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Thema: Fahrenkrog-Petersen, Uwe

  1. #1
    Moderator Avatar von Klede
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    Fahrenkrog-Petersen, Uwe

    Vor beinahe zwei Wochen habe ich mir im Frauen-KZ Ravensbrück eine Erkaeltung zugezogen, die sich einfach nicht abschuetteln laesst. Sobald es mir etwas besser geht, gehe ich in verrauchte Kneipen und saufe, und am Morgen danach ist alles wieder im Eimer. Heute ging es mir besser, aber ich war festen Willens, diesmal den Teufelskreis zu durchbrechen, nicht wieder ins Cafe Klatsch an der Ecke zu rennen und Futschis fuer ein Euro das Stueck zu trinken. Also schleppte ich mich ins Kino, in die laengste Vorstellung, die ich finden konnte, Herr der Ringe, im Sony Center. Der Film hoert wirklich einfach nicht auf, er geht immer weiter, es ist unglaublich, vier mal wollte ich aufstehen, dann kam noch ein Ende, danach noch eins und noch eins. Neben mir sassen zwei Maedchen, beide vielleicht vierzehn, die mindestens eine Stunde lang heulten, die Taschentuecher gingen ihnen aus, sie mussten in ihre Aermel rotzen.

    Nach dem Film, sechs Stunden, nachdem ich meine Wohnung verlassen hatte, setzte ich mich in mein Auto und fuhr los. Der Verkehr am Potsdamer Platz war krank, alles verstopft, gerade mal drei Autos kamen bei Gruen weiter. Im Radio lief nur Muell, ich hatte nichts zu lesen dabei, und fing also an, mich umzuschauen.

    Im Rueckspiegel dann ein seltsamer Anblick: eine sehr huebsche Frau mit langen dunklen Locken, die sich im Sonnenblendenspiegel schminkte, daneben ein androgynes Wesen, Alter schwer einzuschaetzen, Haare jedenfalls blond gefaerbt, Augenbrauen fragwuerdig bearbeitet. Genaues konnte ich nicht erkennen, da, im Gegensatz zu der lockigen Schoenheit, die von einem kleinen Schminklaempchen beleuchtet wurde, der Fahrer im Dunkeln sass, und ich auch nicht zu auffaellig in den Rueckspiegel starren wollte. Als ich dann mal wieder drei Wagenlaengen vorwaerts fahren konnte und abbremste, sah ich im Licht meiner Bremslichter nun deutlicher, wer da hinter mir fuhr: Uwe Fahrenkrog-Petersen, Nena-Keyboarder, Superstardingens. Rotes Licht ist selten schmeichelhaft (Warum ist dann die Beleuchtung in Puffs und Strip Bars meist rot? Damit man die Pickel nicht sieht?), und bei Fahrenkrog-Petersen war es nicht anders, ich nahm den Fuss gleich wieder von der Bremse. Er fuhr dann noch eine Weile mit reichlich Sicherheitsabstand in seinem schwarzen 5er BMW hinter mir her. Die schoene Frau schminkte sich weiter, ab und zu unterhielten sie sich, sehr ruhig, gelassen, es sah nett und freundlich aus. Beim Holocaust Mahnmal bog er schliesslich rechts ab, ich musste weiter geradeaus fahren.

  2. #2
    Avatar von Benzini
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    Dieser Mensch ist aber wirklich der John Doe der Semi-Prominenz.

  3. #3
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    War Nena nicht mal mit ihm zusammen, oder doch mit Rolf, wer auch immer das war, mein Kopf wirft den Namen plain aus.

    Eine lange Freundin meiner Familie wohnt in der Gegend, ab und zu fuhr ich früher nach Kleinmachnov raus, redete, zum Abschied standen wir an der Gardrobe, ich die Klinke an der Hand, dann fragte sie nach irgendwas, mir fiel was dazu ein, wir redeten noch 10 Minuten, ich hatte wieder die Klinke in der Hand, dann frage ich was, sie antwortete länger und so wechselte sich das für eine halbe Stunde stets mit dem Mantel in der Hand ab. Daran erinnerte mich das Ende vom Herr der Ringe, ein langes Händeschütteln zum Abschied.
    Geändert von Elpenor (19.12.2003 um 02:29 Uhr)

  4. #4
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    In Wien der 20er Jahre letztes Jahrhundert war es nach Kaffeehausbesuch Sitte, zumindet bei dem Kreis um Polgar, sich gegenseitig nach Hause zu begleiten. Man ging in einer Gruppe von sechs Leuten los und brachte einen nach dem anderen nach Hause, was zu ausgedehnten Fußmärschen in die Außenbezirke führte und bis zur frühen Morgenstunde dauerte.

    Dachte bei der ersten Bekanntschaft mit dieser Manier an die frühen Kindergeburtstage, wenn die Eltern die Truppe nach Hause fuhr und ein Kind nach dem anderen ausgeladen wurde, wobei jedes danach drängte, als letztes dranzukommen.
    Geändert von Elpenor (19.12.2003 um 02:40 Uhr)

  5. #5
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    Den Nena Keyboarder zu erkennen. Im Rückspiegel. Im fahl erleuchteten Hinterauto. Dreifach tragisch. Eigentlich viermal tragisch, weil Punkt 1 gilt 2 x

  6. #6
    Hühnergott Avatar von Freewheelin_Biller
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    Schönster Geschichteneröffnungssatz des Monats.

  7. #7
    Camembert Avatar von Edding Kaiser
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    Schöner Bogen vom Frauen-KZ zum Holocaust Mahnmal.
    Für Inge.

  8. #8
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    sehr feiner und treffender vergleich zum herr der ringe ende.
    ebenso ersparenswert auch legolas brilliante bemerkung: ah, eine ablenkung! es ging darum, dass....ach egal.
    uwe hatte übrigens nie etwas mit comebacknena. zumindest nicht offiziell.

  9. #9

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    Ich glaube, es war der Schlagzeuger, der etwas mit Nena hatte (der "Schlagzeuger", der etwas mit Nena "hatte"). Fahrenkrog-Petersen hatte was mit Shenna Easton oder Sheila E. oder so. Aber später dann.
    Kroppzeuch: Es ging um Nena, nicht um "comebacknena".

  10. #10
    Avatar von Benzini
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    Ich lach mich tot. Dieser blutleere Lemur mit Sheila Escovedo. Du hast doch wohl den Schuss noch nie gehört!

  11. #11

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    Doch, doch.

  12. #12
    Avatar von Benzini
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    Stimmt. Ich hatte auch mal was mit James Brown. Das Leben ist verrückt.

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