VerlagslektorIn 100 %
Philologe, Philologin 100 %
LiteraturwissenschafterIn 100 %
MusikwissenschafterIn 100 %
TheaterwissenschafterIn 100 %
KulturwissenschafterIn 100 %
InspizientIn 83 %
GeistlicheR 77 %
FrächterIn 72 % 4
BerufsberaterIn 72 %
Geistlicher - ja das wäre ich fast geworden. Damals wollte mich die Pallottiner, auf deren Internat ich war, in die Richtung schubsen. Einen guten Theologen würde ich abgeben, hieß es damals seitens meines Religionslehrers. Also wurde ich auf ein Seminar eingeladen. So eine Art Nachwuchsbewerbungsdingens, wie früher die Ausbildungsmessen, auf denen Dachdecker und Versicherungen um die örtliche Jugend warb. "Wenn Du zu uns kommst, dann gibts ein Mofa umsonst" und so Sachen.
Ein Mofa bekamen wir nicht, aber ein Gratis/Franko/Umsonst Aufenthalt in einer Art Kloster für spätere Führungskräfte. Wir wurden mit dem Bus da hin gekarrt. Einem VW Bus. Und selbst der war zu groß, weil wir nur zu dritt waren. Dirk, Chris und ich. Dirk wollte Priester werden, seit dem er 12 war. Keine Ahnung, was da schief gelaufen war. Chris hasste die Kirche, spielte phantastisch Orgel und war nur mitgefahren, weil er keine Lust hatte, schon wieder das Pfeifenwerk zu putzen. Also landeten wir alle im Haus Wasserburg. (Gerade gesehen, dass Dirk tatsächlich da untergekommen ist) und wurden ein langweiliges Wochenende indoktriniert. Das man gut Karriere machen könnte, bei den Pallottinern. Viel besser als bei den Jesuiten, dem rechten Pack. Da würden sich alle hindrängeln, weil die im Vatikan so fett drin säßen. Aber deswegen seien die Aufstiegschancen auch nicht besser. Die Pallottiner würden zum liberalen Flügel des Vatikans gehören, und hätten genau so viel Einfluss, nur eben kaum Nachwuchs. Mein spitzzüngiger Einwurf, alle wichtigen Positionen im Vatikan (Papst, Glaubenskongreation) seien mit Jesuiten besetzt und das schon lange, wurde mit der Antwort "Nicht die, die im Licht stehen, haben immer das sagen" abgebügelt. Wir wurden auf jeden Fall gehätschelt, gemästet, mit Schnaps abgefüllt und am Samstag Abend waren zwei Menschen restlos ob der tollen Karrierechancen begeistert
- "Da geht man eben mal hier für zwei Jahre hin, oder in die USA, oder nach Spanien, oder nach Afrika, ist wie im diplomatischen Dienst"
- "Und was noch?"
- "Man kann sehr schnell Nuntius werden, kein Thema. Nur eine Frage der Ausbildung"
- "Ich dachte das werden nur Jesuiten?"
- "Die können ja nicht immer alle Plätze besetzen."
- "Aha"
- "Aber ist sowieso interessanter in Rom, in der Nähe des heilligen Vaters zu arbeiten. Stellt Euch nur mal vor: Ihr geht ein und aus, wo schon seit zwei Jahrtausenden Könige und Päpste herschreiten."
Das überzeugte mich. Jedenfalls bis zu einer blöden Bemerkung von Chris, die irgendwas mit Frauen, Mangel an Masturbation, verhuschten Gestalten auf Klosterfluren, geheimen Zimmern und Haushälterinnen zu tun hatte. Während ich noch drei Wochen ernsthaft darüber nachdachte, tat Chris nichts anderes, als mir alles drei Wochen lang auszureden. Als er es mir dann endgültig ausgeredet hatte, und ich nach einem nächtlichen Besäufnis vom Internat flog, entschloss er sich dann selber Novize zu werden.
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