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Thema: Wickert, Ulrich (postwickert & inselaffen)

  1. #1
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    Es war eine sehr pikfeine Gegend, in der sich die Postfiliale eingenistet hat, die ich einst mit meiner Arbeitskraft erfreute. Direkt in der Nachbarschaft befand sich ein Verkehrsknotenpunkt, der als moderner Kreiselstern den Park der Stadt mit der lichtgefluteten Innenstadt mit den Randbezirken und den mittleren Ringen verbindet. In der direkte Nachbarschaft dieses Ortes wohnt Ulrich Wickert.
    Der erste Tag der Arbeit verlief so: Ich kam um 13:45 in das Postamt und wurde von Winfried* in meine Tätigkeit eingewiesen. Nachdem wir eine Weile Einweisung gespielt hatten, sagte W. mit einer Bestimmtheit, die meinerseitiges Erstaunen auslöste: 'Du bist ein Langenhorner'. Ganz sicher hatte ich Winfried noch nie gesehen. Aber er hatte recht.
    Das sei aber nur am Rande erzählt, denn hier geht es nicht um Intuitionswunder, sondern um Ulrich Wickert.
    Winfried jedenfalls fuhr in den Urlaub und ich vertrat ihn.
    Erstaunlicherweise gab es in diesem Postamt noch einen Postbeamten, der Winfried hieß (beziehungsweise er hieß nicht Winfried, aber genauso wie der erste Winfried, dessen Name aus Geheimhaltungsgründen geändert wurde). Winfried und Winfried befanden sich jedenfalls in einem Kleinkrieg: Der eine war Künstler, der andere Kleingärtner (obwohl er aussah wie ein Status Quo-MItglied). Kleingärtner-Winfried hatte aus unerfindlichen Gründen eine unerquickliche Abneigung gegenüber England. Sobald eine Zeitungsmeldung über irgendetwas 'Englisches' erschien, schüttelte Winfried zwei resigniert den gelockten Kopf und sagte 'inselaffen'.
    In diesem Postamt verkehrte die Hochprominenz der städtischen Geldszene und zwar höchstwahrscheinlich nicht wegen der Angestellten. Eher wegen der bequem zu erreichenden Lage.
    Ulrich Wickert war Stammgast, denn er wohnte nebenan. Ein sehr sehr angenehmer Mensch, der sich hervorragend dazu eignet, hier als Geschichtenalibi zu dienen. Ich habe ihn gelegentlich bedient und selten einen Prominenten mit Serviceleistungen vesorgt, der dabei dermaßen freundlich und nichtssagend war. Wir haben uns wunderbar verstanden!! Jetzt, wo ich gerade erfahren durfte, das er eigentlich lieber Gras rauchen als Tagesschau moderieren würde, ist er mir noch sympathischer.
    Ein Freund, der nicht bei der Post arbeitet, hat mich vor einigen Jahren zu seinem Geburtstag eingeladen, der in einem Sushi-Restaurant stattfand. Die verschiedenen Esstische waren durch rote Vorhänge abgetrennt. Aus Samt, wie es sich für Sushi gehört. Unsere Geburtstagsgesellschaft hat fröhlich gegessen. Bis wir irgendwann feststellten, dass hinter dem roten Samtvorhang die damalige Oppositionselite bestehend aus Oscar Lafontaine und Rudolfmilitaryman mitsamt Ulrich Wickert saß. Sie haben dasselbe Lamm gegessen. Ich war aber nicht böse, weil ich Ulrich Wickert schon vorher liebgewonnen hatte.


    *Name ob der Diskretion geändert.

  2. #2
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    Samt und Sushi, wieso gehören die zusammen?
    ich find ja immer so lächerlich wie Nichtjapaner Sushi essen, in Japan essen sie das mit Fingern und nicht mit Stöcken, und schon gar nicht mit Samt. Komischer Authentizitätsfetischismus.

  3. #3
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    Stäbchen, Sushi und SPD gehören in meinem Breitengraden zusammen. liebend gerne würde ich mit der hand essen...
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  4. #4
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    ...aber die etikette erlaubt es nicht. es ist ein schauriges leben. ich könnte jammern.

  5. #5
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    absolution oder ein horoskop. bitte!
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  6. #6
    Moderator Avatar von Ruebenkraut
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    Kaum zwei tage nicht reingeschaut, muss man sich (erfreulicherweise) schon durch langgewordene stränge (einschließlich wieder die vier und fünfsternehotels des herrn angeli) kämpfen - ich mach das immer von unten nach oben, ausgehend von dem letzten strang, den ich noch bis ans ende kenne.
    jedenfalls heute bis hierher, bis mich wirklich eine (diese) kleine Gecshichte gepackt hat. Schön erzählt, wirklich, autofocussoundso, besonders gefällt mir:
    'Wir haben dasselbe Lamm gegessen'.
    Wickert rules OK.
    (aber nicht dieselbe tüte geraucht?)

  7. #7
    Member Avatar von horschtsan
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    Es fing mit einem harmlosen „ein Professor von mir ist eine wahre Konifere auf dem Gebiet, der kriegt in Vorlesungen immer stehende Ovulationen“ an und führte dazu, dass ich bis heute nur ungern Fremdwörter benutze. Es war im Skiurlaub in Aschau, zu dem uns unsere Eltern überredet hatten. „Ach, das wäre so schön, wenn wir alle zusammen noch mal Urlaub machen würde, wir zahlen auch.“ Es war aber überhaupt nicht schön, es lag kein Schnee, die mitgereisten Freunde unserer Eltern entpuppten sich als große Langweiler und hemmungslos Saufen trauten wir uns im Angesicht unserer Erzeuger auch nicht.

    Im Kampf gegen die Langeweile suchte ich mit meinem Bruder deshalb nach falsch zu benutzenden Fremdwörtern jenseits von Fußballerfehlleistungen und wir erreichten innerhalb einer Woche eine gewisse Virtuosität auf diesem Gebiet, aber das kennen Sie ja hier, muss ich jetzt nicht wiederholen. Letztlich war es ein Fehler, denn ich habe seitdem immer das ungute Gefühl, dass das gerade von mir benutzte Fremdwort falsch ist.

    Aschau liegt im Zillertal, unweit von Kitzbühel, und beherbergt jene Skifahrer, die sich zwar gerne im Schein der Prominenz sonnen, sich das aber eigentlich gar nicht leisten können. Vielleicht ist Skiurlaub in Aschau auch keine Frage des Geldbeutels und Aschaureisende genießen lediglich den Frieden der Provinz, ohne auf eine Abfahrt die Streif herab verzichten zu wollen. Das kann ich nicht beurteilen, es lag, wie eingangs erwähnt, kein Schnee. Wie auch immer, ich war etwas erstaunt, als ich Ulrich Wickert auf dem Bahnhof in Aschau sah, ich hätte ihn eher direkt in Kitzbühel vermutet.

    Vielleicht war ihm auch nach Anonymität, mein Bruder behauptete jedenfalls, dass die Wickertsche Begleitung nicht seine Frau, sondern so ein Tagesschaumäuschen sei, dass hin und wieder mal die fünf Uhr Nachrichten moderieren dürfe. Ich weiß nicht ob er Recht hatte, ich glaube ihm eh nichts mehr seit der Sache mit den Fremdwörtern, das war nämlich seine Idee.

    Wir waren am Aschauer Bahnhof, um Tickets für unsere überhastete Abreise zu kaufen, was den Schaffner aufs Bemitleidenswerteste überforderte. Wahrscheinlich musste er noch nie Fahrkarten mit Reisezielen außerhalb des Zillertaler Raums verkaufen, war aber auch nicht so schlimm, wir hatten ja eh Langeweile. Es dauerte knapp 3 Stunden bis zur Aushändigung unserer Tickets, zwischendurch musste der Aschauer Schaffner immer wieder Kaltgetränke und Ansichtskarten verkaufen, die Toilette auf- und zu schließen und abfahrende Züge abfertigen, es waren dieser zwei. Mit einem davon reisten auch Ulrich Wickert und Begleitung ab.

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