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Thema: Junge, F.W.

  1. #1
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    Junge, F.W.

    Es ist ein kleines Haus, in dem er wohnt. Gemütlich, möchte man meinen, auch von innen. Die Dachkonstruktion hat den Charme, der einen denken lässt: nette Idee.

    Den Hohlweg, an dem das Haus liegt, den es begrenzt auf der einen Seite, erreicht man nach einem Spaziergang durch aufgelassenes Weinberggelände mit Terrassen. Vorbei an einigen kleinen Häusern, darunter auch eine Gärtnerei.

    Dann kommt, bevor es richtig steil nach unten geht, ein gewaltiges Anwesen linker Hand. Es kläffen einen immer die beiden Hunde an, die da Patrouille laufen. Der sichtbare Fuhrpark besteht aus Porschen und Geländewagen.

    Die Steilpassage, wegen des groben Kopfsteinpflasters besonders schwierig bei feuchtem Wetter, knickt dann ziemlich abrupt nach links, verläuft waagerecht weiter und geradewegs in Richtung des Hauses. Als Hohlweg eben und neuerdings immer mit reichlich Hundescheiße garniert. Tröstlich ist wirklich nur der Blick auf die Giebelseite seines Hauses mit der besagten Dachkonstruktion.

    Kaum um die Ecke gebogen, auf den Augustusweg, sehe ich den ältlichen Herrn aus seinem Wagen steigen. Der Mantel ist dunkelblau und so groß, dass er die leicht gebeugte Haltung gut kaschiert. Der eine Mantelarm gibt die blasse rechte Hand frei, die dann aus dem Fond des Wagens die Aktentasche greift. Nach dem immer noch gebückten Verschließen der Türen streckt sich der Mann, so gut es eben geht, zeigt mir sein ebenfalls blasses Gesicht und gibt sich zu erkennen als der Herr Junge aus Dresden, Schauspieler, Theaterkahnbetreiber.

    Wir sind eine kleine Gruppe, vor der sich ein bizarres Spiel zuträgt.
    Der Theatermann mit dem Aussehen eines biederen Beamten nähert sich uns mit leichtem Erröten. Womöglich ist er daran gewöhnt, stets freundlich gegrüßt zu werden, verdienter Dresdner Wendeaktivist, der er ist. Das Rot in seinem Gesicht wird ergänzt durch ein Lächeln, vielleicht sogar schüchtern oder verlegen.
    Aber warum bleibt er denn jetzt plötzlich stehen, uns halb zugewandt und lässt das Lächeln einfrieren zu einer unangenehmen Mine? Warum fordert er ein Guten Tag! heraus, in dem er eines gibt?
    Die Kinder bleiben stehen und gucken den großen, alten Mann an. Der schaut den Eltern hinterher, mit offenem Mund.
    Keiner hat ihn eines Blickes gewürdigt, jedenfalls nicht merklich für ihn. Aufgeschnappt hat er höchstens die Bemerkung aus der Gruppe über den Aufkleber an seiner Haustür. Altes Europa – Die Grünen.

  2. #2
    Avatar von Herr Genista
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    º

    Steige, kleine Blase, steige.
    Zeterum zenseo.

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