Ich stand vor einigen Jahren mit einem Freund auf einer Party in der Küche. Die Party war bei einem Mitglied einer Münchner Band, die am selbigen Abend ohne mein Beisein als Vorband von Nick Cave gespielt hatte. Das war mir zwar bekannt, aber ich hatte nicht weiter darüber nachgedacht. Warum auch.
An der anderen Wand in der Küche stand ein Mann mit einem Glas Wasser in der Hand. Er sagte den ganzen Abend keinen Ton, war aber von einigen englisch sprechenden Menschen umgeben. Lässig Alkohol konsumierend taten wir so, als ignorierten wir den Mann, während wir uns darüber unterhielten, wie verblüffend ähnlich er doch Nick Cave sehe. Kaum zu fassen, dieselben fettigen Haare, dasselbe trübe Gesicht. Aber langweilig, der Typ, weil er nur Wasser trinkt und nichts sagt. Wir sprachen lang und breit über dieses Thema, wie man auf Parties eben oft sinnlos vor sich hinbrabbelt, weil man eh nur trinken und gucken will. Nichts rastete ein.
Etwa zwei Stunden später verabschiedete sich der Mann auf englisch und verschwand. Ich weiß nicht, warum mir gerade in diesem Moment einfiel, dass es Nick Cave selbst sein musste. Die Überraschung über diese Tatsache und über unsere Blödheit ließ sofort jegliche understatige Lässigkeit von mir und meinem Freund abfallen. Wir rannten zum Fenster, lehnten uns gemeinsam hinaus, jubelten "Bye bye, Nick"! und winkten ihm strahlend und aufgeregt zu, als er in ein Taxi stieg. Er winkte zurück. Auf ihn muss es noch viel blöder gewirkt haben.
Vielleicht hat er ja ein trauriges Lied darüber geschrieben.
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