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Thema: Moss, Kate, muss

  1. #1
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    Moss, Kate, muss

    Das WMF ist ein Club in Berlin. Einmal war ich da, und meine Begleitung zupfte mich plötzlich aufgeregt am Ärmel: „Guck mal da!“ Sie ruckte mit dem Kinn in Richtung eines blassen, kleinen Mädchens: Ein typisches Berliner Nachtschattengewächs, eine dieser zarten Flatterfeen, wie sie zu Dutzenden jede Nacht in die Clubs eintrudeln, um an der Bar ihren hochprozentigen Nektar zu saugen und ein bisschen in der Gegend herumzuschauen. Ihre Blicke sind immer sehr flattrig, man könnte denken, wenn sie Augenkontakt mit jemand haben, sterben sie sofort, so vorsichtig sind sie. Aber diese dort, behauptete meine Begleitung steif und fest, sei Kate Moss. Es gab da tatsächlich eine entfernte Ähnlichkeit. Aber mehr nicht. Ich lachte meine Begleitung aus. Kurze Zeit später war das Mädchen an der Bar von einem Kamerateam umringt. Das war also Kate Moss. Aha. Ich bekundete Desinteresse und verdrückte mich. Meine Begleitung blieb zurück, nicht bereit, ihren Abstand zum Supermodel auch nur einen Zentimeter zu vergrößern. Albern. Ich ging in den Hof. Ich musste an Kate Moss denken. Vor dem Bauwagen mit den Frauen-Toiletten war wie immer eine lange Schlange. Ich musste an Kate Moss denken. Ein Bekannter kam auf mich zu, fragte mich, ober ich schon wüsste, dass.... Ich wusste. Ich nahm einen frischen Kaugummi. Ich musste an Kate Moss denken. Es hatte keinen Sinn. Ich musste sie nochmal sehen.

    Ich ging wieder hinein, und herum, ich suchte, ich begegnete weiteren Suchenden, schläfrigen Mitte-Heinis wie ich einer war, die eine Spur aufgeregter als sonst durch die düsteren Gänge turnten, der Größenwahn sirrte leise in unseren Hirnen, eine irre Hoffnung, ein Vielleicht, wir rannten durch das WMF, gespannt wie unsere Väter bei der Ziehung der Lotto-Zahlen, in der Hoffnung, ein unmöglicher Zufall würde unserem öden Leben schlagartig ein Ende setzen. Kate war wie vom Erdboden verschluckt. Wir wurden immer nervöser und rannten immer schneller im Kreis. Eine nur mühsam verschleierte Massenhysterie. Es war erbärmlich.

    Nach etwa 300 Runden traf ich meine Begleitung wieder. Ihr Gesicht leuchtete. Sie platzte fast. Es musste etwas passiert sein. „Alter das glaubst du mir nicht! Ich war eben draußen auf Klo, aber da war voll die lange Schlange, also hab ich mich hinter den Bauwagen in den Schatten gehockt, und dann steh ich auf, und wer steht da am Ende der Schlange?!“ Eins. Zwei. Drei. „Kate Moss! Sie hat voll die Fresse gezogen, und dann hab ich ihr gesagt, sie soll sich doch einfach auch da in den Schatten hocken, und weißt du was?!“ Eins. Zwei. Drei. „Sie hat’s gemacht! Und ich hab Schmiere gestanden!“ Meine Begleitung lügt nie. Sie hat wenig Fantasie, sie ist heute Markenberaterin in Genf.

    Während ich also durch den Club geirrt war auf der Suche nach dem legendären, unsterblichen Supermodel Kate Moss, hatte meine Begleitung sie beim Pipi machen bewacht. Hockend, im Schatten eines Bauwagens im schmuddeligen Hof des WMF. Da soll mal jemand drauf kommen. Ich entspannte mich, das Sirren wurde leiser. „Das Leben kann so gerecht sein“, dachte ich. „Ob sie mit der Concorde kommen oder mit der U-Bahn, müssen müssen sie doch.“ Dann habe ich meiner Begleitung noch erzählt, wie amüsant es für mich gewesen sei, in Ruhe eine Stunde an der Bar zu sitzen und sich die aufgescheuchten Mitte-Heinis anzuschauen, wie sie verzweifelt nach der kleinen Kate suchen.

  2. #2
    Avatar von Benzini
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    Was ist denn das für eine gequirrlte Scheisse.
    "Ich ging in den Hof" ist allerdings ein ganz grossartiger Satz.

    anbiedern als KUNST

  3. #3
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    Guter Versuch Benzini, ist aber schon blau.
    Genau wie du, wie es scheint.

  4. #4
    Avatar von Sumpf B
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    Die Bläuung der Geschichte ist für mich ebenso wenig nachvollziehbar wie die offenkundige Aufregung unter "schläfrigen Mitte-Heinis" und "typischen Berliner Nachtschattengewächen" um ein derart dämliches Huhn wie Kate Moss.
    Das war ich nicht! Es war Dr. Mabuse!! Er benutzte mein Gehirn!

  5. #5

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    Man hätte wenigstens das Kate-Moss-Pipi nachher fotografieren können. Quasi als Beweis.

  6. #6
    Avatar von Sumpf B
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    Es heisst tatsächlich "das Kate-Moss-Pipi", nicht "die Kate-Moss-Pipi"?

    Ich glaube dem Chat nicht, obwohl der das gerade bestätigt. Dieses Internet lügt doch ständig.
    Das war ich nicht! Es war Dr. Mabuse!! Er benutzte mein Gehirn!

  7. #7
    Moderater Avatar von Murmel
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    Wäre Deine Begleiterin eine gewisse bettyford gewesen, hätte sie in der Sekunde des ersten Plätscherns gebrüllt: "Waaah! Da ist ja Kate Moss! Die pisst hinter den Bauwagen!"

    Dann wäre sie lächelnd verschwunden.

  8. #8
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    Ich fand die "Flatterfeen die Necktar saugen", ganz niedlich.
    Aber was soll's ich heul auch bei Filmen von Disney.

  9. #9
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    Selbstverständlich ist diese Geschichte absolut nicht lässig. Ich habe versucht, was schön Uncooles zu schreiben, aber etwas weniger Aufregung wäre vielleicht mehr gewesen.

    Sumpf, du kennst Frau Moss scheinbar persönlich, stell sie mir doch bitte bei nächster Gelegenheit vor. Vollkommen egal, ob sie total blöd ist. Du weisst schon. Sag ihr, ich will einen Kurzfilm mit ihr drehen, etwa 30 sec.

  10. #10
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    Murmel: Und dann hätte Gott den Absatz ihrer Silberschühchen abbrechen lassen und sie wäre lächelnd lang hingehauen. Und meine Markenberaterin aus Genf wäre ihr wahrscheinlich noch zu Hilfe geeilt. Und Kate hätte sich schnell verpisst. Und ich hätte wieder meine Kamera nicht dabei gehabt. Scheiß Abend.

  11. #11
    Avatar von Sumpf B
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    Was schön Uncooles zu schreiben ist Ihnen mit diesen Antworten prima gelungen, auch mit wenig Aufregung dazu.

    Ihre erste Geschichte war jedenfalls definitiv besser.
    Das war ich nicht! Es war Dr. Mabuse!! Er benutzte mein Gehirn!

  12. #12
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    Ursprünglich gepostet von Sumpf B
    Was schön Uncooles zu schreiben ist Ihnen mit diesen Antworten prima gelungen, auch mit wenig Aufregung dazu.
    ...

    Ihre erste Geschichte war jedenfalls definitiv besser.
    Danke. Warten wir einfach auf die Nächste.

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