Nino deAngelo (und der Blues)

[Dr.Skok]

Ein Klischee, welches ich nicht kannte, legte sich müde über die abendliche Herbststadt. Dunkel wars, kalt und ungemütlich, die Lichter der Großstadt (hier: Köln, genauer: Rudolfplatz) verrichteten müde ihren Dienst an der Melancholie.

Nun wusste ich mit 11 Jahren dieses Gefühl nicht zu beschreiben, doch hielt es trotzdem mein Herz eisig umklammert. Das Eheglück meiner Eltern schlingerte, da mein Vater ständig arbeiten musste, und auch an diesem Sonntagabend des Jahres 1984 musste er in die Firma, Akten holen. Ich saß also mit meiner Mutter wartend im Auto, besagte Melancholie der Großstadt legte sich über uns und machte uns schweigen.

Da näherte sich ein kleiner Mann unserem Auto, einer Tiefgarage war er entstiegen. Den Kragen seines langen, dunkelblauen Wollmantels hatte er hochgeschlagen. Er passierte uns und schaute ins Fenster. Sofort erkannte ich in ihm Nino deAngelo, sein aktueller Hit "Jenseits von Eden" klang mir noch überpräsent im Ohr. Er sah unendlich traurig aus, kurz nach überschreiten seines Zeniths. Unsere Blicke trafen sich, dann war er im Neondunkel der Großstadtnacht verschwunden.

Furchtbar kitschig das Ganze, doch wann immer mir die sanfte Base Melancholie das Herz erschwert an einem sinnlos tristen Tag bin ich im Herzen bei meinem Bruder. Dem einsamen Kuschel-Wolf Nino. Ausgerechnet. Komisches Leben.

[lacoste]

Tja. "Wenn selbst ein Kind nicht mehr lacht wie ein Kind..." Was ist danach geschehen? Haben Deine Eltern sich scheiden lassen?

[lacoste]

Ich mag Nino de Angelo! Er ist immer traurig gewesen, dann hatte er Krebs, wäre fast gestorben, und nach dem Krebs sah er viel besser aus, als vorher.

[Dr.Skok]

Sie haben sich nicht für eine Scheidung entschieden. So richtig in Eden waren sie danach aber nicht mehr, jenseits aber eben auch nicht. Wie so oft, irgendwo dazwischen.

[Dr.Skok]

Ich habe Nino deAngelo übrigens noch ein zweites Mal gesehen, vor zwei Jahren in einem winzigen Zirkuszelt auf einer Familienfeier im Rösrather Möbelzentrum. So weit ist es mit ihm nun gekommen. Bei diesem Auftritt musste er sich von Kindern verhöhnen lassen, er sei ein Schlafsack. Mehrmals! Ihm fiel dazu nichts ein.

[lacoste]

Oje, der Arme! Hättest Du ihm doch ein nettes Wort gesagt! Wenn Du ihn nochmal triffst, richte ihm doch bitte von mir aus, dass ich ihn okay finde. Ich treffe ihn ja nie!

(Im ersten Stock steht grade ein Student, der sich als Blauer Legostein verkleidet hat.)

[U_Sterblich]

Sowas wünscht man wirklich niemandem.

(Auf der Treppe im Flur liegt immernoch die tote Fledermaus, sie sieht täglich etwas platter aus.) (Oh, ein Reim.)

[Dr.Skok]

Liegt die Fledermaus denn vor der Tür von dem Blinden?

Und wieso verkleidet man sich als blauer Legostein? Und wie?

[Graham]

Gegen Auftritte im Rösrather Möbelzentrum ist doch nichts zu sagen, leicht verdientes Geld, natürlich ohne Würde, aber was zählt ist das sich im Plus befindliche Konto. Gottfried Wendehals hat so jahrelang seine Alkoholabhängigkeit finanziert, möglicherweise aber auch begründet.

[Beiweiss]

Nino ist immer ziemlich unruhig. Ständig muß er sein Handy zücken und jemanden anrufen. Seine Freundin ungefähr dreimal, um ihr zu sagen, dass er ja jetzt auf dem Weg sei und in Terminal 3 rauskomme. Und seinen Wettbroker muß er anrufen. Die ganze Zeit, um neue Wetten zu platzieren oder alte zu bestätigen. Der Broker ist schon ziemlich genervt und Nino wird dann ganz traurig. 2 Minuten später ruft er trotzdem nochmal an.
Hat er in so einer Lufthansa Lounge 45 min. Aufenthalt, führt er ungefähr 30 Telefonate mit 3 verschiedenen Leuten.
Traurig war das damals in München. Jenseits von eben.

[christoph]

Mein alter Freund Sam hat den "Superstar" Alexander vorletzte Woche bei einem Auftritt im Freibad zu Fallersleben bei Wolfsburg gesehen. Alex fängt also da AN, wo Rex Gildo AUFGEHÖRT hat.

Fuck that.