es ist ein jahrzehnt her und noch ein bisschen länger, ich hatte meine volljährigkeit noch nicht erreicht und ich war begierig auf das leben, von alltagsfrust noch keine spur.
in meinem zimmer lag ein ordner, den ich nicht mehr schließen konnte, weil er so überfüllt war mit studiumsunterlagen im ausland.
ich träumte von san fransisco, von dem trinity-college in dublin, ich wollte theater machen, die weltliteratur studieren, die schlaueste frau der welt werden, stipendien absahnen, umjubelt sein. sturm und drang.
ich saß in meinem dachzimmer und träumte, fraß die artikel von"tempo", "spex" und "miss vogue" in mich rein, rannte in die plattenläden der stadt und berauschte mich an der musik, die von überall her zu kommen schien, nur nicht aus dem kaff, in das ich fälschlicherweise geboren war. "ich will mit dir dahin wo es laut ist und am leben", hat dann jochen distelmeyer ein paar jahre später gesungen und diese zeile machte mein herz pochen.
wie schon einmal berichtet, fuhr ich während meiner oberstufenzeit des öfteren nach irland. dieses land hatte es mir angetan. die herzlichkeit der menschen. das bodenständige. diese melancholie der hochgebildeten dauer-asylsuchenden, die in ihren kneipen zusammenhockten und sieben sprachen und sieben instrumente gleichzeitig benutzten. die iren. ein singvolk. gefeit gegen wind und wetter und wirtschaftliche depression.
meine freundin uli und mich verschlug es auch in die irische hauptstadt dublin, wo wir den straßenmusikern lauschten und als wir eines tages so auf dem straßenrand saßen, unsere rucksäcke auf dem rücken, sprach uns bzw. mich ein gewisser aidan foley an.
wir unterhielten uns über musik, den irischen underground, damals gab es die "frames" (u2 war schon lange viel zu kommerziell) und wir waren alle drei furchtbar euphorisch, weil das guiness gut schmeckte und die menschen fröhlich aussahen und das wetter so sonnig war und überhaupt: it could be worse.
er lud uns in seine wohnung ein, die nicht unweit vom liffey gelegen war, also ziemlich zentral, gab uns einen kaffee zu trinken und spielte uns selbst produzierte musik vor.
wir schrieben uns dann noch ein paar mal, nahmen uns kassetten auf und irgendwann ist dann der kontakt abgebrochen.
heute geht es mir beschissen, da ich total vergrippt bin und pleite noch dazu und eine morbide einsamkeit sich in mir breit macht und ich denke, dass es allen anderen menschen besser geht als mir und ich mache mir einen tee und lege mich ins bett und schwitze ...
und googele "aidan foley dublin music" im internet und was sehe ich?
dass der mann inzwischen ein komplett international etablierter musikproduzent ist , der für pj harvey, die stones, die fugees, metallica, u2, die cranberries und andere top-acts arbeitet.
und ich denke mir: wow.
in dieses imperium würde ich gerne einheiraten.
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