Die Veranstaltung war bisher sehr gut gewesen, die Weine hatten Klasse und der nette, einfache Mann aus Württemberg hatte informativ und nicht zu langweilig über den Weinbau berichtet. Die Happen aus der Küche des Landhauses waren klein und genießbar, anders als man es gewohnt war. Herr Dill (er heißt Volkmar Preis, kommt irgendwo aus Niederösterreich glaube ich), lässt mich Gott sei dank mit seiner eigenen Beweihräucherung heute in Frieden, grüsst nur leise und fragt wie es denn meinem Töchterl gehe. Der Badener hält nun seinen Vortrag, er ist ein Mann mit Bildungsauftrag dem alle gespannt lauschen, charismatisch und mit reichlich Gusto lässt er die neuesten Bilanzen und Zahlen des badischen Weinbaus auf die versammelten Pressekollegen regnen, um uns dann, mit einem begeisterten "essen wir aber jetzt was zu diesen herrlichen Tropfen", in den Speisesaal zu führen. Das Essen fällt nicht weiter auf, etwas mit Risotto und ein Steinbutt mit Riesling und Safranöl. Aber dann als der Fischgang abgeräumt werden soll, erfasst eine ausgeprochene Unruhe den Raum, und eine Wolke unsichtbarer Erregung, dringt in den Speisesaal. Da, im Vorraum ist jemand eingetroffen, zu spät, aber doch willkommen.
Zuerst kommt eine schokoladige Schönheit, dann eine polnische Schönheit, dann ein kleiner nervöser Mann mit Zigarillo ("gehen Sie doch aus dem Weg, sie sehen doch das wir hier sitzen wollen") und dann kommt der eigentliche Star dieser kleinen Vierer-Bande der Peinlichkeit: graumeliert, in Jeans von Kopf bis Fuss, Bad Segeberg lässt grüssen, nickt er der staunenden Presse zu.
Carriere, Mathieu. Kotzpille, Riesige.
Nein die ersten Gänge wollen sie nicht, aber Rotwein sofort. Und noch einen Aschenbecher.
Der Badener, der gerade beginnt die Weine des nächsten Ganges anzukündigen (harmonische Dichte mit leichtem Holleraroma..), wird immer wieder von Tisch in der Ecke gewollt ungewollt aus der Fassung gebracht. "Ficken kann der sich, die Alte wollte es doch so, du bist mein PR-Mann dann tu was fürs Geld du Arsch, ja du kannst auch ein Champagne haben, ist doch egal" dann ein Fingerschnippen um die junge Auszubildende im Gasststättengewerbe herbei zu zitieren.
Die netten Männer aus dem sonnigsten Teil der Republik machen gute Miene, als der Lammrücken abgeräumt wird und die PR Frau der Weinbauern dem Vortragenden bittet doch den Stargast anzukündigen. Warum? fragt er, gibt aber dann doch klein bei und annonciert: "Mathieu Carriere, bekannt aus dem Fernsehen und seine Freundinnen und Berater, deren Namen man mir nicht gesagt hat. Wenn sie uns doch ihre Impressionen geben würden", hebt sein Glas und lächelt charmant. Carriere steht auf, bedankt sich bei seinem undankbarem Publikum und gibt seine Meinung zu den Rotweinen ab: kein Bordeaux, aber wie eine junge Frau die Mann sich ohne Arroganz nähern muss umd das Beste aus ihr herauszukitzeln (dabei streicht er der Polin über den Kopf) und so fort.
Sie sind noch eine Weile laut, rauchen sich durchs Dessert und verschwinden dann. Zum Abschied gibt der PR Fuzzi noch ein "Tolle Party " zum Besten und dann verschwindet auch er in einer blauen Wolke in die Nacht.
Der Mann aus Baden sagt nur: "Ich hätte nicht gedacht daß es möglich ist, aber der Mann hat vom Wein noch weniger Ahnung als vom Schauspiel."
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