als ausländerin ist man im ausland promimäßig verratzt, erst recht wenn man schlecht im erinnern von gesichtern ist.
hier schlägt das schicksal, in form von königin noor, voll zu:
ihr ist als witwe sicher langweilig, ihre religion gerade viel diskutiert. ausserdem: man tut Biografien schreiben, ist man der öffentlichkeit schuldig.
genauso schuldig eine signierstunde, auch für die vielen fans in helsinki, natürlich im ersten bücherladen am platze.
da muß ich hin und papparazzen was das zeug hält! vielleicht meine letzte chance bis der lange böse winter wiederkommt und ich 9300 stunden das haus nicht mehr verlasse.
beschissenes, vorsätzliches papparazzen. irgendwo raufstellen zum glotzen, applaudieren, vielleicht den ein oder anderen zwischenruf machen "Noor - we love you!" das wird herrlich! dummerweise hab ich noch nicht dazu gelernt und denke immer, finnen nehmen grundsätzlich nicht an öffentlichen veranstaltungen teil. szenen drängen in meinen kopf: noor unterschreibt ein buch, das ich ihr nach langem taxieren unter die nase halte. sie unterschreibt, wissend das es nicht ihr buch ist. aber aus langeweile signiert sie alles. in der nähe stehen zwei menschen und suchen ein buch, sie gucken zu uns rüber, der eine fragt: tunnetko? der andere schüttelt bestimmt und verneinend den kopf.
Welcome to reality in mutti-world: 14.00 uhr, die akademische buchhandlung gleich neben stockmann ist zum bersten voll. ich habe noch nie soviel ondulationen auf einem haufen gesehen. man steigt auf kleine treppchen, drängelt nach vorne und applaudiert minute um minute. helsinkier hausfrauen ausser rand und band. hier bricht man sich keinen zacken aus der krone, die ansonsten übliche zurückhaltung vergessen!
verständlich: äußerlich hat noor sicher mehr zu bieten als frau halonen. stilvoll in schwarz gehalten, mit einer modischen sonnenbrille keck im haar. ich kann förmlich die seufzer des bedauerns hören, darüber das dies land 1917 eines gekrönten hauptes entging.

soviel sensationsgier steigert auch meine lüsternheit, wie von sinnen steige ich auf meine zehenspitzen und glotze und glotze und mein mann kauft völlig ferngesteuert das buch.
in meinem hirn macht sich nur ein ruf breit: "sonnenbrille, welche marke, muss ich haben, muss ich haben...".

Schnitt

am montag saß ich woanders mit einer freundin, zwei herren setzen sich zwecks unterhaltung an unseren tisch. was stellt sich heraus? sie sind untertanen eben dieser königin (oder sind es ex-untertanen, wo sie doch nicht mehr die richtige königin ist?). die kannten das buch gar nicht und waren auch nicht im mindestens von meiner positiven zuwendung in form höflichster papparazierung im rahmen einer öffentlichen signierstunde beeindruckt. komisches volk, dann mach ich das eben nicht noch mal.