Mittags auf dem Alex blies ein grauer Wind in die kalten Gesichter. Die Abluftschächte des Burger-King jagten diesen unverwechselbaren Geruch von verbranntem Fett und Fleisch raus auf den Platz, der alte Menschen an den Krieg erinnert und junge magisch anzieht. Wer so einen Geruch hat, braucht keine Werbetafeln. Ich war jung, hatte Hunger und wenig Zeit, also ging ich rein.
Drinnen war es warm. Horden von Schülern mapften das verbrannte Fleisch in sich rein, schlürften die Cola und wischten sich mit dem Handrücken das Fett von den pickligen Backen. Und mittendrin, still, unerkannt, seelig vor einem Haufen von Pappschachteln und Servietten: Bundesumweltminister Jürgen Trittin. Ein Doppelwhopper und ein Salat, Pommes, Cola. Weder er noch ich wussten zu diesem Zeitpunkt, dass er in paar Jahren mit dem Dosenpfand den Einzelhandel zugrunde richten würde. Aber in diesem Moment ahnte ich es. Wie er da saß, die Ruhe selbst inmitten seiner Schachteln den politisch unkorrekten Fraß genießend, öffentlich, aber völlig ungestört, da wurde mir klar, wie dieser Mann funktioniert. Dass er seine Gegner in den Wahnsinn treiben muss mit seiner Art, sich nicht um das zu kümmern, was andere sagen oder denken oder wollen, dass er tut. Er macht, wonach ihm der Sinn steht. Selbst im Burger King.
Ein paar Monate später wollte ich einen Bekannten anrufen. Ich tippte die Nummer von Hand ein, weil ich sie nicht gespeichert hatte. Tuten. „Trittin?“ „Ehm, Entschuldigung, mit wem spreche ich?“ „Jürgen Trittin.“ „Oh Entschuldigung, da habe ich mich wohl verwählt.“ Ich beendete das Gespräch. Er nun wieder. Ich überprüfte die Nummer: ein einfacher Zahlendreher. Seitdem habe ich im Handy „Trittin“ eingespeichert. Ich habe aber nie wieder angerufen. Er würde ja ohnehin nicht auf mich hören.
Lesezeichen