Ergebnis 1 bis 8 von 8

Thema: Setlur, Sabrina (Dreier mit Meta)

  1. #1
    Member
    Registriert seit
    05. 2001
    Ort
    Bonn
    Beiträge
    1
    Letztes Jahr Ende Mai war ich an der C™te d'Azur und flog von Frankfurt nach Nizza und zurück. Beim Rückflug hatte ich mich entschieden, die letzten Sou bzw. Louisdor doch nicht für Mitbringsel für die Lieben daheim zu verplempern, sondern mir lieber noch ein dem dortigen Leben in Stil und Preis angepaßtes Heißgetränk zu mir zu nehmen. Der Flughafen von Nizza ist eher klein und die Bar in dem Bereich, in den man nur mit Flugticket kommt, stellt nur ein paar kleine Tischelchen zur Verfügung, die allerdings malerisch direkt am Ende der Halle mit Blick aufs Rollfeld stehen.
    Auf der Suche einem Sitzplatz schwiff mein Blick herum und blieb an einem freien Tisch hängen, nicht ohne daß ich jedoch vorher mit den Augenwinkeln ein Persönchen erfaßt hatte, dem ich mich beim Trinken noch einmal zuwenden wollte. Ich setzte mich so, daß ich das tun konnte, ohne mir den Hals zu verrenken und entspannte mich. Nicht lange allerdings, denn dann sah ich wieder hinüber, wo die Dame in Begleitung eines Herrn saß und dachte: schau an, das ist doch Sabrina Setlur. So recht konnte ich das zunächst nicht glauben, da sie mir doch zu klein und dunkel vorkam und ich widersprüchlicherweise einerseits verwundert war, daß so gar keine Fans sie umlagerten, es mich andererseits stutzig machte, daß sie überhaupt da war, weil sie doch, so vermutete ich, in Südfrankreich kein Schwein kennte. Der Mensch an ihrer Seite hätte der zweite Mann von RHP sein können, der in dem wenigen, was ich von der Kombo gesehen hatte, immer etwas weniger großkotzig anmutete als Moses Pelham. Na ja, dachte ich, Frankfurt paßt ja, vielleicht hat sie Urlaub gemacht oder ist von einem reichen Deutschen zu seinem 55. Geburtstag zum Vorsingen in seine Finca oder wie das dort heißt oder auf seine Yacht eingeladen worden. Am Frankfurter Flughafen beim gemeinsamen Warten auf das Gepäck sprach sie dann auch noch jemand an, daß er sie so toll fände, da war dann klar, das sie es war. Später habe ich sie noch öfter in der Consors-Werbung am Flughafen auf ihren Koffer warten sehen.
    In Nizza hingegen ging es unterdessen bzw. vorher weiter. Schräg hinter mich setzte sich eine mehrköpfige Gruppe, aus der eine Dame von, wie ich später feststellte, reifer aber nicht überreifer Jugend zu Sabrina Setlur mit 'Hallo' herübergrüßte und ich glaube, Frau Setlur grüßte auch zurück. Die höflichen Paparazzi waren mir noch kein Begriff und ich war baff, wie leichtfüßig hier Prominenz einbezogen wurde und wie volksnah und doch quasi nebenbei sie zurückgrüßte - weitere Anstalten etwa zur Ergatterung eines Autogramms o.ä. wurden nicht gemacht. Von den erwähnten Fluggästen schräg hinter mir drangen deutsche Gesprächsfetzen östlicher Färbung, und ich schwankte zwischen den Annahmen, es handle sich um eine Urlaubsgruppe, dazu waren sie aber falsch angezogen, oder sie seien vielleicht geschäftlich unterwegs, dazu taten sie aber zu freundschaftlich vertraut und auch der Dialekt wollte dazu auch nicht recht passen. Nach einer Weile verrenkte ich doch meinen Kopf oder drehte meinen Stuhl leicht, um die Sabrina Setlur gegrüßt habende Wortführerin der Gruppe noch einmal anzusehen, und siehe da, es war Katarina Witt mit einem kantigeren Gesicht, als ich es vermutet hatte. Auf meinem Weg zu den billigen Plätzen sah ich sie dann hinterher in der ersten Klasse sitzen.
    Spannender als das Erspähen dieser beiden Prominentinnen, mit dem ich meine Bekanntschaft später noch recht ausgiebig behelligte, fand ich aber schon damals die Metaebene zweier einander offenbar zufällig begegnender öffentlich bekannter Personen quasi auf neutralem Gebiet. Gab es für so was eine Etikette, die über das normale Maß (Herr grüßt Dame, Rangniedriger grüßt Ranghöheren, Kommender grüßt Daseienden) hinaus ging? Vermutlich gingen beide davon aus, einander erkennen zu können, wenigstens KW muß sich recht sicher gewesen sein, erkannt zu werden, sonst wäre ihr Gruß zu SS nämlich doch so peinlich geworden, wie wenn ich einfach Hallo herübergerufen hätte. In gewisser Weise waren ja beide ihrer Kontexte beraubt, eine Sportveranstaltung wäre KWs Promi-Kiez gewesen, gleiches mit SS für ein musikalisches Treffen. Aber hier: wer zählte mehr? Auf der einen Seite Holiday-on-Ice-, Ronin- und Playboy-gestählt aber vielleicht doch eher schon den Zenith hinter sich habend Katarina Witt, auf der anderen Seite vielleicht noch eher aufstrebend und vermutlich unter der Jugend bekannter Sabrina Setlur. Vielleicht sollte man einfach ihre Umsatzzahlen vergleichen.
    Später bekam ich dann mit, daß vorher die Laureus-Veranstaltung zur Ehrung von Sportlern in der Nähe gewesen war; was Frau Setlur dort zu schaffen hatte, blieb mir unklar, aber immerhin hatte sie offenbar dort auch Boris Becker näher kennengelernt.

  2. #2
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
    Registriert seit
    05. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    3.418
    KW und SS - ich glaube nicht, daß die die Meta kennen. Aber garantiert kennen beide den Gottschalk. TG saß kurz vorher oder nachher mit KW auf einem Felsen am Meer und unterhielt sich mit ihr über Banalitäten in Richtung einer Kamera. Die Behauptung, darin bestünde bereits das Wesen des Promitums, im wechselseitigen Kennen und sich gegenseitig dabei zu helfen, erkannt zu werden, wäre nicht völlig abwegig.




    (Beitrag wurde von Ignaz Wrobel am 29.10.2001 um 23:02 Uhr bearbeitet.)

  3. #3
    Kolkrabe Avatar von Doctor Subtilis
    Registriert seit
    07. 2001
    Beiträge
    1.216
    Geht es um Zubin Mehta?

  4. #4
    Hobel Avatar von Ignaz Wrobel
    Registriert seit
    05. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    3.418
    Nein, Metha Ebene.

  5. #5
    Moderator Avatar von rron
    Registriert seit
    05. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    5.477
    Habe beim Überfliegen 'Gruß zu SS' gelesen. Dachte mir, vielleicht wirds ja was.
    Wurde nichts. Führer war alles besser.

  6. #6
    Avatar von Klaus Caesar
    Registriert seit
    08. 2001
    Ort
    Berlin
    Beiträge
    7.021
    Buchmessenfreitag. Mein Blick ist vom Vorübergehn der Bücher so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Also beschließe ich, mich an den nächstbesten Stand zu setzen und zur Entspannung ein wenig zu schmökern. Der Stand, den ich mir erwähle, ist der des Eichborn-Verlags. Ich setze mich, verknuspere die ubiquitäre Buchmessen-Keksmischung und mustere das Verlagsangebot, das von beeindruckender Nichtsnutzigkeit ist. Da wäre zu einen die High-End-Nichtsnutzigkeit des Humboldt-Projekts - nichts gegen Alexander von Humboldt, immerhin kam er vor einem Jahr bei der ZDF-Sendung „Unsere Besten“ auf Platz 61 und ließ damit Peter Kraus, Campino und Katarina Witt knapp, aber, wie ich meine, insgesamt doch verdient hinter sich; die Neuausgabe des „Kosmos“ jedoch ist ein 98-Euro-Coffee-Table-Buch für Angeber, in dem wohl kaum ein Mensch länger als halbe eine Stunde blättert - , zum anderen die Low-End-Nichtsnutzigkeit von Schmunzelbüchern für Doofiane, total verrückte Merkwürdigkeiten aus aller Welt, eine von Oliver Th. Domzalski zusammengestellte Sammlung lustiger Kindersprüche, ohmygawd. Ich erwäge, dem Eichborn-Verlag drei Buchprojekte zu unterbreiten: 1. „Damit ist der Antrag angenommen - Die witzigsten Sprüche von Eberhard Diepgen“, 2. „Hey, kannste mich mal auf die andere Seite drehen? - Die coolsten Anbaggertricks für Tetraplegiker“, 3. „Voll krass festgemauert in dem Erdn, Alder – Die schönsten Schillerballaden auf kanakisch“, da fällt mein Auge auf Dr. Ankowitschs kleines Konversations-Lexikon, und schon bin ich mit dem Verlag versöhnt, denn es gibt es doch noch, das klug unterhaltende Eichborn-Buch. Erstaunliche Dinge hat er zusammengetragen, dieser Dr. Ankowitsch, zum Beispiel eine ganze Seite mit affigen Frisörnamen, Donnerwetter, staune ich, wo hat der das bloß her?

    Während ich noch sitze und staune – unten sitze ich, oben staune ich - , klappert ein schmächtiger Applaus aus der Richtung des Eichborn-Lese-Sofas zu mir herüber. Offenbar ging soeben eine Lesung zu Ende. Nun kommt Gewusel in den Stand, es wuselt immer näher und setzt sich schließlich, gewandet in einen sichtlich sündteuren pink-weißen Alptraum, zwei Meter neben mich, endlich mal eine Prominente, die sogar ich erkenne, Unterkiefer wie ein Piranha, jawoll, sie isses, Sabrina Setlur. Und schon kommt ihr einer hinterherscharwenzelt, offenbar der Moderator einer offenbar soeben stattgehabten Sabrina-Setlur-Lesung, er fragt: „Und? War’s okay für dich?“, und sie sagt: „Klar, war doch total witzig“, und er sagt: „Ich hab das abgekürzt am Schluß, ich hoff, das war okay für dich“, und sie sagt: „Klar, ich kenn das, da fragt nie einer was“, und ich denke: „Was geht hier vor?“

    Nun setzt sich ein Interviewer vom, wie die blaue Knautschkugel auf dem Mikro verrät, Hessischen Rundfunk zwischen mich und Sabrina Setlur und fragt Sabrina Setlur, ob er ihr mal eben ein paar Fragen stellen dürfe. „Klar“, sagt Sabrina Setlur. Ich rücke, den Blick starr auf Dr. Ankowitschs kleines Konversations-Lexikon gerichtet, näher und versuche zu verstehen, was Sabrina Setlur sagt. Zuerst verstehe ich gar nichts. Dann verstehe ich das Wort „Kafka“. Dann denke ich, ich muß da was falsch verstanden haben, sie sagte wahrscheinlich „Kaffee“ oder „Prada“ oder „das Kaff da“ (i.e. Rödelheim). Dann sagt sie noch einmal unmißverständlich „Kafka“, und sogleich darauf: „Die Verwandlung“. „Was um Himmels willen geht hier vor?“, denke ich erneut und noch eindringlicher. Und dann hören meine ungläubigen Ohren, wie ausgerechnet Sabrina Setlur über ausgerechnet Franz Kafka parliert: „Wie ich ’Die Verwandlung’ zum ersten Mal gelesen hab, dachte ich zuerst, die Geschichte ist ja im Grunde total banal“, erdreistet sie sich, „aber je mehr Details man erfährt“, sie spricht das Wort englisch aus: dietäils, „desto mehr ist die Story dann total faszinierend“ und so fort. Ich nehme mir vor, die Magie des Augenblicks zu erhalten und deshalb nie, niemals, nimmermehr in Erfahrung bringen zu wollen, was das tertium comparationis zwischen Kafka und Setlur ist.

    Gerade eben mußte ich es doch googeln: Der furchterregende Käfer Sabrina Setlur hat „Die Verwandlung“ als Hörbuch eingelesen. Und das finde ich schon wieder irgendwie total kafkaesk.

  7. #7
    Avatar von ingwer
    Registriert seit
    07. 2001
    Beiträge
    3.050
    auch buchmesse, donnerstag: am eichbornstand vorbeiflanierend würdigte ich den buchmessekeksen keinerlei aufmerksamkeit, traf aber herrn dr. ankowitsch, den ich aufgrund der sofasituation auch prompt erkannte. er bat uns großzügiger weise auf das rote möbel, wo wir unsere qualmenden füße erfreut ausbluten liessen. dort saß auch ein sehr symathischer herr, der sich noch etwas sprachlos freute (es muss so ca. 13.15 h gewesen sein), da frau jelinek den großen preis, von dem man in letzter zeit so viel hört, gewonnen hatte. er freut und freute sich zu recht, denn er besitzt rechte an einer erzählung der dame, wie wir nun hörten. da haben wir uns einfach sinnlos mitgefreut und sind anschließend von etage zu etage gezogen, um uns von oben bis unten durch alle hallen und dachterassen zu futtern, einfach weil die schiere menge der bücher seelisch und körperlich eine zu große überforderung darstellte.

    und sonst: kafka/setlur ist noch zu toppen: denn das hörbuchwesen treibt ungeahnte blüten. ebenfalls auf der buchmesse entdeckt: h.p. baxxter liest thomas bernhard.

  8. #8
    Avatar von Arthur Schlupfloch
    Registriert seit
    05. 2002
    Ort
    Offenbach
    Beiträge
    380
    und wann liest küblböck "mein kampf"?

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer

Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •