25 nachhaltig an und gab mir die Hand. Sehr alert und gleichzeitig ein wenig unterwuerfig, eben diese Sorte Laecheln und Koerpersprache, die man fuer Leute bereit haelt, die einem moeglicherweise nuetzlich sein koennen.

    Lag wohl daran, dass mich sein Begleiter (in dessen Diensten Herr Jobatey offenbar unterwegs war und den ich noch aus der Zeit kenne, als Kai's Powertools echte Avantgarde waren, Aeonen lang also) wie ueblich ruppig, laut und recht herzlich begruesste.

    Die droehnenden Sozialgeraeusche graetschten in mein Gespraech mit einem Herrn, den man zwar kuerzlich auf einen Fruehstuecksdirektorposten weggelobt hatte, der von der Ausstrahlung her immer noch wie ein Doppelplusalphatier aus dem Lehrbuch wirkt. Jobatey hielt mich fuer wichtig, soviel war klar, ein Irrtum, dem allerdings auch schon deutlich schlauere Leute aufgesessen sind.

    Umgekehrt passiert mir das uebrigens nur noch selten. Vielleicht liegt es ja daran, dass ich im Gegensatz zu Herrn Jobatey z.B. den Unterschied zwischen sympathisch-selbstbewusstem Siegerlaecheln, aufgesetzt-angelerntem Gewinnergegrinse und simplen Beeindruckungsblecken erkenne. Oder gelernt habe, dass positiv grundgestimmte Aufmerksamkeit fuer die eigene Person nicht erbettelt werden kann. Vielleicht ist das aber auch voellig egal, denn wahrscheinlich verdient Herr Jobatey derzeit 7x soviel Geld wie ich. Aber einen Coolness-Coach, den koennt er trotzdem dringend brauchen!

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